burg vorlegte, als Cüstine 1792 von ihm die Brandschatzung foderte.
"Je mehr -- sagt die Bürgerschaft -- es in den jetzigen Zeiten gewöhnlich zu werden scheint, die Bande zwischen Regenten und Unterthanen zu er- schüttern; je mehr das Beyspiel -- zu ähnlichen Unternehmungen aufzufodern scheint, desto mehr wird es Pflicht zwischen Regenten und Untertha- nen, solchen gewaltsamen Ausbrüchen und ihren betrübten Folgen durch wechselseitige Auf- richtigkeit in Zeiten vorzubeugen. Jeder Weil- burger und jeder redliche Unterthan ist von dem tiefsten Schmerz über das Ew. Durchlaucht, bey dem Ueberfall der Franken, widerfahrne Unglück, aber auch mit gerechtem Unwillen gegen diejenigen (Minister und Räthe) durchdrungen, die es wagen mogten, gegen die Stimme aller Klug- heit Höchstdieselben zu vermögen, sich ohne Anlaß, durch Abschickung der Kreiskompagnie nach Mainz, zu einem Feind einer mächtigen Na- tion, noch dazu in dem Augenblick, aufzuwerfen, als dieselbe aufrichtige Proben ihrer nachbarlichen Gesinnung abgelegt hatte, und dadurch das ganze Land den traurigen Folgen eines verheerenden Kriegs bloszustellen -- Folgen, die man sich da- mals um so schrecklicher vorstellen mußte, als man von der strengen Mannszucht bey den französischen
burg vorlegte, als Cuͤſtine 1792 von ihm die Brandſchatzung foderte.
„Je mehr — ſagt die Buͤrgerſchaft — es in den jetzigen Zeiten gewoͤhnlich zu werden ſcheint, die Bande zwiſchen Regenten und Unterthanen zu er- ſchuͤttern; je mehr das Beyſpiel — zu aͤhnlichen Unternehmungen aufzufodern ſcheint, deſto mehr wird es Pflicht zwiſchen Regenten und Untertha- nen, ſolchen gewaltſamen Ausbruͤchen und ihren betruͤbten Folgen durch wechſelſeitige Auf- richtigkeit in Zeiten vorzubeugen. Jeder Weil- burger und jeder redliche Unterthan iſt von dem tiefſten Schmerz uͤber das Ew. Durchlaucht, bey dem Ueberfall der Franken, widerfahrne Ungluͤck, aber auch mit gerechtem Unwillen gegen diejenigen (Miniſter und Raͤthe) durchdrungen, die es wagen mogten, gegen die Stimme aller Klug- heit Hoͤchſtdieſelben zu vermoͤgen, ſich ohne Anlaß, durch Abſchickung der Kreiskompagnie nach Mainz, zu einem Feind einer maͤchtigen Na- tion, noch dazu in dem Augenblick, aufzuwerfen, als dieſelbe aufrichtige Proben ihrer nachbarlichen Geſinnung abgelegt hatte, und dadurch das ganze Land den traurigen Folgen eines verheerenden Kriegs bloszuſtellen — Folgen, die man ſich da- mals um ſo ſchrecklicher vorſtellen mußte, als man von der ſtrengen Mannszucht bey den franzoͤſiſchen
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burg vorlegte, als Cuͤſtine 1792 von ihm die
Brandſchatzung foderte.
„Je mehr — ſagt die Buͤrgerſchaft — es in den
jetzigen Zeiten gewoͤhnlich zu werden ſcheint, die
Bande zwiſchen Regenten und Unterthanen zu er-
ſchuͤttern; je mehr das Beyſpiel — zu aͤhnlichen
Unternehmungen aufzufodern ſcheint, deſto mehr
wird es Pflicht zwiſchen Regenten und Untertha-
nen, ſolchen gewaltſamen Ausbruͤchen und ihren
betruͤbten Folgen durch wechſelſeitige Auf-
richtigkeit in Zeiten vorzubeugen. Jeder Weil-
burger und jeder redliche Unterthan iſt von dem
tiefſten Schmerz uͤber das Ew. Durchlaucht, bey
dem Ueberfall der Franken, widerfahrne Ungluͤck,
aber auch mit gerechtem Unwillen gegen diejenigen
(Miniſter und Raͤthe) durchdrungen, die es wagen
mogten, gegen die Stimme aller Klug-
heit Hoͤchſtdieſelben zu vermoͤgen, ſich ohne
Anlaß, durch Abſchickung der Kreiskompagnie
nach Mainz, zu einem Feind einer maͤchtigen Na-
tion, noch dazu in dem Augenblick, aufzuwerfen,
als dieſelbe aufrichtige Proben ihrer nachbarlichen
Geſinnung abgelegt hatte, und dadurch das ganze
Land den traurigen Folgen eines verheerenden
Kriegs bloszuſtellen — Folgen, die man ſich da-
mals um ſo ſchrecklicher vorſtellen mußte, als man
von der ſtrengen Mannszucht bey den franzoͤſiſchen
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 458. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/470>, abgerufen am 22.11.2024.
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