lichkeit an ihrem Fürsten. Die Badenser hassen alle Tyranney, und lieben ihren Herrn doch auf- richtig. [ - 2 Zeichen fehlen] Oderint, dum metuant ist gewiß ein scheuslicher, und dem Regenten selbst gefährlicher Grundsatz, zumal heutzutage. Die freyen Grund- sätze thun's wahrlich nicht: die machen keinen Auf- ruhr; ja, gerade sie -- halten ihn, nach der Engli- schen Kunstpolitik, durch die Oppositionsparthey, in England zurück. -- Und wird wohl jemand von den Pocken angesteckt, der keinen Stoff dazu im Körper hat? Man gehe doch ins Gothaische, oder Braunschweigische und predige da das Freyheits- system von nun an bis in Ewigkeit: die Gothaer und Braunschweiger werden zuhören, selbst miteinstim- men und doch ihren Herzogen treu bleiben. Aber in Hessen, und in andern paralytischen Ländern und Ländchen mögten freilich jene Grundsätze zün- den, nicht für sich, sondern nach dem Stoff, den die Regierung selbst dazu hergiebt.
Und daß viele Regierungen dieß thuen, und überhaupt, damit man sehe, daß ich von den über- rheinischen Gegenden nichts erdichte oder zuviel sage, so will ich ein Zeugniß beybringen, dem man nicht widersprechen wird. Es ist eine getreue Ab- schrift von (NB. nur) einigen patriotischen Wün- schen, welche die sämtliche Bürgerschaft der Stadt Weilburg dem regierenden Fürsten zu Nassau-Weil-
lichkeit an ihrem Fuͤrſten. Die Badenſer haſſen alle Tyranney, und lieben ihren Herrn doch auf- richtig. [ – 2 Zeichen fehlen] Oderint, dum metuant iſt gewiß ein ſcheuslicher, und dem Regenten ſelbſt gefaͤhrlicher Grundſatz, zumal heutzutage. Die freyen Grund- ſaͤtze thun's wahrlich nicht: die machen keinen Auf- ruhr; ja, gerade ſie — halten ihn, nach der Engli- ſchen Kunſtpolitik, durch die Oppoſitionsparthey, in England zuruͤck. — Und wird wohl jemand von den Pocken angeſteckt, der keinen Stoff dazu im Koͤrper hat? Man gehe doch ins Gothaiſche, oder Braunſchweigiſche und predige da das Freyheits- ſyſtem von nun an bis in Ewigkeit: die Gothaer und Braunſchweiger werden zuhoͤren, ſelbſt miteinſtim- men und doch ihren Herzogen treu bleiben. Aber in Heſſen, und in andern paralytiſchen Laͤndern und Laͤndchen moͤgten freilich jene Grundſaͤtze zuͤn- den, nicht fuͤr ſich, ſondern nach dem Stoff, den die Regierung ſelbſt dazu hergiebt.
Und daß viele Regierungen dieß thuen, und uͤberhaupt, damit man ſehe, daß ich von den uͤber- rheiniſchen Gegenden nichts erdichte oder zuviel ſage, ſo will ich ein Zeugniß beybringen, dem man nicht widerſprechen wird. Es iſt eine getreue Ab- ſchrift von (NB. nur) einigen patriotiſchen Wuͤn- ſchen, welche die ſaͤmtliche Buͤrgerſchaft der Stadt Weilburg dem regierenden Fuͤrſten zu Naſſau-Weil-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0469"n="457"/>
lichkeit an ihrem Fuͤrſten. Die Badenſer haſſen<lb/>
alle Tyranney, und lieben ihren Herrn doch auf-<lb/>
richtig. <hirendition="#aq"><gapunit="chars"quantity="2"/> Oderint, dum metuant</hi> iſt gewiß ein<lb/>ſcheuslicher, und dem Regenten ſelbſt gefaͤhrlicher<lb/>
Grundſatz, zumal heutzutage. Die freyen Grund-<lb/>ſaͤtze thun's wahrlich nicht: die machen keinen Auf-<lb/>
ruhr; ja, gerade ſie — halten ihn, nach der Engli-<lb/>ſchen Kunſtpolitik, durch die Oppoſitionsparthey, in<lb/>
England zuruͤck. — Und wird wohl jemand von<lb/>
den Pocken angeſteckt, der keinen Stoff dazu im<lb/>
Koͤrper hat? Man gehe doch ins Gothaiſche, oder<lb/>
Braunſchweigiſche und predige da das Freyheits-<lb/>ſyſtem von nun an bis in Ewigkeit: die Gothaer und<lb/>
Braunſchweiger werden zuhoͤren, ſelbſt miteinſtim-<lb/>
men und doch ihren Herzogen treu bleiben. Aber<lb/>
in Heſſen, und in andern paralytiſchen Laͤndern<lb/>
und Laͤndchen moͤgten freilich jene Grundſaͤtze zuͤn-<lb/>
den, nicht fuͤr ſich, ſondern nach dem Stoff, den<lb/>
die Regierung ſelbſt dazu hergiebt.</p><lb/><p>Und daß viele Regierungen dieß thuen, und<lb/>
uͤberhaupt, damit man ſehe, daß ich von den uͤber-<lb/>
rheiniſchen Gegenden nichts erdichte oder zuviel<lb/>ſage, ſo will ich ein Zeugniß beybringen, dem man<lb/>
nicht widerſprechen wird. Es iſt eine getreue Ab-<lb/>ſchrift von (<hirendition="#aq">NB.</hi> nur) <hirendition="#g">einigen</hi> patriotiſchen Wuͤn-<lb/>ſchen, welche die ſaͤmtliche Buͤrgerſchaft der Stadt<lb/>
Weilburg dem regierenden Fuͤrſten zu Naſſau-Weil-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[457/0469]
lichkeit an ihrem Fuͤrſten. Die Badenſer haſſen
alle Tyranney, und lieben ihren Herrn doch auf-
richtig. __ Oderint, dum metuant iſt gewiß ein
ſcheuslicher, und dem Regenten ſelbſt gefaͤhrlicher
Grundſatz, zumal heutzutage. Die freyen Grund-
ſaͤtze thun's wahrlich nicht: die machen keinen Auf-
ruhr; ja, gerade ſie — halten ihn, nach der Engli-
ſchen Kunſtpolitik, durch die Oppoſitionsparthey, in
England zuruͤck. — Und wird wohl jemand von
den Pocken angeſteckt, der keinen Stoff dazu im
Koͤrper hat? Man gehe doch ins Gothaiſche, oder
Braunſchweigiſche und predige da das Freyheits-
ſyſtem von nun an bis in Ewigkeit: die Gothaer und
Braunſchweiger werden zuhoͤren, ſelbſt miteinſtim-
men und doch ihren Herzogen treu bleiben. Aber
in Heſſen, und in andern paralytiſchen Laͤndern
und Laͤndchen moͤgten freilich jene Grundſaͤtze zuͤn-
den, nicht fuͤr ſich, ſondern nach dem Stoff, den
die Regierung ſelbſt dazu hergiebt.
Und daß viele Regierungen dieß thuen, und
uͤberhaupt, damit man ſehe, daß ich von den uͤber-
rheiniſchen Gegenden nichts erdichte oder zuviel
ſage, ſo will ich ein Zeugniß beybringen, dem man
nicht widerſprechen wird. Es iſt eine getreue Ab-
ſchrift von (NB. nur) einigen patriotiſchen Wuͤn-
ſchen, welche die ſaͤmtliche Buͤrgerſchaft der Stadt
Weilburg dem regierenden Fuͤrſten zu Naſſau-Weil-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/469>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.