Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

von der Robanschen Bande die Aufsicht. Da wur-
den denn die armen Leute aufs härteste und schimpf-
lichste mishandelt, musten hart arbeiten und er-
hielten nichts, als Prügel, Wasser und Brod.
Die Wuth der aristokratischen Kanaille ging so
weit, daß sie sogar den Unteroffizieren Geld und
Wein gaben, damit sie diesen oder jenen recht mis-
handeln und schlagen mögten.

Ich kenne einen gewissen Löw, von dem ich
weiterhin mehr sagen werde, der sich als Sergeant
bey der Kondeischen Horde Bessel nannte. Die-
ser wurde von einem Speierischen Advokaten auf-
gefodert, einen Kaufmann, der gleich damals zur
Schanzarbeit verdammt war, gegen ein Geschenk
tüchtig durchzuprügeln.

"Aber" fragte Bessel, warum soll ich denn
den Mann durchprügeln?

Advokat: Das ist einer von den Hauptspitz-
buben, ein rechter Patriot --

Bessel: Ja, dann müßte ich ja die andern
wohl alle durchprügeln: die sind ja auch Pa-
trioten!

Advokat: Wohl wahr: aber der da -- ist der
Hauptspitzbube.

Bessel: Mein Herr, Sie scheinen mir ein be-
sonderes Interesse an den Prügeln für diesen Kauf-
mann zu haben.


von der Robanſchen Bande die Aufſicht. Da wur-
den denn die armen Leute aufs haͤrteſte und ſchimpf-
lichſte mishandelt, muſten hart arbeiten und er-
hielten nichts, als Pruͤgel, Waſſer und Brod.
Die Wuth der ariſtokratiſchen Kanaille ging ſo
weit, daß ſie ſogar den Unteroffizieren Geld und
Wein gaben, damit ſie dieſen oder jenen recht mis-
handeln und ſchlagen moͤgten.

Ich kenne einen gewiſſen Loͤw, von dem ich
weiterhin mehr ſagen werde, der ſich als Sergeant
bey der Kondéiſchen Horde Beſſel nannte. Die-
ſer wurde von einem Speieriſchen Advokaten auf-
gefodert, einen Kaufmann, der gleich damals zur
Schanzarbeit verdammt war, gegen ein Geſchenk
tuͤchtig durchzupruͤgeln.

„Aber“ fragte Beſſel, warum ſoll ich denn
den Mann durchpruͤgeln?

Advokat: Das iſt einer von den Hauptſpitz-
buben, ein rechter Patriot —

Beſſel: Ja, dann muͤßte ich ja die andern
wohl alle durchpruͤgeln: die ſind ja auch Pa-
trioten!

Advokat: Wohl wahr: aber der da — iſt der
Hauptſpitzbube.

Beſſel: Mein Herr, Sie ſcheinen mir ein be-
ſonderes Intereſſe an den Pruͤgeln fuͤr dieſen Kauf-
mann zu haben.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0480" n="468"/>
von der Roban&#x017F;chen Bande die Auf&#x017F;icht. Da wur-<lb/>
den denn die armen Leute aufs ha&#x0364;rte&#x017F;te und &#x017F;chimpf-<lb/>
lich&#x017F;te mishandelt, mu&#x017F;ten hart arbeiten und er-<lb/>
hielten nichts, als Pru&#x0364;gel, Wa&#x017F;&#x017F;er und Brod.<lb/>
Die Wuth der ari&#x017F;tokrati&#x017F;chen Kanaille ging &#x017F;o<lb/>
weit, daß &#x017F;ie &#x017F;ogar den Unteroffizieren Geld und<lb/>
Wein gaben, damit &#x017F;ie die&#x017F;en oder jenen recht mis-<lb/>
handeln und &#x017F;chlagen mo&#x0364;gten.</p><lb/>
        <p>Ich kenne einen gewi&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#g">Lo&#x0364;w</hi>, von dem ich<lb/>
weiterhin mehr &#x017F;agen werde, der &#x017F;ich als Sergeant<lb/>
bey der Kond<hi rendition="#aq">é</hi>i&#x017F;chen Horde <hi rendition="#g">Be&#x017F;&#x017F;el</hi> nannte. Die-<lb/>
&#x017F;er wurde von einem Speieri&#x017F;chen Advokaten auf-<lb/>
gefodert, einen Kaufmann, der gleich damals zur<lb/>
Schanzarbeit verdammt war, gegen ein Ge&#x017F;chenk<lb/>
tu&#x0364;chtig durchzupru&#x0364;geln.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Aber&#x201C; fragte <hi rendition="#g">Be&#x017F;&#x017F;el</hi>, warum &#x017F;oll ich denn<lb/>
den Mann durchpru&#x0364;geln?</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Advokat</hi>: Das i&#x017F;t einer von den Haupt&#x017F;pitz-<lb/>
buben, ein rechter Patriot &#x2014;</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Be&#x017F;&#x017F;el</hi>: Ja, dann mu&#x0364;ßte ich ja die andern<lb/>
wohl alle durchpru&#x0364;geln: die &#x017F;ind ja auch Pa-<lb/>
trioten!</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Advokat</hi>: Wohl wahr: aber der da &#x2014; i&#x017F;t der<lb/>
Haupt&#x017F;pitzbube.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Be&#x017F;&#x017F;el</hi>: Mein Herr, Sie &#x017F;cheinen mir ein be-<lb/>
&#x017F;onderes Intere&#x017F;&#x017F;e an den Pru&#x0364;geln fu&#x0364;r die&#x017F;en Kauf-<lb/>
mann zu haben.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[468/0480] von der Robanſchen Bande die Aufſicht. Da wur- den denn die armen Leute aufs haͤrteſte und ſchimpf- lichſte mishandelt, muſten hart arbeiten und er- hielten nichts, als Pruͤgel, Waſſer und Brod. Die Wuth der ariſtokratiſchen Kanaille ging ſo weit, daß ſie ſogar den Unteroffizieren Geld und Wein gaben, damit ſie dieſen oder jenen recht mis- handeln und ſchlagen moͤgten. Ich kenne einen gewiſſen Loͤw, von dem ich weiterhin mehr ſagen werde, der ſich als Sergeant bey der Kondéiſchen Horde Beſſel nannte. Die- ſer wurde von einem Speieriſchen Advokaten auf- gefodert, einen Kaufmann, der gleich damals zur Schanzarbeit verdammt war, gegen ein Geſchenk tuͤchtig durchzupruͤgeln. „Aber“ fragte Beſſel, warum ſoll ich denn den Mann durchpruͤgeln? Advokat: Das iſt einer von den Hauptſpitz- buben, ein rechter Patriot — Beſſel: Ja, dann muͤßte ich ja die andern wohl alle durchpruͤgeln: die ſind ja auch Pa- trioten! Advokat: Wohl wahr: aber der da — iſt der Hauptſpitzbube. Beſſel: Mein Herr, Sie ſcheinen mir ein be- ſonderes Intereſſe an den Pruͤgeln fuͤr dieſen Kauf- mann zu haben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/480
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/480>, abgerufen am 22.11.2024.