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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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Bessel: Ey, du infamer Schlingel, kannst
du mir so was zumuthen? Warte! Warte! (Er
haut ihn durch, und giebt ihm einen Tritt vor den
Hintern.) Da hast du deinen Lohn, niederträch-
tiger Büffel!

Der Advokat kam Abends in eine Gesellschaft
von Rohanischen Offizieren, erzählte ihnen den
Vorfall, und diese denunz[i]irten den Sergeanten
Bessel als einen Freund und Gönner der Patrioten
bey seinem Major. Früh ließ der Major Besseln
kommen, klozte ihn an, und sprach:

"Bessel: was hat Er gestern mit dem Advo-
katen vorgehabt?"

Bessel: (unerschrocken) Ich habe dem Nichts-
würdigen die Haut ausgegerbt, Herr Major!

Major: Warum aber?

Bessel: Der Kerl wollte mir Geld geben,
daß ich einen Gefangnen prügeln sollte.

Major: Was wäre denn daran gelegen ge-
wesen, wenn Er einen Spitzbuben von Patrioten
geprügelt hätte?

Bessel: Aber, mein Gott, um so eines in-
famen Bengels Willen, welcher mich mit Geld be-
stechen will, soll ich einen Gefangnen mishandeln?
Thue das, wer da will, ich nicht; Gott strafe mich,
ich nicht!


Beſſel: Ey, du infamer Schlingel, kannſt
du mir ſo was zumuthen? Warte! Warte! (Er
haut ihn durch, und giebt ihm einen Tritt vor den
Hintern.) Da haſt du deinen Lohn, niedertraͤch-
tiger Buͤffel!

Der Advokat kam Abends in eine Geſellſchaft
von Rohaniſchen Offizieren, erzaͤhlte ihnen den
Vorfall, und dieſe denunz[i]irten den Sergeanten
Beſſel als einen Freund und Goͤnner der Patrioten
bey ſeinem Major. Fruͤh ließ der Major Beſſeln
kommen, klozte ihn an, und ſprach:

„Beſſel: was hat Er geſtern mit dem Advo-
katen vorgehabt?“

Beſſel: (unerſchrocken) Ich habe dem Nichts-
wuͤrdigen die Haut ausgegerbt, Herr Major!

Major: Warum aber?

Beſſel: Der Kerl wollte mir Geld geben,
daß ich einen Gefangnen pruͤgeln ſollte.

Major: Was waͤre denn daran gelegen ge-
weſen, wenn Er einen Spitzbuben von Patrioten
gepruͤgelt haͤtte?

Beſſel: Aber, mein Gott, um ſo eines in-
famen Bengels Willen, welcher mich mit Geld be-
ſtechen will, ſoll ich einen Gefangnen mishandeln?
Thue das, wer da will, ich nicht; Gott ſtrafe mich,
ich nicht!


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[470/0482] Beſſel: Ey, du infamer Schlingel, kannſt du mir ſo was zumuthen? Warte! Warte! (Er haut ihn durch, und giebt ihm einen Tritt vor den Hintern.) Da haſt du deinen Lohn, niedertraͤch- tiger Buͤffel! Der Advokat kam Abends in eine Geſellſchaft von Rohaniſchen Offizieren, erzaͤhlte ihnen den Vorfall, und dieſe denunziirten den Sergeanten Beſſel als einen Freund und Goͤnner der Patrioten bey ſeinem Major. Fruͤh ließ der Major Beſſeln kommen, klozte ihn an, und ſprach: „Beſſel: was hat Er geſtern mit dem Advo- katen vorgehabt?“ Beſſel: (unerſchrocken) Ich habe dem Nichts- wuͤrdigen die Haut ausgegerbt, Herr Major! Major: Warum aber? Beſſel: Der Kerl wollte mir Geld geben, daß ich einen Gefangnen pruͤgeln ſollte. Major: Was waͤre denn daran gelegen ge- weſen, wenn Er einen Spitzbuben von Patrioten gepruͤgelt haͤtte? Beſſel: Aber, mein Gott, um ſo eines in- famen Bengels Willen, welcher mich mit Geld be- ſtechen will, ſoll ich einen Gefangnen mishandeln? Thue das, wer da will, ich nicht; Gott ſtrafe mich, ich nicht!

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/482>, abgerufen am 01.06.2024.