starke Kommandos ins Gebürge geschickt werden mußten, so wurde der Dienst hier sehr erschwert. Man that aber alles gern, weil man immer mit der baldigen Uebergabe von Landau und mit guten Winterquartieren im Elsaß schmeichelte.
Viele von unsern Offizieren waren hier neuer- dings von dem gänzlichen Ruin der Franzosen so gewiß, daß sie sogar Wetten anstellten, daß in so und so viel Zeit die Deutschen in Paris seyn, Lud- wig XVII einsetzen, die Glieder des Nationalkon- vents aufhängen, den Adel herstellen, und den Pfaffen ihre alte Pfafferey wieder verschaffen wür- den. Die Einnahme von Toulon durch die Eng- länder, und die Rebellion in Lyon, der Tod der Repräsentanten le Pelletier, Chailler und Marat, die Fortschritte der sogenannten armee royale in der Vendee und mehrere solche Begeben- heiten waren die Anlage zu dieser Rechnung.
Aber nun kam die Trauerpost von der Hinrich- tung der Königin Antoinette, des Generals Cüstine und vieler andrer, auf welche man ge- rechnet hatte; die Schlappe der Engländer bey Dünkirchen, und die Fortschritte der Franzosen in den Niederlanden, nebst denen gegen die Spanier und Sardinier: diese unangenehme Nachrichten schlugen unsern Muth sehr wieder nieder, so, daß
ſtarke Kommandos ins Gebuͤrge geſchickt werden mußten, ſo wurde der Dienſt hier ſehr erſchwert. Man that aber alles gern, weil man immer mit der baldigen Uebergabe von Landau und mit guten Winterquartieren im Elſaß ſchmeichelte.
Viele von unſern Offizieren waren hier neuer- dings von dem gaͤnzlichen Ruin der Franzoſen ſo gewiß, daß ſie ſogar Wetten anſtellten, daß in ſo und ſo viel Zeit die Deutſchen in Paris ſeyn, Lud- wig XVII einſetzen, die Glieder des Nationalkon- vents aufhaͤngen, den Adel herſtellen, und den Pfaffen ihre alte Pfafferey wieder verſchaffen wuͤr- den. Die Einnahme von Toulon durch die Eng- laͤnder, und die Rebellion in Lyon, der Tod der Repraͤſentanten le Pelletier, Chailler und Marat, die Fortſchritte der ſogenannten armée royale in der Vendée und mehrere ſolche Begeben- heiten waren die Anlage zu dieſer Rechnung.
Aber nun kam die Trauerpoſt von der Hinrich- tung der Koͤnigin Antoinette, des Generals Cuͤſtine und vieler andrer, auf welche man ge- rechnet hatte; die Schlappe der Englaͤnder bey Duͤnkirchen, und die Fortſchritte der Franzoſen in den Niederlanden, nebſt denen gegen die Spanier und Sardinier: dieſe unangenehme Nachrichten ſchlugen unſern Muth ſehr wieder nieder, ſo, daß
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0490"n="478"/>ſtarke Kommandos ins Gebuͤrge geſchickt werden<lb/>
mußten, ſo wurde der Dienſt hier ſehr erſchwert.<lb/>
Man that aber alles gern, weil man immer mit<lb/>
der baldigen Uebergabe von Landau und mit guten<lb/>
Winterquartieren im Elſaß ſchmeichelte.</p><lb/><p>Viele von unſern Offizieren waren hier neuer-<lb/>
dings von dem gaͤnzlichen Ruin der Franzoſen ſo<lb/>
gewiß, daß ſie ſogar Wetten anſtellten, daß in ſo<lb/>
und ſo viel Zeit die Deutſchen in Paris ſeyn, Lud-<lb/>
wig <hirendition="#aq">XVII</hi> einſetzen, die Glieder des Nationalkon-<lb/>
vents aufhaͤngen, den Adel herſtellen, und den<lb/>
Pfaffen ihre alte Pfafferey wieder verſchaffen wuͤr-<lb/>
den. Die Einnahme von Toulon durch die Eng-<lb/>
laͤnder, und die Rebellion in Lyon, der Tod der<lb/>
Repraͤſentanten <hirendition="#g">le Pelletier</hi>, <hirendition="#g">Chailler</hi> und<lb/><hirendition="#g">Marat</hi>, die Fortſchritte der ſogenannten <hirendition="#aq">armée<lb/>
royale</hi> in der Vend<hirendition="#aq">é</hi>e und mehrere ſolche Begeben-<lb/>
heiten waren die Anlage zu dieſer Rechnung.</p><lb/><p>Aber nun kam die Trauerpoſt von der Hinrich-<lb/>
tung der Koͤnigin <hirendition="#g">Antoinette</hi>, des Generals<lb/><hirendition="#g">Cuͤſtine</hi> und vieler andrer, auf welche man ge-<lb/>
rechnet hatte; die Schlappe der Englaͤnder bey<lb/>
Duͤnkirchen, und die Fortſchritte der Franzoſen in<lb/>
den Niederlanden, nebſt denen gegen die Spanier<lb/>
und Sardinier: dieſe unangenehme Nachrichten<lb/>ſchlugen unſern Muth ſehr wieder nieder, ſo, daß<lb/></p></div></body></text></TEI>
[478/0490]
ſtarke Kommandos ins Gebuͤrge geſchickt werden
mußten, ſo wurde der Dienſt hier ſehr erſchwert.
Man that aber alles gern, weil man immer mit
der baldigen Uebergabe von Landau und mit guten
Winterquartieren im Elſaß ſchmeichelte.
Viele von unſern Offizieren waren hier neuer-
dings von dem gaͤnzlichen Ruin der Franzoſen ſo
gewiß, daß ſie ſogar Wetten anſtellten, daß in ſo
und ſo viel Zeit die Deutſchen in Paris ſeyn, Lud-
wig XVII einſetzen, die Glieder des Nationalkon-
vents aufhaͤngen, den Adel herſtellen, und den
Pfaffen ihre alte Pfafferey wieder verſchaffen wuͤr-
den. Die Einnahme von Toulon durch die Eng-
laͤnder, und die Rebellion in Lyon, der Tod der
Repraͤſentanten le Pelletier, Chailler und
Marat, die Fortſchritte der ſogenannten armée
royale in der Vendée und mehrere ſolche Begeben-
heiten waren die Anlage zu dieſer Rechnung.
Aber nun kam die Trauerpoſt von der Hinrich-
tung der Koͤnigin Antoinette, des Generals
Cuͤſtine und vieler andrer, auf welche man ge-
rechnet hatte; die Schlappe der Englaͤnder bey
Duͤnkirchen, und die Fortſchritte der Franzoſen in
den Niederlanden, nebſt denen gegen die Spanier
und Sardinier: dieſe unangenehme Nachrichten
ſchlugen unſern Muth ſehr wieder nieder, ſo, daß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/490>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.