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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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befolgen, als der, welcher irgend eine Rolle auf
dem Kriegstheater zu spielen hat: denn da wird
alles, von Freund und Feind, auf die verschie-
denste Art erklärt, und der größte Held bringt nur
mit Mühe seinen ehrlichen Namen aus dem Fel-
de. Im gegenwärtigen Kriege ist diese Wahr-
heit sehr sichtbar geworden; und Männer, de-
ren Muth, Gerechtigkeitsliebe und militärische
Talente noch im Frühling 1792, gleichsam als
ausgemacht angenommen, und allgemein aner-
kannt waren, erschienen schon in selbigem Jahre,
nach der unglücklichen Expedition nach Cham-
pagne, in einem sehr zweydeutigen Lichte, und
alles, was sie hernach im Felde noch thun konn-
ten, war nicht im Stande, sie von Vorwürfen
zu retten, welche der Ehre solcher Männer
äußerst nachtheilig seyn mußten.

Man sage nicht, daß das einmal erworbene
Ansehen dieser Verunglimpften hinlänglich sey,
den Folgen nachheriger schiefer Urtheile vorzu-
beugen: denn gegen Urtheile hilft kein Ansehen,
welches ohnehin wechselt, wie das, worauf es
beruht; und die Nachwelt urtheilt allemal --
nach schon gefällten Urtheilen; aber nach Urthei-
len von Sachkundigen und Unpartheyischen.
Denn welcher Vernünftige wird den Trajanus
für das halten, wofür ihn Plinius in seinem
Panegyrikus ausgiebt, oder Karl, den Sechs-
ten, so nehmen, wie ihn die präkonisirende Bio-
graphie des Hn. von Schirach aufstellt? Wahr-

befolgen, als der, welcher irgend eine Rolle auf
dem Kriegstheater zu ſpielen hat: denn da wird
alles, von Freund und Feind, auf die verſchie-
denſte Art erklaͤrt, und der groͤßte Held bringt nur
mit Muͤhe ſeinen ehrlichen Namen aus dem Fel-
de. Im gegenwaͤrtigen Kriege iſt dieſe Wahr-
heit ſehr ſichtbar geworden; und Maͤnner, de-
ren Muth, Gerechtigkeitsliebe und militaͤriſche
Talente noch im Fruͤhling 1792, gleichſam als
ausgemacht angenommen, und allgemein aner-
kannt waren, erſchienen ſchon in ſelbigem Jahre,
nach der ungluͤcklichen Expedition nach Cham-
pagne, in einem ſehr zweydeutigen Lichte, und
alles, was ſie hernach im Felde noch thun konn-
ten, war nicht im Stande, ſie von Vorwuͤrfen
zu retten, welche der Ehre ſolcher Maͤnner
aͤußerſt nachtheilig ſeyn mußten.

Man ſage nicht, daß das einmal erworbene
Anſehen dieſer Verunglimpften hinlaͤnglich ſey,
den Folgen nachheriger ſchiefer Urtheile vorzu-
beugen: denn gegen Urtheile hilft kein Anſehen,
welches ohnehin wechſelt, wie das, worauf es
beruht; und die Nachwelt urtheilt allemal —
nach ſchon gefaͤllten Urtheilen; aber nach Urthei-
len von Sachkundigen und Unpartheyiſchen.
Denn welcher Vernuͤnftige wird den Trajanus
fuͤr das halten, wofuͤr ihn Plinius in ſeinem
Panegyrikus ausgiebt, oder Karl, den Sechs-
ten, ſo nehmen, wie ihn die praͤkoniſirende Bio-
graphie des Hn. von Schirach aufſtellt? Wahr-

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[XI/0007] befolgen, als der, welcher irgend eine Rolle auf dem Kriegstheater zu ſpielen hat: denn da wird alles, von Freund und Feind, auf die verſchie- denſte Art erklaͤrt, und der groͤßte Held bringt nur mit Muͤhe ſeinen ehrlichen Namen aus dem Fel- de. Im gegenwaͤrtigen Kriege iſt dieſe Wahr- heit ſehr ſichtbar geworden; und Maͤnner, de- ren Muth, Gerechtigkeitsliebe und militaͤriſche Talente noch im Fruͤhling 1792, gleichſam als ausgemacht angenommen, und allgemein aner- kannt waren, erſchienen ſchon in ſelbigem Jahre, nach der ungluͤcklichen Expedition nach Cham- pagne, in einem ſehr zweydeutigen Lichte, und alles, was ſie hernach im Felde noch thun konn- ten, war nicht im Stande, ſie von Vorwuͤrfen zu retten, welche der Ehre ſolcher Maͤnner aͤußerſt nachtheilig ſeyn mußten. Man ſage nicht, daß das einmal erworbene Anſehen dieſer Verunglimpften hinlaͤnglich ſey, den Folgen nachheriger ſchiefer Urtheile vorzu- beugen: denn gegen Urtheile hilft kein Anſehen, welches ohnehin wechſelt, wie das, worauf es beruht; und die Nachwelt urtheilt allemal — nach ſchon gefaͤllten Urtheilen; aber nach Urthei- len von Sachkundigen und Unpartheyiſchen. Denn welcher Vernuͤnftige wird den Trajanus fuͤr das halten, wofuͤr ihn Plinius in ſeinem Panegyrikus ausgiebt, oder Karl, den Sechs- ten, ſo nehmen, wie ihn die praͤkoniſirende Bio- graphie des Hn. von Schirach aufſtellt? Wahr-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/7>, abgerufen am 29.04.2024.