Gebet der geistlichen Lippen als reellen Vortheil der Staaten in Anschlag bringt, kann hier Scha- den wittern.
Die französischen Pfaffen, gestüzt auf ihre Exemtionen und Privilegien, besonders die Vor- nehmen, die Bischöfe, Prälaten, Aebte u. s. w. waren mit dieser Einrichtung, welche ohne den Willen des h. Vaters und ohne ein National- Concilium zu Stande gekommen war, gar nicht zufrieden, und zogen haufenweise aus nach Deutsch- land, Spanien und Italien. Zu Rom quälten sie den h. Vater so lange, bis er endlich scharfe Breves nach Frankreich schickte. Aber die Nation lachte über die päpstlichen Breves, und machte Dekrete, daß die Befehle des Papstes durchaus nichts gelten sollten, daß der nichts mehr sey, als Bischof zu Rom u. dgl.
Außerdem dekretirte die National-Versamm- lung, daß in Zukunft alle und jede Meynungen in Religionssachen vollkommen frey cirkuliren soll- ten; daß jeder öffentlich sagen und behaupten kön- ne, was er von den übersinnlichen Dingen halte, und daß besonders die Reformirten, welche man fernerhin nicht mehr mit dem gehässigen Namen Hugenotten belegen sollte, ihren freyen und ungehinderten Gottesdienst halten könnten u. s. w.
Gebet der geiſtlichen Lippen als reellen Vortheil der Staaten in Anſchlag bringt, kann hier Scha- den wittern.
Die franzoͤſiſchen Pfaffen, geſtuͤzt auf ihre Exemtionen und Privilegien, beſonders die Vor- nehmen, die Biſchoͤfe, Praͤlaten, Aebte u. ſ. w. waren mit dieſer Einrichtung, welche ohne den Willen des h. Vaters und ohne ein National- Concilium zu Stande gekommen war, gar nicht zufrieden, und zogen haufenweiſe aus nach Deutſch- land, Spanien und Italien. Zu Rom quaͤlten ſie den h. Vater ſo lange, bis er endlich ſcharfe Breves nach Frankreich ſchickte. Aber die Nation lachte uͤber die paͤpſtlichen Breves, und machte Dekrete, daß die Befehle des Papſtes durchaus nichts gelten ſollten, daß der nichts mehr ſey, als Biſchof zu Rom u. dgl.
Außerdem dekretirte die National-Verſamm- lung, daß in Zukunft alle und jede Meynungen in Religionsſachen vollkommen frey cirkuliren ſoll- ten; daß jeder oͤffentlich ſagen und behaupten koͤn- ne, was er von den uͤberſinnlichen Dingen halte, und daß beſonders die Reformirten, welche man fernerhin nicht mehr mit dem gehaͤſſigen Namen Hugenotten belegen ſollte, ihren freyen und ungehinderten Gottesdienſt halten koͤnnten u. ſ. w.
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Gebet der geiſtlichen Lippen als reellen Vortheil
der Staaten in Anſchlag bringt, kann hier Scha-
den wittern.
Die franzoͤſiſchen Pfaffen, geſtuͤzt auf ihre
Exemtionen und Privilegien, beſonders die Vor-
nehmen, die Biſchoͤfe, Praͤlaten, Aebte u. ſ. w.
waren mit dieſer Einrichtung, welche ohne den
Willen des h. Vaters und ohne ein National-
Concilium zu Stande gekommen war, gar nicht
zufrieden, und zogen haufenweiſe aus nach Deutſch-
land, Spanien und Italien. Zu Rom quaͤlten
ſie den h. Vater ſo lange, bis er endlich ſcharfe
Breves nach Frankreich ſchickte. Aber die Nation
lachte uͤber die paͤpſtlichen Breves, und machte
Dekrete, daß die Befehle des Papſtes durchaus
nichts gelten ſollten, daß der nichts mehr ſey,
als Biſchof zu Rom u. dgl.
Außerdem dekretirte die National-Verſamm-
lung, daß in Zukunft alle und jede Meynungen
in Religionsſachen vollkommen frey cirkuliren ſoll-
ten; daß jeder oͤffentlich ſagen und behaupten koͤn-
ne, was er von den uͤberſinnlichen Dingen halte,
und daß beſonders die Reformirten, welche man
fernerhin nicht mehr mit dem gehaͤſſigen Namen
Hugenotten belegen ſollte, ihren freyen und
ungehinderten Gottesdienſt halten koͤnnten u. ſ. w.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/243>, abgerufen am 23.11.2024.
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