Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.stes. Zerstört die Ueberbleibsel der Tyranney, Ueber die Entstehung der Freymäurerey in England zu Er- reichung politischer Zwecke, während Cromwel domi- nirte, lese man das Buch: "Aufklärung über wichtige Gegen- stände in der Freymäurerey, besonders über die Entstehung derselben ohne alle Schwärmerey." Noch eins zum vorigen! Wer heutzutage auf Ib[bu]r[g] bey Osnabruck, auf Huisburg bey Halberstadt, oder auf dem Petersberg bey Halle -- der schönen Aussicht sich freuet, lobt den Geschmack und die Klugheit der ersten Anbauen. Aber weite Aussichten über Wald und Haine und Sümpfe gab es auf den hohen Bergen vorzeiten wohl; nur [noch] keine schönen: dazu fehlte es an der abwechselnden Mannigfaltig- keit in den Natur- und Kunst-Part[h]i[e]en. Das schattirte Spiel von Stadten, Dörfern, Burgen, Gasthöfen und Mühlen zwi- schen Wiesen, Hainen, Feldern und Waldern entstand erst lange nachher. Auch lebten die moralisch-kastrirten Phanta- sienbrüter der damaligen Zeit mehr in ihrem Ide[enhim]mel, als im ästhetischen Naturhimmel der Sinne. Also nur die Sorge für ihre Gesundheit und für etwas mehr Sicherheit be- wo[g] sie, wie alle alten Burgbewohner, ihren Aufenthalt auf hohen Bergen zu nehmen. Die Benennung von Monsserenus für den Petersberg in ältern Urkunden, scheint dieß mit zu bestätigen. Jenes verwechselnde Urtheil mahnt mich indeß gar treffend: wie täuschend auch viele Theologen das schon in der Bibel fin- den wollen, was der Kunstfleiß eines Sewiers, Kants und Anderer, durch Hume's Voltaire's und Lessings Scharfblick geweckt, auf dem Boden der Bibel -- dieser ski- ßirten Kovie der moralischen Natur des Menschen: denn was da drüber ist, ist nicht zum Heile -- erst, aufgeräumt: und nachher nach der Symetrie der allgemeinen Vernunft gleichsam neu aufgeführt haben. Decipimur specio Recti! -- *) Die Menschen bleiben immer Menschen -- schrieb [W]ede-
kind an Gregoire über den Vandalismus in Strasburg. -- Sollten wir nicht vielmehr das Andenken jedes Unsinns heili- gen, und unsere Nachkommen zu bewahren, daß sie nicht von ſtes. Zerſtoͤrt die Ueberbleibſel der Tyranney, Ueber die Entſtehung der Freymäurerey in England zu Er- reichung politiſcher Zwecke, während Cromwel domi- nirte, leſe man das Buch: „Aufklärung über wichtige Gegen- ſtände in der Freymäurerey, beſonders über die Entſtehung derſelben ohne alle Schwärmerey.“ Noch eins zum vorigen! Wer heutzutage auf Ib[bu]r[g] bey Osnabruck, auf Huisburg bey Halberſtadt, oder auf dem Petersberg bey Halle — der ſchönen Ausſicht ſich freuet, lobt den Geſchmack und die Klugheit der erſten Anbauen. Aber weite Ausſichten über Wald und Haine und Sümpfe gab es auf den hohen Bergen vorzeiten wohl; nur [noch] keine ſchönen: dazu fehlte es an der abwechſelnden Mannigfaltig- keit in den Natur- und Kunſt-Part[h]i[e]en. Das ſchattirte Spiel von Stadten, Dörfern, Burgen, Gaſthöfen und Mühlen zwi- ſchen Wieſen, Hainen, Feldern und Waldern entſtand erſt lange nachher. Auch lebten die moraliſch-kaſtrirten Phanta- ſienbrüter der damaligen Zeit mehr in ihrem Ide[enhim]mel, als im äſthetiſchen Naturhimmel der Sinne. Alſo nur die Sorge für ihre Geſundheit und für etwas mehr Sicherheit be- wo[g] ſie, wie alle alten Burgbewohner, ihren Aufenthalt auf hohen Bergen zu nehmen. Die Benennung von Monsſerenus für den Petersberg in ältern Urkunden, ſcheint dieß mit zu beſtätigen. Jenes verwechſelnde Urtheil mahnt mich indeß gar treffend: wie täuſchend auch viele Theologen das ſchon in der Bibel fin- den wollen, was der Kunſtfleiß eines Sewiers, Kants und Anderer, durch Hume's Voltaire's und Leſſings Scharfblick geweckt, auf dem Boden der Bibel — dieſer ſki- ßirten Kovie der moraliſchen Natur des Menſchen: denn was da drüber iſt, iſt nicht zum Heile — erſt, aufgeräumt: und nachher nach der Symetrie der allgemeinen Vernunft gleichſam neu aufgeführt haben. Decipimur ſpecio Recti! — *) Die Menſchen bleiben immer Menſchen — ſchrieb [W]ede-
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ſtes. Zerſtoͤrt die Ueberbleibſel der Tyranney,
ſchrieen die Jakobiner: und die Gebeine der Koͤ-
nige und der Großen wurden herausgegraben. *)
*)
*) Die Menſchen bleiben immer Menſchen — ſchrieb Wede-
kind an Gregoire über den Vandalismus in Strasburg. —
Sollten wir nicht vielmehr das Andenken jedes Unſinns heili-
gen, und unſere Nachkommen zu bewahren, daß ſie nicht von
*) Ueber die Entſtehung der Freymäurerey in England zu Er-
reichung politiſcher Zwecke, während Cromwel domi-
nirte, leſe man das Buch: „Aufklärung über wichtige Gegen-
ſtände in der Freymäurerey, beſonders über die Entſtehung
derſelben ohne alle Schwärmerey.“
Noch eins zum vorigen! Wer heutzutage auf Ibburg
bey Osnabruck, auf Huisburg bey Halberſtadt, oder auf
dem Petersberg bey Halle — der ſchönen Ausſicht ſich
freuet, lobt den Geſchmack und die Klugheit der erſten Anbauen.
Aber weite Ausſichten über Wald und Haine und Sümpfe
gab es auf den hohen Bergen vorzeiten wohl; nur noch keine
ſchönen: dazu fehlte es an der abwechſelnden Mannigfaltig-
keit in den Natur- und Kunſt-Parthieen. Das ſchattirte Spiel
von Stadten, Dörfern, Burgen, Gaſthöfen und Mühlen zwi-
ſchen Wieſen, Hainen, Feldern und Waldern entſtand erſt
lange nachher. Auch lebten die moraliſch-kaſtrirten Phanta-
ſienbrüter der damaligen Zeit mehr in ihrem Ideenhimmel,
als im äſthetiſchen Naturhimmel der Sinne. Alſo nur die
Sorge für ihre Geſundheit und für etwas mehr Sicherheit be-
wog ſie, wie alle alten Burgbewohner, ihren Aufenthalt auf
hohen Bergen zu nehmen. Die Benennung von Monsſerenus
für den Petersberg in ältern Urkunden, ſcheint dieß mit zu
beſtätigen.
Jenes verwechſelnde Urtheil mahnt mich indeß gar treffend:
wie täuſchend auch viele Theologen das ſchon in der Bibel fin-
den wollen, was der Kunſtfleiß eines Sewiers, Kants
und Anderer, durch Hume's Voltaire's und Leſſings
Scharfblick geweckt, auf dem Boden der Bibel — dieſer ſki-
ßirten Kovie der moraliſchen Natur des Menſchen:
denn was da drüber iſt, iſt nicht zum Heile — erſt, aufgeräumt:
und nachher nach der Symetrie der allgemeinen Vernunft
gleichſam neu aufgeführt haben.
Decipimur ſpecio Recti! —
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