eben Dentzel. Ich habe mehr als 50 seiner ge- druckten Verordnungen durchgelesen, welche für die dortige Gegend allemal deutsch und französisch zu haben waren, worin er sich gar viel zu gute that mit der Gewalt, welche ihm die Nation verliehen hatte.
Eben wegen dieser Herrschsucht widersezte sich Dentzel den Verordnungen und Einrichtungen des Generals Laubadere sehr oft, und traf selbst andere, welche dem General natürlich auch nicht gefallen wollten. Bey den Händeln der Bür- gerschaft mit dem Militär, war Dentzel oben- drein jedesmal auf Seiten der Bürger, Laubadere hingegen auf Seiten seiner Volontärs: die Bürger also waren dem Repräsentanten gewogen; die Soldaten dem General.
Außerdem hatte Dentzel, um die Garnison in den Stand zu setzen, die Belagerung aufs läng- ste auszuhalten, die Subsistenz der Soldaten um etwas geschmälert, auch statt des bis dahin ge- wöhnlichen weißen Brodes gemischtes geben lassen, gebacken aus Waizen-Rocken- und Gerstenmehl. Wenn nun die Garnison sich über dieses oder jenes beschwerte: so schob Laubadere die Schuld alle- mal auf Dentzel, und dieser wurde auf die Art der Gegenstand des allgemeinen Hasses der Gar- nison.
eben Dentzel. Ich habe mehr als 50 ſeiner ge- druckten Verordnungen durchgeleſen, welche fuͤr die dortige Gegend allemal deutſch und franzoͤſiſch zu haben waren, worin er ſich gar viel zu gute that mit der Gewalt, welche ihm die Nation verliehen hatte.
Eben wegen dieſer Herrſchſucht widerſezte ſich Dentzel den Verordnungen und Einrichtungen des Generals Laubadere ſehr oft, und traf ſelbſt andere, welche dem General natuͤrlich auch nicht gefallen wollten. Bey den Haͤndeln der Buͤr- gerſchaft mit dem Militaͤr, war Dentzel oben- drein jedesmal auf Seiten der Buͤrger, Laubadere hingegen auf Seiten ſeiner Volontaͤrs: die Buͤrger alſo waren dem Repraͤſentanten gewogen; die Soldaten dem General.
Außerdem hatte Dentzel, um die Garniſon in den Stand zu ſetzen, die Belagerung aufs laͤng- ſte auszuhalten, die Subſiſtenz der Soldaten um etwas geſchmaͤlert, auch ſtatt des bis dahin ge- woͤhnlichen weißen Brodes gemiſchtes geben laſſen, gebacken aus Waizen-Rocken- und Gerſtenmehl. Wenn nun die Garniſon ſich uͤber dieſes oder jenes beſchwerte: ſo ſchob Laubadere die Schuld alle- mal auf Dentzel, und dieſer wurde auf die Art der Gegenſtand des allgemeinen Haſſes der Gar- niſon.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0029"n="25"/>
eben <hirendition="#g">Dentzel</hi>. Ich habe mehr als 50 ſeiner ge-<lb/>
druckten Verordnungen durchgeleſen, welche fuͤr<lb/>
die dortige Gegend allemal deutſch und franzoͤſiſch<lb/>
zu haben waren, worin er ſich gar viel zu gute<lb/>
that mit der Gewalt, welche ihm die <hirendition="#g">Nation</hi><lb/>
verliehen hatte.</p><lb/><p>Eben wegen dieſer Herrſchſucht widerſezte ſich<lb/><hirendition="#g">Dentzel</hi> den Verordnungen und Einrichtungen<lb/>
des Generals <hirendition="#g">Laubadere</hi>ſehr oft, und traf<lb/>ſelbſt andere, welche dem General natuͤrlich auch<lb/>
nicht gefallen wollten. Bey den Haͤndeln der Buͤr-<lb/>
gerſchaft mit dem Militaͤr, war <hirendition="#g">Dentzel</hi> oben-<lb/>
drein jedesmal auf Seiten der Buͤrger, Laubadere<lb/>
hingegen auf Seiten ſeiner Volontaͤrs: die Buͤrger<lb/>
alſo waren dem Repraͤſentanten gewogen; die<lb/>
Soldaten dem General.</p><lb/><p>Außerdem hatte <hirendition="#g">Dentzel</hi>, um die Garniſon<lb/>
in den Stand zu ſetzen, die Belagerung aufs laͤng-<lb/>ſte auszuhalten, die Subſiſtenz der Soldaten um<lb/>
etwas geſchmaͤlert, auch ſtatt des bis dahin ge-<lb/>
woͤhnlichen weißen Brodes gemiſchtes geben laſſen,<lb/>
gebacken aus Waizen-Rocken- und Gerſtenmehl.<lb/>
Wenn nun die Garniſon ſich uͤber dieſes oder jenes<lb/>
beſchwerte: ſo ſchob <hirendition="#g">Laubadere</hi> die Schuld alle-<lb/>
mal auf <hirendition="#g">Dentzel</hi>, und dieſer wurde auf die Art<lb/>
der Gegenſtand des allgemeinen Haſſes der Gar-<lb/>
niſon.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[25/0029]
eben Dentzel. Ich habe mehr als 50 ſeiner ge-
druckten Verordnungen durchgeleſen, welche fuͤr
die dortige Gegend allemal deutſch und franzoͤſiſch
zu haben waren, worin er ſich gar viel zu gute
that mit der Gewalt, welche ihm die Nation
verliehen hatte.
Eben wegen dieſer Herrſchſucht widerſezte ſich
Dentzel den Verordnungen und Einrichtungen
des Generals Laubadere ſehr oft, und traf
ſelbſt andere, welche dem General natuͤrlich auch
nicht gefallen wollten. Bey den Haͤndeln der Buͤr-
gerſchaft mit dem Militaͤr, war Dentzel oben-
drein jedesmal auf Seiten der Buͤrger, Laubadere
hingegen auf Seiten ſeiner Volontaͤrs: die Buͤrger
alſo waren dem Repraͤſentanten gewogen; die
Soldaten dem General.
Außerdem hatte Dentzel, um die Garniſon
in den Stand zu ſetzen, die Belagerung aufs laͤng-
ſte auszuhalten, die Subſiſtenz der Soldaten um
etwas geſchmaͤlert, auch ſtatt des bis dahin ge-
woͤhnlichen weißen Brodes gemiſchtes geben laſſen,
gebacken aus Waizen-Rocken- und Gerſtenmehl.
Wenn nun die Garniſon ſich uͤber dieſes oder jenes
beſchwerte: ſo ſchob Laubadere die Schuld alle-
mal auf Dentzel, und dieſer wurde auf die Art
der Gegenſtand des allgemeinen Haſſes der Gar-
niſon.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/29>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.