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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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Dentzel: Das ist, leider, sehr wahr. Schau,
da war Lafayette, Luckner Henriot, und
besonders die Hollunken Custine und Dumou-
riez -- alle die Kerls, und noch eine ganze Hetze
ähnlicher Schufte sind abgefallen, und man hatte
so sehr auf sie gerechnet!

Ich: Also, denkst du, das könnte auch hier
so der Fall werden?

Dentzel: Ich fürchte es. Mir wenigstens
kömmt es vor, unsre Armee müßte schon da seyn,
wenn keine Schurkenstreiche vorgefallen wären.

Ich: Aber dann müßt du wenigstens für deine
Sicherheit sorgen.

Dentzel: Ja, da sorgt sichs was weg, wie
Ihr in Halle sagt: das Jahr ist lang! Doch es
mag gehen, wie es will, ich bin ein ehrlicher
Kerl! Ich scheere mich den Teufel drum, thue
das Meinige, und damit Holla!

Ich: Alles gut: aber --

Dentzel: aber? Glaubst du denn, daß die
Preußen mich hängen werden, wenn ich ihnen in
die Hände falle?

Ich: Das wohl nicht: Aber du hast doch viel
wider dich. Sieh, du bist ein Kind des deutschen
Reichs. Du weist, daß nach dem Conelusum des
Kaisers und des Reichsgerichts alle die als Verrä-
ther des Vaterlands erklärt sind, welche Deutsche

Dentzel: Das iſt, leider, ſehr wahr. Schau,
da war Lafayette, Luckner Henriot, und
beſonders die Hollunken Cuſtine und Dumou-
riez — alle die Kerls, und noch eine ganze Hetze
aͤhnlicher Schufte ſind abgefallen, und man hatte
ſo ſehr auf ſie gerechnet!

Ich: Alſo, denkſt du, das koͤnnte auch hier
ſo der Fall werden?

Dentzel: Ich fuͤrchte es. Mir wenigſtens
koͤmmt es vor, unſre Armee muͤßte ſchon da ſeyn,
wenn keine Schurkenſtreiche vorgefallen waͤren.

Ich: Aber dann muͤßt du wenigſtens fuͤr deine
Sicherheit ſorgen.

Dentzel: Ja, da ſorgt ſichs was weg, wie
Ihr in Halle ſagt: das Jahr iſt lang! Doch es
mag gehen, wie es will, ich bin ein ehrlicher
Kerl! Ich ſcheere mich den Teufel drum, thue
das Meinige, und damit Holla!

Ich: Alles gut: aber —

Dentzel: aber? Glaubſt du denn, daß die
Preußen mich haͤngen werden, wenn ich ihnen in
die Haͤnde falle?

Ich: Das wohl nicht: Aber du haſt doch viel
wider dich. Sieh, du biſt ein Kind des deutſchen
Reichs. Du weiſt, daß nach dem Coneluſum des
Kaiſers und des Reichsgerichts alle die als Verraͤ-
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[28/0032] Dentzel: Das iſt, leider, ſehr wahr. Schau, da war Lafayette, Luckner Henriot, und beſonders die Hollunken Cuſtine und Dumou- riez — alle die Kerls, und noch eine ganze Hetze aͤhnlicher Schufte ſind abgefallen, und man hatte ſo ſehr auf ſie gerechnet! Ich: Alſo, denkſt du, das koͤnnte auch hier ſo der Fall werden? Dentzel: Ich fuͤrchte es. Mir wenigſtens koͤmmt es vor, unſre Armee muͤßte ſchon da ſeyn, wenn keine Schurkenſtreiche vorgefallen waͤren. Ich: Aber dann muͤßt du wenigſtens fuͤr deine Sicherheit ſorgen. Dentzel: Ja, da ſorgt ſichs was weg, wie Ihr in Halle ſagt: das Jahr iſt lang! Doch es mag gehen, wie es will, ich bin ein ehrlicher Kerl! Ich ſcheere mich den Teufel drum, thue das Meinige, und damit Holla! Ich: Alles gut: aber — Dentzel: aber? Glaubſt du denn, daß die Preußen mich haͤngen werden, wenn ich ihnen in die Haͤnde falle? Ich: Das wohl nicht: Aber du haſt doch viel wider dich. Sieh, du biſt ein Kind des deutſchen Reichs. Du weiſt, daß nach dem Coneluſum des Kaiſers und des Reichsgerichts alle die als Verraͤ- ther des Vaterlands erklaͤrt ſind, welche Deutſche

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/32>, abgerufen am 21.11.2024.