von hier dahin. Dienste kriegst du auf alle Fälle, fouttre! Jezt sauf!
So hatte ich denn schon Bekanntschaft mit den Sanscülottes. Ich fand unter ihnen einige recht artige, feine Leute: aber größteutheils waren es rohe ungeschliffene Waghälse, wie man sie bey ei- nem solchen Freykorps wohl nicht anders erwarten durfte. Von militärischer Disciplin mogten sie eben nicht viel halten: deun sie versicherten mehr- mals unter tausend Flüchen, daß sie den Offizier in Stücke hauen würden, der ihnen etwas anders befehlen wollte, als gegen die Aristokraten zu marschiren: sie seyen blos da, um den verfluchten Aristokraten die Hälse zu brechen. Die Leute da herum wären fast alle von dem Kaufmannschafts- teufel besessen, und zwackten den armen Künstlern, Handwerkern und Taglöhnern ihr Verdienst ab bis aufs Verarmen. Wenn nur sie den vornehmen, reichen Herrn spielen könnten, dann kümmerte sie die Noth und Ar[mu]th aller derer nicht, die Tag und Nacht bis aufs Blut für sie sich abzehren müß- ten. Hier wäre eigentlich der Geld-Adel recht am Bret[t]e; und wo der herrschte, da gelte der Arme weniger als nichts. Das Blatt müßte aber jezt ganz gewendet werden: das abgezwackte Gut müßte wieder an seinen rechten Herrn kommen: und da
von hier dahin. Dienſte kriegſt du auf alle Faͤlle, fouttre! Jezt ſauf!
So hatte ich denn ſchon Bekanntſchaft mit den Sanscuͤlottes. Ich fand unter ihnen einige recht artige, feine Leute: aber groͤßteutheils waren es rohe ungeſchliffene Waghaͤlſe, wie man ſie bey ei- nem ſolchen Freykorps wohl nicht anders erwarten durfte. Von militaͤriſcher Diſciplin mogten ſie eben nicht viel halten: deun ſie verſicherten mehr- mals unter tauſend Fluͤchen, daß ſie den Offizier in Stuͤcke hauen wuͤrden, der ihnen etwas anders befehlen wollte, als gegen die Ariſtokraten zu marſchiren: ſie ſeyen blos da, um den verfluchten Ariſtokraten die Haͤlſe zu brechen. Die Leute da herum waͤren faſt alle von dem Kaufmannſchafts- teufel beſeſſen, und zwackten den armen Kuͤnſtlern, Handwerkern und Tagloͤhnern ihr Verdienſt ab bis aufs Verarmen. Wenn nur ſie den vornehmen, reichen Herrn ſpielen koͤnnten, dann kuͤmmerte ſie die Noth und Ar[mu]th aller derer nicht, die Tag und Nacht bis aufs Blut fuͤr ſie ſich abzehren muͤß- ten. Hier waͤre eigentlich der Geld-Adel recht am Bret[t]e; und wo der herrſchte, da gelte der Arme weniger als nichts. Das Blatt muͤßte aber jezt ganz gewendet werden: das abgezwackte Gut muͤßte wieder an ſeinen rechten Herrn kommen: und da
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0343"n="339"/>
von hier dahin. Dienſte kriegſt du auf alle Faͤlle,<lb/><hirendition="#aq">fouttre</hi>! Jezt ſauf!</p><lb/><p>So hatte ich denn ſchon Bekanntſchaft mit den<lb/>
Sanscuͤlottes. Ich fand unter ihnen einige recht<lb/>
artige, feine Leute: aber groͤßteutheils waren es<lb/>
rohe ungeſchliffene Waghaͤlſe, wie man ſie bey ei-<lb/>
nem ſolchen Freykorps wohl nicht anders erwarten<lb/>
durfte. Von militaͤriſcher Diſciplin mogten ſie<lb/>
eben nicht viel halten: deun ſie verſicherten mehr-<lb/>
mals unter tauſend Fluͤchen, daß ſie den Offizier<lb/>
in Stuͤcke hauen wuͤrden, der ihnen etwas anders<lb/>
befehlen wollte, als gegen die Ariſtokraten zu<lb/>
marſchiren: ſie ſeyen blos da, um den verfluchten<lb/>
Ariſtokraten die Haͤlſe zu brechen. Die Leute da<lb/>
herum waͤren faſt alle von dem Kaufmannſchafts-<lb/>
teufel beſeſſen, und zwackten den armen Kuͤnſtlern,<lb/>
Handwerkern und Tagloͤhnern ihr Verdienſt ab bis<lb/>
aufs Verarmen. Wenn nur ſie den vornehmen,<lb/>
reichen Herrn ſpielen koͤnnten, dann kuͤmmerte ſie<lb/>
die Noth und Ar<supplied>mu</supplied>th aller derer nicht, die Tag<lb/>
und Nacht bis aufs Blut fuͤr ſie ſich abzehren muͤß-<lb/>
ten. Hier waͤre eigentlich der Geld-Adel recht am<lb/>
Bret<supplied>t</supplied>e; und wo der herrſchte, da gelte der Arme<lb/>
weniger als nichts. Das Blatt muͤßte aber jezt<lb/>
ganz gewendet werden: das abgezwackte Gut muͤßte<lb/>
wieder an ſeinen rechten Herrn kommen: und da<lb/></p></div></body></text></TEI>
[339/0343]
von hier dahin. Dienſte kriegſt du auf alle Faͤlle,
fouttre! Jezt ſauf!
So hatte ich denn ſchon Bekanntſchaft mit den
Sanscuͤlottes. Ich fand unter ihnen einige recht
artige, feine Leute: aber groͤßteutheils waren es
rohe ungeſchliffene Waghaͤlſe, wie man ſie bey ei-
nem ſolchen Freykorps wohl nicht anders erwarten
durfte. Von militaͤriſcher Diſciplin mogten ſie
eben nicht viel halten: deun ſie verſicherten mehr-
mals unter tauſend Fluͤchen, daß ſie den Offizier
in Stuͤcke hauen wuͤrden, der ihnen etwas anders
befehlen wollte, als gegen die Ariſtokraten zu
marſchiren: ſie ſeyen blos da, um den verfluchten
Ariſtokraten die Haͤlſe zu brechen. Die Leute da
herum waͤren faſt alle von dem Kaufmannſchafts-
teufel beſeſſen, und zwackten den armen Kuͤnſtlern,
Handwerkern und Tagloͤhnern ihr Verdienſt ab bis
aufs Verarmen. Wenn nur ſie den vornehmen,
reichen Herrn ſpielen koͤnnten, dann kuͤmmerte ſie
die Noth und Armuth aller derer nicht, die Tag
und Nacht bis aufs Blut fuͤr ſie ſich abzehren muͤß-
ten. Hier waͤre eigentlich der Geld-Adel recht am
Brette; und wo der herrſchte, da gelte der Arme
weniger als nichts. Das Blatt muͤßte aber jezt
ganz gewendet werden: das abgezwackte Gut muͤßte
wieder an ſeinen rechten Herrn kommen: und da
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/343>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.