Kriegsgefangenen zusammengesezt waren, und sich den Ruhm der Tapferkeit miterwarben. Zwar war es schon im Dezember 1793 verboten worden, Aus- länder bey den Armeen aufzunehmen, welche auf den Gränzen Krieg führten, aber bey der revolu- tionnären Armee durften sie noch immer dienen. Und zu so einem Bataillon sollte ich denn auch sto- ßen, nach der Absicht des braven Landrins.
In Macon meldete ich mich beym Kriegskom- missär, und dieser sagte mir, das deutsche Ba- taillon sey in Lyon: ich könnte aber hier nähere Nachricht einholen, da Sanscülottes in Macon lä- gen, welche erst vor einigen Tagen von Lyon ge- kommen wären.
Ich war über diese Nachricht froh, und suchte und fand eine Schenke, worin es vor Sanscülotten strozte. Kaum hatte ich mich hingesezt, als ein derber Ohnehose mich anredete, und fragte, wo ich herkäme, und wo ich hinwollte?
Ich: Will nach Lyon, und suche Dienste.
Er: Was bist du für ein Landsmann?
Ich: Ein Deutscher. Ich habe den Preußen gedient, bin aber nach Frankreich gekommen, die gute Sache unterstützen zu helfen.
Er: Bravo! (trinkt mir zu) Auf das Wohl der Republik! Also du gehst nach Lyon! Kannst Uebermorgen Gesellschaft haben: es gehen einige
Kriegsgefangenen zuſammengeſezt waren, und ſich den Ruhm der Tapferkeit miterwarben. Zwar war es ſchon im Dezember 1793 verboten worden, Aus- laͤnder bey den Armeen aufzunehmen, welche auf den Graͤnzen Krieg fuͤhrten, aber bey der revolu- tionnaͤren Armee durften ſie noch immer dienen. Und zu ſo einem Bataillon ſollte ich denn auch ſto- ßen, nach der Abſicht des braven Landrins.
In Mâcon meldete ich mich beym Kriegskom- miſſaͤr, und dieſer ſagte mir, das deutſche Ba- taillon ſey in Lyon: ich koͤnnte aber hier naͤhere Nachricht einholen, da Sanscuͤlottes in Mâcon laͤ- gen, welche erſt vor einigen Tagen von Lyon ge- kommen waͤren.
Ich war uͤber dieſe Nachricht froh, und ſuchte und fand eine Schenke, worin es vor Sanscuͤlotten ſtrozte. Kaum hatte ich mich hingeſezt, als ein derber Ohnehoſe mich anredete, und fragte, wo ich herkaͤme, und wo ich hinwollte?
Ich: Will nach Lyon, und ſuche Dienſte.
Er: Was biſt du fuͤr ein Landsmann?
Ich: Ein Deutſcher. Ich habe den Preußen gedient, bin aber nach Frankreich gekommen, die gute Sache unterſtuͤtzen zu helfen.
Er: Bravo! (trinkt mir zu) Auf das Wohl der Republik! Alſo du gehſt nach Lyon! Kannſt Uebermorgen Geſellſchaft haben: es gehen einige
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Kriegsgefangenen zuſammengeſezt waren, und ſich
den Ruhm der Tapferkeit miterwarben. Zwar war es
ſchon im Dezember 1793 verboten worden, Aus-
laͤnder bey den Armeen aufzunehmen, welche auf
den Graͤnzen Krieg fuͤhrten, aber bey der revolu-
tionnaͤren Armee durften ſie noch immer dienen.
Und zu ſo einem Bataillon ſollte ich denn auch ſto-
ßen, nach der Abſicht des braven Landrins.
In Mâcon meldete ich mich beym Kriegskom-
miſſaͤr, und dieſer ſagte mir, das deutſche Ba-
taillon ſey in Lyon: ich koͤnnte aber hier naͤhere
Nachricht einholen, da Sanscuͤlottes in Mâcon laͤ-
gen, welche erſt vor einigen Tagen von Lyon ge-
kommen waͤren.
Ich war uͤber dieſe Nachricht froh, und ſuchte
und fand eine Schenke, worin es vor Sanscuͤlotten
ſtrozte. Kaum hatte ich mich hingeſezt, als ein
derber Ohnehoſe mich anredete, und fragte, wo ich
herkaͤme, und wo ich hinwollte?
Ich: Will nach Lyon, und ſuche Dienſte.
Er: Was biſt du fuͤr ein Landsmann?
Ich: Ein Deutſcher. Ich habe den Preußen
gedient, bin aber nach Frankreich gekommen, die
gute Sache unterſtuͤtzen zu helfen.
Er: Bravo! (trinkt mir zu) Auf das Wohl
der Republik! Alſo du gehſt nach Lyon! Kannſt
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/342>, abgerufen am 22.11.2024.
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