Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

ganzen mittäglichen Frankreich, in dem ehemali-
gen Lyonnois, Dauphine, Languedoc und
Provence zerstreut, wo ihrer viele von den Ari-
stokraten oft erschlagen wurden, viele auch davon
liefen, oder mit Pässen sich nach der Armee
begaben, welche in der Vendee gegen die Bri-
gands kämpfte. Doch sollen auch damals noch
wenigstens 80,000 Mann Revolutions-Truppen in
jenen Gegenden gestanden, oder vielmehr herumge-
schwärmt haben.

Wenn man nun überlegt, daß vor sechs Mo-
naten von allen diesen Kriegern noch keiner ein Ge-
wehr trug, und daß doch damals schon durch sie
die ganze fürchterliche Rebellion im mittäglichen
Frankreich gedämpft, Marseille beruhiget, Lyon
erobert, und Toulon zerstöhrt war, so kann man
sich so ohngefähr einen Begriff machen, was eine
Nation vermag, welche für ihre Freyheit auf-
steht. Diese schafft Armeen, in einem Zeitraum,
worin die Monarchen ihre schon längst stehenden,
längst geübten Heere kaum aus ihren Garnisonen
führen können. Es ist beynahe unglaublich, welche
Märsche die Ohnehosen gemacht, und wie geschwinde
sie an Orten operirten, wo man sie noch lange nicht
einmal vermuthete. Gegen solche Krieger hilft
weder Kriegeslist, noch Taktik, noch überlegne Macht:
Nichts kann sie zurückwerfen, als gleicher Muth:

ganzen mittaͤglichen Frankreich, in dem ehemali-
gen Lyonnois, Dauphine, Languedoc und
Provence zerſtreut, wo ihrer viele von den Ari-
ſtokraten oft erſchlagen wurden, viele auch davon
liefen, oder mit Paͤſſen ſich nach der Armee
begaben, welche in der Vendee gegen die Bri-
gands kaͤmpfte. Doch ſollen auch damals noch
wenigſtens 80,000 Mann Revolutions-Truppen in
jenen Gegenden geſtanden, oder vielmehr herumge-
ſchwaͤrmt haben.

Wenn man nun uͤberlegt, daß vor ſechs Mo-
naten von allen dieſen Kriegern noch keiner ein Ge-
wehr trug, und daß doch damals ſchon durch ſie
die ganze fuͤrchterliche Rebellion im mittaͤglichen
Frankreich gedaͤmpft, Marſeille beruhiget, Lyon
erobert, und Toulon zerſtoͤhrt war, ſo kann man
ſich ſo ohngefaͤhr einen Begriff machen, was eine
Nation vermag, welche fuͤr ihre Freyheit auf-
ſteht. Dieſe ſchafft Armeen, in einem Zeitraum,
worin die Monarchen ihre ſchon laͤngſt ſtehenden,
laͤngſt geuͤbten Heere kaum aus ihren Garniſonen
fuͤhren koͤnnen. Es iſt beynahe unglaublich, welche
Maͤrſche die Ohnehoſen gemacht, und wie geſchwinde
ſie an Orten operirten, wo man ſie noch lange nicht
einmal vermuthete. Gegen ſolche Krieger hilft
weder Kriegesliſt, noch Taktik, noch uͤberlegne Macht:
Nichts kann ſie zuruͤckwerfen, als gleicher Muth:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0368" n="364"/>
ganzen mitta&#x0364;glichen Frankreich, in dem ehemali-<lb/>
gen <hi rendition="#g">Lyonnois</hi>, <hi rendition="#g">Dauphine</hi>, <hi rendition="#g">Languedoc</hi> und<lb/><hi rendition="#g">Provence</hi> zer&#x017F;treut, wo ihrer viele von den Ari-<lb/>
&#x017F;tokraten oft er&#x017F;chlagen wurden, viele auch davon<lb/>
liefen, oder mit Pa&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich nach der Armee<lb/>
begaben, welche in der <hi rendition="#g">Vendee</hi> gegen die <hi rendition="#g">Bri</hi>-<lb/><hi rendition="#g">gands</hi> ka&#x0364;mpfte. Doch &#x017F;ollen auch damals noch<lb/>
wenig&#x017F;tens 80,000 Mann Revolutions-Truppen in<lb/>
jenen Gegenden ge&#x017F;tanden, oder vielmehr herumge-<lb/>
&#x017F;chwa&#x0364;rmt haben.</p><lb/>
        <p>Wenn man nun u&#x0364;berlegt, daß vor &#x017F;echs Mo-<lb/>
naten von allen die&#x017F;en Kriegern noch keiner ein Ge-<lb/>
wehr trug, und daß doch damals &#x017F;chon durch &#x017F;ie<lb/>
die ganze fu&#x0364;rchterliche Rebellion im mitta&#x0364;glichen<lb/>
Frankreich geda&#x0364;mpft, Mar&#x017F;eille beruhiget, Lyon<lb/>
erobert, und Toulon zer&#x017F;to&#x0364;hrt war, &#x017F;o kann man<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;o ohngefa&#x0364;hr einen Begriff machen, was eine<lb/>
Nation vermag, welche fu&#x0364;r ihre Freyheit auf-<lb/>
&#x017F;teht. Die&#x017F;e &#x017F;chafft Armeen, in einem Zeitraum,<lb/>
worin die Monarchen ihre &#x017F;chon la&#x0364;ng&#x017F;t &#x017F;tehenden,<lb/>
la&#x0364;ng&#x017F;t geu&#x0364;bten Heere kaum aus ihren Garni&#x017F;onen<lb/>
fu&#x0364;hren ko&#x0364;nnen. Es i&#x017F;t beynahe unglaublich, welche<lb/>
Ma&#x0364;r&#x017F;che die Ohneho&#x017F;en gemacht, und wie ge&#x017F;chwinde<lb/>
&#x017F;ie an Orten operirten, wo man &#x017F;ie noch lange nicht<lb/>
einmal vermuthete. Gegen &#x017F;olche Krieger hilft<lb/>
weder Kriegesli&#x017F;t, noch Taktik, noch u&#x0364;berlegne Macht:<lb/>
Nichts kann &#x017F;ie zuru&#x0364;ckwerfen, als gleicher Muth:<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[364/0368] ganzen mittaͤglichen Frankreich, in dem ehemali- gen Lyonnois, Dauphine, Languedoc und Provence zerſtreut, wo ihrer viele von den Ari- ſtokraten oft erſchlagen wurden, viele auch davon liefen, oder mit Paͤſſen ſich nach der Armee begaben, welche in der Vendee gegen die Bri- gands kaͤmpfte. Doch ſollen auch damals noch wenigſtens 80,000 Mann Revolutions-Truppen in jenen Gegenden geſtanden, oder vielmehr herumge- ſchwaͤrmt haben. Wenn man nun uͤberlegt, daß vor ſechs Mo- naten von allen dieſen Kriegern noch keiner ein Ge- wehr trug, und daß doch damals ſchon durch ſie die ganze fuͤrchterliche Rebellion im mittaͤglichen Frankreich gedaͤmpft, Marſeille beruhiget, Lyon erobert, und Toulon zerſtoͤhrt war, ſo kann man ſich ſo ohngefaͤhr einen Begriff machen, was eine Nation vermag, welche fuͤr ihre Freyheit auf- ſteht. Dieſe ſchafft Armeen, in einem Zeitraum, worin die Monarchen ihre ſchon laͤngſt ſtehenden, laͤngſt geuͤbten Heere kaum aus ihren Garniſonen fuͤhren koͤnnen. Es iſt beynahe unglaublich, welche Maͤrſche die Ohnehoſen gemacht, und wie geſchwinde ſie an Orten operirten, wo man ſie noch lange nicht einmal vermuthete. Gegen ſolche Krieger hilft weder Kriegesliſt, noch Taktik, noch uͤberlegne Macht: Nichts kann ſie zuruͤckwerfen, als gleicher Muth:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/368
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/368>, abgerufen am 22.11.2024.