und welches Monarchen Krieger messen sich wohl an Muth mit Republikanern, die für ihre eigne Sache fechten, und dabey nichts sehen, als Sieg oder Tod? --
Den folgenden Tag ging ich in Begleitung meh- rerer Ohnehosen zum Colonel, welcher ehedem ein ehrlicher Seifensiedergeselle gewesen war, aber bey der Eroberung von Lyon seine Bravour auffallend bewiesen hatte. Er sah mich freundlich an, und nachdem er verschiedne Fragen über meinen Patrio- tismus, und über meinen Haß gegen alle Aristokra- ten und Pfaffen gethan hatte, sagte er: tu peux exi- ster avec nous; tu auras bientot un fusil. Das war mein ganzes Engagement. Handgeld ist überhaupt bey den Franzosen schon längst nicht mehr Mode: denn sie meynen, durch Annehmung eines Handgel- des verkaufe der Mann sich und seine Haut, und werde dadurch Leibeigen. Wer aber so niederträch- tig oder so dumm seyn könnte, sich um irgend einen Preis zum Leibeignen zu verkaufen, der verdiene Verachtung, und sey nicht werth, daß er das Va- terland und die Würde und die Rechte des Menschen vertheidigen helfe. Sie setzen hinzu: wer durch viehhändlerischen Selbstverkauf Verräther an sich wird, wird es weit eher an Andern werden. Dieß ist es, warum der französische Volontär kein Hand- geld nimmt, und noch weniger der Sankülotte.
und welches Monarchen Krieger meſſen ſich wohl an Muth mit Republikanern, die fuͤr ihre eigne Sache fechten, und dabey nichts ſehen, als Sieg oder Tod? —
Den folgenden Tag ging ich in Begleitung meh- rerer Ohnehoſen zum Colonel, welcher ehedem ein ehrlicher Seifenſiedergeſelle geweſen war, aber bey der Eroberung von Lyon ſeine Bravour auffallend bewieſen hatte. Er ſah mich freundlich an, und nachdem er verſchiedne Fragen uͤber meinen Patrio- tismus, und uͤber meinen Haß gegen alle Ariſtokra- ten und Pfaffen gethan hatte, ſagte er: tu peux exi- ſter avec nous; tu auras bientôt un fuſil. Das war mein ganzes Engagement. Handgeld iſt uͤberhaupt bey den Franzoſen ſchon laͤngſt nicht mehr Mode: denn ſie meynen, durch Annehmung eines Handgel- des verkaufe der Mann ſich und ſeine Haut, und werde dadurch Leibeigen. Wer aber ſo niedertraͤch- tig oder ſo dumm ſeyn koͤnnte, ſich um irgend einen Preis zum Leibeignen zu verkaufen, der verdiene Verachtung, und ſey nicht werth, daß er das Va- terland und die Wuͤrde und die Rechte des Menſchen vertheidigen helfe. Sie ſetzen hinzu: wer durch viehhaͤndleriſchen Selbſtverkauf Verraͤther an ſich wird, wird es weit eher an Andern werden. Dieß iſt es, warum der franzoͤſiſche Volontaͤr kein Hand- geld nimmt, und noch weniger der Sankuͤlotte.
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und welches Monarchen Krieger meſſen ſich wohl
an Muth mit Republikanern, die fuͤr ihre eigne
Sache fechten, und dabey nichts ſehen, als Sieg
oder Tod? —
Den folgenden Tag ging ich in Begleitung meh-
rerer Ohnehoſen zum Colonel, welcher ehedem ein
ehrlicher Seifenſiedergeſelle geweſen war, aber bey
der Eroberung von Lyon ſeine Bravour auffallend
bewieſen hatte. Er ſah mich freundlich an, und
nachdem er verſchiedne Fragen uͤber meinen Patrio-
tismus, und uͤber meinen Haß gegen alle Ariſtokra-
ten und Pfaffen gethan hatte, ſagte er: tu peux exi-
ſter avec nous; tu auras bientôt un fuſil. Das war
mein ganzes Engagement. Handgeld iſt uͤberhaupt
bey den Franzoſen ſchon laͤngſt nicht mehr Mode:
denn ſie meynen, durch Annehmung eines Handgel-
des verkaufe der Mann ſich und ſeine Haut, und
werde dadurch Leibeigen. Wer aber ſo niedertraͤch-
tig oder ſo dumm ſeyn koͤnnte, ſich um irgend einen
Preis zum Leibeignen zu verkaufen, der verdiene
Verachtung, und ſey nicht werth, daß er das Va-
terland und die Wuͤrde und die Rechte des Menſchen
vertheidigen helfe. Sie ſetzen hinzu: wer durch
viehhaͤndleriſchen Selbſtverkauf Verraͤther an ſich
wird, wird es weit eher an Andern werden. Dieß
iſt es, warum der franzoͤſiſche Volontaͤr kein Hand-
geld nimmt, und noch weniger der Sankuͤlotte.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/369>, abgerufen am 22.11.2024.
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