Dentzel (finster): Daß die Deutschen Voka- tive sind, und mich zum Schurkenstreich verleiten wollen. Aber, bey Gott, Laukhard: zum Verrä- ther bin ich noch zu ehrlich: denn auch ich schwur Tod oder Freyheit, und eins von beyden muß mir werden, wie meinen Brüdern! Sonst hol' uns alle der Teufel!
Ich (verlegen): Sehr edel und großmüthig!
Dentzel (mich starr in die Augen fassend): Und doch konntest du dich brauchen lassen, mich znm Gegentheil bereden zu wollen? Laukhard, Laukhard, du bist, wie ich merke, noch immer der alte Unbesonnene, der gutmüthig und schwach ge- nug ist, sich ohne weiteres Nachdenken, wie ein unmündiges Kind, zu allem beschwatzen und ver- leiten zu lassen! So warst du sonst, und so, wie ich merke, bist du noch jezt: und eben darum will ich mein gegebnes Wort für dießmal dir halten und schweigen. Aber -- merke dir's wohl! -- Du bist verlohren, wenn du dich noch einmal unterstehst, bey mir oder jemanden anders das Mindeste zu wagen, was nur von Ferne einer Verrätherey ähn- lich sieht. Ich rathe dir, sey auf deiner Hut! von nun an werde ich auf alle deine Schritte und Tritte, auf alle deine Worte und Handlungen Acht geben lassen; und verstehst du es im mindesten, so bist
Vierter Theil. C
Dentzel (finſter): Daß die Deutſchen Voka- tive ſind, und mich zum Schurkenſtreich verleiten wollen. Aber, bey Gott, Laukhard: zum Verraͤ- ther bin ich noch zu ehrlich: denn auch ich ſchwur Tod oder Freyheit, und eins von beyden muß mir werden, wie meinen Bruͤdern! Sonſt hol' uns alle der Teufel!
Ich (verlegen): Sehr edel und großmuͤthig!
Dentzel (mich ſtarr in die Augen faſſend): Und doch konnteſt du dich brauchen laſſen, mich znm Gegentheil bereden zu wollen? Laukhard, Laukhard, du biſt, wie ich merke, noch immer der alte Unbeſonnene, der gutmuͤthig und ſchwach ge- nug iſt, ſich ohne weiteres Nachdenken, wie ein unmuͤndiges Kind, zu allem beſchwatzen und ver- leiten zu laſſen! So warſt du ſonſt, und ſo, wie ich merke, biſt du noch jezt: und eben darum will ich mein gegebnes Wort fuͤr dießmal dir halten und ſchweigen. Aber — merke dir's wohl! — Du biſt verlohren, wenn du dich noch einmal unterſtehſt, bey mir oder jemanden anders das Mindeſte zu wagen, was nur von Ferne einer Verraͤtherey aͤhn- lich ſieht. Ich rathe dir, ſey auf deiner Hut! von nun an werde ich auf alle deine Schritte und Tritte, auf alle deine Worte und Handlungen Acht geben laſſen; und verſtehſt du es im mindeſten, ſo biſt
Vierter Theil. C
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Dentzel (finſter): Daß die Deutſchen Voka-
tive ſind, und mich zum Schurkenſtreich verleiten
wollen. Aber, bey Gott, Laukhard: zum Verraͤ-
ther bin ich noch zu ehrlich: denn auch ich ſchwur
Tod oder Freyheit, und eins von beyden muß mir
werden, wie meinen Bruͤdern! Sonſt hol' uns
alle der Teufel!
Ich (verlegen): Sehr edel und großmuͤthig!
Dentzel (mich ſtarr in die Augen faſſend):
Und doch konnteſt du dich brauchen laſſen, mich
znm Gegentheil bereden zu wollen? Laukhard,
Laukhard, du biſt, wie ich merke, noch immer der
alte Unbeſonnene, der gutmuͤthig und ſchwach ge-
nug iſt, ſich ohne weiteres Nachdenken, wie ein
unmuͤndiges Kind, zu allem beſchwatzen und ver-
leiten zu laſſen! So warſt du ſonſt, und ſo, wie
ich merke, biſt du noch jezt: und eben darum will
ich mein gegebnes Wort fuͤr dießmal dir halten und
ſchweigen. Aber — merke dir's wohl! — Du biſt
verlohren, wenn du dich noch einmal unterſtehſt,
bey mir oder jemanden anders das Mindeſte zu
wagen, was nur von Ferne einer Verraͤtherey aͤhn-
lich ſieht. Ich rathe dir, ſey auf deiner Hut! von
nun an werde ich auf alle deine Schritte und Tritte,
auf alle deine Worte und Handlungen Acht geben
laſſen; und verſtehſt du es im mindeſten, ſo biſt
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/37>, abgerufen am 21.11.2024.
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