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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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Fünf und zwanzigstes Kapitel.

Meine Lage bey den Sankülotten.



Daß es mir leicht war, die Gunst aller meiner
Kameraden zu erwerben, sowohl der Offiziere, als
der Gemeinen -- denn die alle heißen Kameraden
oder Brüder -- bilden sich diejenigen meiner Leser
schon für sich ein, die mich von meiner Wiege an
kennen. Ich that alles, was sie thaten, schwadro-
nirte wie sie, lief herum wie sie, trank wie sie,
schimpfte auf Aristokraten und Pfaffen, wie sie,
und war also in allen Stücken gerade wie sie. Mein
Dienst erstreckte sich, so lange wir in Lyon waren,
blos auf das Patrouilliren, und zur Guillotine zie-
hen, um welche wir täglich, Nachmittags um zwey
Uhr, einen Kreis schließen mußten. Ich würde
d[e]nk' ich, meine Leser beleidigen, wenn ich ihnen noch
viel von dem traurigen Spektakel schildern wollte,
vor welchem ich anfänglich zurückschauderte, her-
nach aber es gleichgültig, oder doch ohne Zuckun-
gen betrachten konnte.

Einer von den Repräsentanten, welche damals
in Lyon das schreckliche Amt, die Empörer zu stra-
fen, ausübten, war der in ganz Europa bekannte

Fuͤnf und zwanzigſtes Kapitel.

Meine Lage bey den Sankuͤlotten.



Daß es mir leicht war, die Gunſt aller meiner
Kameraden zu erwerben, ſowohl der Offiziere, als
der Gemeinen — denn die alle heißen Kameraden
oder Bruͤder — bilden ſich diejenigen meiner Leſer
ſchon fuͤr ſich ein, die mich von meiner Wiege an
kennen. Ich that alles, was ſie thaten, ſchwadro-
nirte wie ſie, lief herum wie ſie, trank wie ſie,
ſchimpfte auf Ariſtokraten und Pfaffen, wie ſie,
und war alſo in allen Stuͤcken gerade wie ſie. Mein
Dienſt erſtreckte ſich, ſo lange wir in Lyon waren,
blos auf das Patrouilliren, und zur Guillotine zie-
hen, um welche wir taͤglich, Nachmittags um zwey
Uhr, einen Kreis ſchließen mußten. Ich wuͤrde
d[e]nk' ich, meine Leſer beleidigen, wenn ich ihnen noch
viel von dem traurigen Spektakel ſchildern wollte,
vor welchem ich anfaͤnglich zuruͤckſchauderte, her-
nach aber es gleichguͤltig, oder doch ohne Zuckun-
gen betrachten konnte.

Einer von den Repraͤſentanten, welche damals
in Lyon das ſchreckliche Amt, die Empoͤrer zu ſtra-
fen, ausuͤbten, war der in ganz Europa bekannte

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[367/0371] Fuͤnf und zwanzigſtes Kapitel. Meine Lage bey den Sankuͤlotten. Daß es mir leicht war, die Gunſt aller meiner Kameraden zu erwerben, ſowohl der Offiziere, als der Gemeinen — denn die alle heißen Kameraden oder Bruͤder — bilden ſich diejenigen meiner Leſer ſchon fuͤr ſich ein, die mich von meiner Wiege an kennen. Ich that alles, was ſie thaten, ſchwadro- nirte wie ſie, lief herum wie ſie, trank wie ſie, ſchimpfte auf Ariſtokraten und Pfaffen, wie ſie, und war alſo in allen Stuͤcken gerade wie ſie. Mein Dienſt erſtreckte ſich, ſo lange wir in Lyon waren, blos auf das Patrouilliren, und zur Guillotine zie- hen, um welche wir taͤglich, Nachmittags um zwey Uhr, einen Kreis ſchließen mußten. Ich wuͤrde denk' ich, meine Leſer beleidigen, wenn ich ihnen noch viel von dem traurigen Spektakel ſchildern wollte, vor welchem ich anfaͤnglich zuruͤckſchauderte, her- nach aber es gleichguͤltig, oder doch ohne Zuckun- gen betrachten konnte. Einer von den Repraͤſentanten, welche damals in Lyon das ſchreckliche Amt, die Empoͤrer zu ſtra- fen, ausuͤbten, war der in ganz Europa bekannte

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/371>, abgerufen am 22.11.2024.