Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.150 Maun, welchen ein Colonel führte, nach Vienne. Vor dem Thore befahl der Colonel, daß den Wer je ein preußisches Regiment hat marschi- *) Diese Art zu marschieren hat freylich nichts Gezwungnes, und
noch weniger das Ansehn fluchtverdächtiger Züchtlinge, deren Schritt und Tritt überall scharf bewacht werden müsse; aber in der Nahe vom Feinde, oder auf Retiraden, wenn unvor- sichtige Anführer, oder verwöhnte, disciplinlose Haufen sie bey- behalten, hat sie auch Gefahr, wie die Jourdanische Armee es vorigen Herbst erfahren hat. 150 Maun, welchen ein Colonel fuͤhrte, nach Vienne. Vor dem Thore befahl der Colonel, daß den Wer je ein preußiſches Regiment hat marſchi- *) Dieſe Art zu marſchieren hat freylich nichts Gezwungnes, und
noch weniger das Anſehn fluchtverdächtiger Züchtlinge, deren Schritt und Tritt überall ſcharf bewacht werden müſſe; aber in der Nahe vom Feinde, oder auf Retiraden, wenn unvor- ſichtige Anführer, oder verwöhnte, disciplinloſe Haufen ſie bey- behalten, hat ſie auch Gefahr, wie die Jourdaniſche Armee es vorigen Herbſt erfahren hat. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0374" n="370"/> 150 Maun, welchen ein Colonel fuͤhrte, nach Vienne.<lb/> Auch unſre 150 Mann nannten ſich ſogleich<lb/><hi rendition="#g">Bataillon de la Montagne</hi>.</p><lb/> <p>Vor dem Thore befahl der Colonel, daß den<lb/> andern Morgen um 11 Uhr Alle in <hi rendition="#g">Vienne</hi> ſeyn<lb/> muͤßten: er muͤßte erſt noch zuruͤck in die Stadt,<lb/> und wuͤrde ſchon nachkommen. Darauf ritt er<lb/> zuruͤck, und wir machten, wie es jezt unter den<lb/> marſchierenden Franzoſen gebraͤuchlich iſt, <hi rendition="#g">Trupp</hi>-<lb/><hi rendition="#g">weiſe</hi> vorwaͤrts. Der anfuͤhrende Offizier oder<lb/> General zeigt den verſammelten Leuten gewoͤhnlich<lb/> nur den Ort ihrer Beſtimmung, und die Zeit, wann<lb/> ſie dieſen erreichen ſollen, an, und uͤberlaͤßt es<lb/> ihuen, ihren Marſch dann nach ihrer Bequemlich-<lb/> keit darauf einzurichten. <note place="foot" n="*)">Dieſe Art zu marſchieren hat freylich nichts Gezwungnes, und<lb/> noch weniger das Anſehn fluchtverdächtiger Züchtlinge, deren<lb/> Schritt und Tritt überall ſcharf bewacht werden müſſe; aber<lb/> in der Nahe vom Feinde, oder auf Retiraden, wenn unvor-<lb/> ſichtige Anführer, oder verwöhnte, disciplinloſe Haufen ſie bey-<lb/> behalten, hat ſie auch Gefahr, wie die Jourdaniſche Armee es<lb/> vorigen Herbſt erfahren hat.</note></p><lb/> <p>Wer je ein preußiſches Regiment hat marſchi-<lb/> ren ſehen, der muͤßte ſich ſehr gewundert haben,<lb/> wenn er bey unſerm Trupp einen Soldaten-Marſch<lb/> haͤtte entdecken ſollen: wer aber die Preußen aus<lb/><hi rendition="#g">Champagne</hi> hat ziehen ſehen, der kann, w<supplied>as</supplied> <supplied>d</supplied>ie<lb/> Unordnung anbetrifft, ſich ſo ohngefaͤhr vorſtellen, wie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [370/0374]
150 Maun, welchen ein Colonel fuͤhrte, nach Vienne.
Auch unſre 150 Mann nannten ſich ſogleich
Bataillon de la Montagne.
Vor dem Thore befahl der Colonel, daß den
andern Morgen um 11 Uhr Alle in Vienne ſeyn
muͤßten: er muͤßte erſt noch zuruͤck in die Stadt,
und wuͤrde ſchon nachkommen. Darauf ritt er
zuruͤck, und wir machten, wie es jezt unter den
marſchierenden Franzoſen gebraͤuchlich iſt, Trupp-
weiſe vorwaͤrts. Der anfuͤhrende Offizier oder
General zeigt den verſammelten Leuten gewoͤhnlich
nur den Ort ihrer Beſtimmung, und die Zeit, wann
ſie dieſen erreichen ſollen, an, und uͤberlaͤßt es
ihuen, ihren Marſch dann nach ihrer Bequemlich-
keit darauf einzurichten. *)
Wer je ein preußiſches Regiment hat marſchi-
ren ſehen, der muͤßte ſich ſehr gewundert haben,
wenn er bey unſerm Trupp einen Soldaten-Marſch
haͤtte entdecken ſollen: wer aber die Preußen aus
Champagne hat ziehen ſehen, der kann, was die
Unordnung anbetrifft, ſich ſo ohngefaͤhr vorſtellen, wie
*) Dieſe Art zu marſchieren hat freylich nichts Gezwungnes, und
noch weniger das Anſehn fluchtverdächtiger Züchtlinge, deren
Schritt und Tritt überall ſcharf bewacht werden müſſe; aber
in der Nahe vom Feinde, oder auf Retiraden, wenn unvor-
ſichtige Anführer, oder verwöhnte, disciplinloſe Haufen ſie bey-
behalten, hat ſie auch Gefahr, wie die Jourdaniſche Armee es
vorigen Herbſt erfahren hat.
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