General Hoche ein Handwerker von Profession; General Fevre ein unehliches Kind u. s. w. Aber da Pichegrü, Hoche und Fevre bewiesen ha- ben, daß Bauernsöhne, Handwerker und Hurkinder große Helden werden können, welche Hochgebohrne Durchlauchtigste, Hochwürdigste, Excellente Gene- rale zurückwerfen und besiegen: so kompromittiren solche Anekdotenkrämer am schändlichsten sich selbst, und beweisen jedem denkenden Menschenforscher, daß eine alberne Plappergaus weiter keine Rücksicht ver- diene.
General Laporte wollte gegen das Ende des Jänners von Lyon nach Vienne, einer beynahe 8 Stunden von Lyon gelegnen Stadt. Er ließ unter den Sankülotten bekannt machen, daß er ohngefähr 600 Mann nöthig habe; wer mit wolle, könne sich mel- den. Diese Art, zum Marsch aufzufodern, ver- meidet alles Passive, und der Anführer kann auf seine Leute um so zuverläßiger rechnen, jemehr es ihr eigner Wille ist, unter ihm zu agiren. --
Ich hatte zwar Lust, noch in Lyon zu bleiben, aber meine Kameraden redeten mir zu, mitzugehen, weil sie vermutheten, daß da unten, in dem ver- fluchten Gebürge der Aristokraten, etwas für sie zu thun seyn würde. Ich ließ mich also auch einschrei- ben, und zog nebst andern Haufen mit einem von
Vierter Theil. Aa
General Hoche ein Handwerker von Profeſſion; General Fevre ein unehliches Kind u. ſ. w. Aber da Pichegruͤ, Hoche und Fevre bewieſen ha- ben, daß Bauernſoͤhne, Handwerker und Hurkinder große Helden werden koͤnnen, welche Hochgebohrne Durchlauchtigſte, Hochwuͤrdigſte, Excellente Gene- rale zuruͤckwerfen und beſiegen: ſo kompromittiren ſolche Anekdotenkraͤmer am ſchaͤndlichſten ſich ſelbſt, und beweiſen jedem denkenden Menſchenforſcher, daß eine alberne Plappergaus weiter keine Ruͤckſicht ver- diene.
General Laporte wollte gegen das Ende des Jaͤnners von Lyon nach Vienne, einer beynahe 8 Stunden von Lyon gelegnen Stadt. Er ließ unter den Sankuͤlotten bekannt machen, daß er ohngefaͤhr 600 Mann noͤthig habe; wer mit wolle, koͤnne ſich mel- den. Dieſe Art, zum Marſch aufzufodern, ver- meidet alles Paſſive, und der Anfuͤhrer kann auf ſeine Leute um ſo zuverlaͤßiger rechnen, jemehr es ihr eigner Wille iſt, unter ihm zu agiren. —
Ich hatte zwar Luſt, noch in Lyon zu bleiben, aber meine Kameraden redeten mir zu, mitzugehen, weil ſie vermutheten, daß da unten, in dem ver- fluchten Gebuͤrge der Ariſtokraten, etwas fuͤr ſie zu thun ſeyn wuͤrde. Ich ließ mich alſo auch einſchrei- ben, und zog nebſt andern Haufen mit einem von
Vierter Theil. Aa
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General Hoche ein Handwerker von Profeſſion;
General Fevre ein unehliches Kind u. ſ. w. Aber
da Pichegruͤ, Hoche und Fevre bewieſen ha-
ben, daß Bauernſoͤhne, Handwerker und Hurkinder
große Helden werden koͤnnen, welche Hochgebohrne
Durchlauchtigſte, Hochwuͤrdigſte, Excellente Gene-
rale zuruͤckwerfen und beſiegen: ſo kompromittiren
ſolche Anekdotenkraͤmer am ſchaͤndlichſten ſich ſelbſt,
und beweiſen jedem denkenden Menſchenforſcher, daß
eine alberne Plappergaus weiter keine Ruͤckſicht ver-
diene.
General Laporte wollte gegen das Ende des
Jaͤnners von Lyon nach Vienne, einer beynahe 8
Stunden von Lyon gelegnen Stadt. Er ließ unter den
Sankuͤlotten bekannt machen, daß er ohngefaͤhr 600
Mann noͤthig habe; wer mit wolle, koͤnne ſich mel-
den. Dieſe Art, zum Marſch aufzufodern, ver-
meidet alles Paſſive, und der Anfuͤhrer kann auf
ſeine Leute um ſo zuverlaͤßiger rechnen, jemehr es ihr
eigner Wille iſt, unter ihm zu agiren. —
Ich hatte zwar Luſt, noch in Lyon zu bleiben,
aber meine Kameraden redeten mir zu, mitzugehen,
weil ſie vermutheten, daß da unten, in dem ver-
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thun ſeyn wuͤrde. Ich ließ mich alſo auch einſchrei-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 369. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/373>, abgerufen am 22.11.2024.
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