Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

weit lieblicher. Die Leute nennen das Zeug Manne,
und machen mancherley Gebrauch davon. Ich aß
es gern zum Brode, und das ist alles, was ich
darüber sagen kann.

Das gemeine Volk im Delphinat ist äu-
ßerst einfältig und abergläubig, und daher wundert
es mich sehr, wie die Revolution dort so ganz ohne
Unordnung und ohne vieles Blutvergießen hat zu
Stande kommen können, zumal da man eben da,
wegen der vielen Gebürge, und ungangbaren We-
ge gar wenig mit Gewalt erzwingen konnte. Aber
vielleicht hatte auch kein Land mehr von der Ty-
ranney des Adels und der Pfaffen gelitten, als das
Delphinat, und so waren die Leute nur froh, daß
sie einmal von diesem Uebel erlößt wurden. -- Herr
Fisch in seiner vortrefflichen Reise durch das süd-
liche Frankreich erzählt, daß in Languedoc gar viele
Mährchen herumgehen, und daß er wünsche, man mö-
ge sie sammeln, und von der Vergessenheit retten. *)

*) Der Titel dieser Reise ist: Briefe über die südlichen
Provinzen von Frankreich
-- in den Jahren 1786
87 und 88 geschrieben von J. G. Fisch. Zweyte Auflage.
Ich kenne über das Südliche Frankreich nichts vollständigeres,
als diese Briefe, und empfehle sie daher jedem, welchen diese[r]
merkw[ü]rdige District interessiret. Sie werden dereinst ein noth-
wendiges extremum Comparationis für den seyn, welcher
den jetzigen Zustand dieser Provinzen mit dem ehemaligen vor
der Revolution vergleichen will.
Vierter Theil. Bb

weit lieblicher. Die Leute nennen das Zeug Manne,
und machen mancherley Gebrauch davon. Ich aß
es gern zum Brode, und das iſt alles, was ich
daruͤber ſagen kann.

Das gemeine Volk im Delphinat iſt aͤu-
ßerſt einfaͤltig und aberglaͤubig, und daher wundert
es mich ſehr, wie die Revolution dort ſo ganz ohne
Unordnung und ohne vieles Blutvergießen hat zu
Stande kommen koͤnnen, zumal da man eben da,
wegen der vielen Gebuͤrge, und ungangbaren We-
ge gar wenig mit Gewalt erzwingen konnte. Aber
vielleicht hatte auch kein Land mehr von der Ty-
ranney des Adels und der Pfaffen gelitten, als das
Delphinat, und ſo waren die Leute nur froh, daß
ſie einmal von dieſem Uebel erloͤßt wurden. — Herr
Fiſch in ſeiner vortrefflichen Reiſe durch das ſuͤd-
liche Frankreich erzaͤhlt, daß in Languedoc gar viele
Maͤhrchen herumgehen, und daß er wuͤnſche, man moͤ-
ge ſie ſammeln, und von der Vergeſſenheit retten. *)

*) Der Titel dieſer Reiſe iſt: Briefe über die ſüdlichen
Provinzen von Frankreich
— in den Jahren 1786
87 und 88 geſchrieben von J. G. Fiſch. Zweyte Auflage.
Ich kenne über das Südliche Frankreich nichts vollſtändigeres,
als dieſe Briefe, und empfehle ſie daher jedem, welchen dieſe[r]
merkw[ü]rdige Diſtrict intereſſiret. Sie werden dereinſt ein noth-
wendiges extremum Comparationis für den ſeyn, welcher
den jetzigen Zuſtand dieſer Provinzen mit dem ehemaligen vor
der Revolution vergleichen will.
Vierter Theil. Bb
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0389" n="385"/>
weit lieblicher. Die Leute nennen das Zeug Manne,<lb/>
und machen mancherley Gebrauch davon. Ich aß<lb/>
es gern zum Brode, und das i&#x017F;t alles, was ich<lb/>
daru&#x0364;ber &#x017F;agen kann.</p><lb/>
        <p>Das gemeine Volk im <hi rendition="#g">Delphinat</hi> i&#x017F;t a&#x0364;u-<lb/>
ßer&#x017F;t einfa&#x0364;ltig und abergla&#x0364;ubig, und daher wundert<lb/>
es mich &#x017F;ehr, wie die Revolution dort &#x017F;o ganz ohne<lb/>
Unordnung und ohne vieles Blutvergießen hat zu<lb/>
Stande kommen ko&#x0364;nnen, zumal da man eben da,<lb/>
wegen der vielen Gebu&#x0364;rge, und ungangbaren We-<lb/>
ge gar wenig mit Gewalt erzwingen konnte. Aber<lb/>
vielleicht hatte auch kein Land mehr von der Ty-<lb/>
ranney des Adels und der Pfaffen gelitten, als das<lb/>
Delphinat, und &#x017F;o waren die Leute nur froh, daß<lb/>
&#x017F;ie einmal von die&#x017F;em Uebel erlo&#x0364;ßt wurden. &#x2014; Herr<lb/><hi rendition="#g">Fi&#x017F;ch</hi> in &#x017F;einer vortrefflichen Rei&#x017F;e durch das &#x017F;u&#x0364;d-<lb/>
liche Frankreich erza&#x0364;hlt, daß in Languedoc gar viele<lb/>
Ma&#x0364;hrchen herumgehen, und daß er wu&#x0364;n&#x017F;che, man mo&#x0364;-<lb/>
ge &#x017F;ie &#x017F;ammeln, und von der Verge&#x017F;&#x017F;enheit retten. <note place="foot" n="*)">Der Titel die&#x017F;er Rei&#x017F;e i&#x017F;t: <hi rendition="#g">Briefe über die &#x017F;üdlichen<lb/>
Provinzen von Frankreich</hi> &#x2014; in den Jahren 1786<lb/>
87 und 88 ge&#x017F;chrieben von J. G. <hi rendition="#g">Fi&#x017F;ch</hi>. Zweyte Auflage.<lb/>
Ich kenne über das Südliche Frankreich nichts voll&#x017F;tändigeres,<lb/>
als die&#x017F;e Briefe, und empfehle &#x017F;ie daher jedem, welchen die&#x017F;e<supplied>r</supplied><lb/>
merkw<supplied>ü</supplied>rdige Di&#x017F;trict intere&#x017F;&#x017F;iret. Sie werden derein&#x017F;t ein noth-<lb/>
wendiges <hi rendition="#aq">extremum Comparationis</hi> für den &#x017F;eyn, welcher<lb/>
den jetzigen Zu&#x017F;tand die&#x017F;er Provinzen mit dem ehemaligen vor<lb/>
der Revolution vergleichen will.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Vierter Theil. Bb</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[385/0389] weit lieblicher. Die Leute nennen das Zeug Manne, und machen mancherley Gebrauch davon. Ich aß es gern zum Brode, und das iſt alles, was ich daruͤber ſagen kann. Das gemeine Volk im Delphinat iſt aͤu- ßerſt einfaͤltig und aberglaͤubig, und daher wundert es mich ſehr, wie die Revolution dort ſo ganz ohne Unordnung und ohne vieles Blutvergießen hat zu Stande kommen koͤnnen, zumal da man eben da, wegen der vielen Gebuͤrge, und ungangbaren We- ge gar wenig mit Gewalt erzwingen konnte. Aber vielleicht hatte auch kein Land mehr von der Ty- ranney des Adels und der Pfaffen gelitten, als das Delphinat, und ſo waren die Leute nur froh, daß ſie einmal von dieſem Uebel erloͤßt wurden. — Herr Fiſch in ſeiner vortrefflichen Reiſe durch das ſuͤd- liche Frankreich erzaͤhlt, daß in Languedoc gar viele Maͤhrchen herumgehen, und daß er wuͤnſche, man moͤ- ge ſie ſammeln, und von der Vergeſſenheit retten. *) *) Der Titel dieſer Reiſe iſt: Briefe über die ſüdlichen Provinzen von Frankreich — in den Jahren 1786 87 und 88 geſchrieben von J. G. Fiſch. Zweyte Auflage. Ich kenne über das Südliche Frankreich nichts vollſtändigeres, als dieſe Briefe, und empfehle ſie daher jedem, welchen dieſer merkwürdige Diſtrict intereſſiret. Sie werden dereinſt ein noth- wendiges extremum Comparationis für den ſeyn, welcher den jetzigen Zuſtand dieſer Provinzen mit dem ehemaligen vor der Revolution vergleichen will. Vierter Theil. Bb

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/389
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/389>, abgerufen am 22.11.2024.