ren getrieben werden müssen: dann sollte ich nur auch kommen; ich könnte Offizier werden!
Ich ging mit einigen Ohnehosen Abends in eine Schenke, an einem Dekadentage; aber noch jezt wünsche ich, ich wäre damals nicht mitgangen: denn ich habe die bösen Folgen dieses Ganges über zwey Jahre an meinem Körper gefühlt. Einige meiner Leser, besonders die superklugen, -- wenn anders superkluge Leute mein Buch ihrer Aufmerksamkeit würdigen sollten -- werden die wichtige Bemerkung machen, daß ich an meinem Unglück selbst Schuld gewesen sey, da ich ohne Noth die Schenke besucht habe. Aber wenn die Herren bedenken wollen, daß ich schon viel hundertmal in die Schenken gegangen war, ohne daß mir das geringste Uebel begegnet wäre, so werden sie von selbst einsehen, daß die Schenke und mein Unfall nicht nothwendig zusam- menhingen, und mir es dann auch nicht übel neh- men, daß ich zu Lyon mit den Ohnehosen zu Wei- ne ging.
In dem Weinhause waren mehrere Ohnehosen und andre Leute, welche sich, wie damals vor- züglich gewöhnlich war, mit den Historien des Ta- ges unterhielten, und eben die Zeitung gelesen hat- ten, worin die Fortschritte der republikanischen Waffen beschrieben waren. Sie waren alle mun- ter, und tranken auf nichts, als auf das Wohl-
ren getrieben werden muͤſſen: dann ſollte ich nur auch kommen; ich koͤnnte Offizier werden!
Ich ging mit einigen Ohnehoſen Abends in eine Schenke, an einem Dekadentage; aber noch jezt wuͤnſche ich, ich waͤre damals nicht mitgangen: denn ich habe die boͤſen Folgen dieſes Ganges uͤber zwey Jahre an meinem Koͤrper gefuͤhlt. Einige meiner Leſer, beſonders die ſuperklugen, — wenn anders ſuperkluge Leute mein Buch ihrer Aufmerkſamkeit wuͤrdigen ſollten — werden die wichtige Bemerkung machen, daß ich an meinem Ungluͤck ſelbſt Schuld geweſen ſey, da ich ohne Noth die Schenke beſucht habe. Aber wenn die Herren bedenken wollen, daß ich ſchon viel hundertmal in die Schenken gegangen war, ohne daß mir das geringſte Uebel begegnet waͤre, ſo werden ſie von ſelbſt einſehen, daß die Schenke und mein Unfall nicht nothwendig zuſam- menhingen, und mir es dann auch nicht uͤbel neh- men, daß ich zu Lyon mit den Ohnehoſen zu Wei- ne ging.
In dem Weinhauſe waren mehrere Ohnehoſen und andre Leute, welche ſich, wie damals vor- zuͤglich gewoͤhnlich war, mit den Hiſtorien des Ta- ges unterhielten, und eben die Zeitung geleſen hat- ten, worin die Fortſchritte der republikaniſchen Waffen beſchrieben waren. Sie waren alle mun- ter, und tranken auf nichts, als auf das Wohl-
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ren getrieben werden muͤſſen: dann ſollte ich nur
auch kommen; ich koͤnnte Offizier werden!
Ich ging mit einigen Ohnehoſen Abends in eine
Schenke, an einem Dekadentage; aber noch jezt
wuͤnſche ich, ich waͤre damals nicht mitgangen: denn
ich habe die boͤſen Folgen dieſes Ganges uͤber zwey
Jahre an meinem Koͤrper gefuͤhlt. Einige meiner
Leſer, beſonders die ſuperklugen, — wenn anders
ſuperkluge Leute mein Buch ihrer Aufmerkſamkeit
wuͤrdigen ſollten — werden die wichtige Bemerkung
machen, daß ich an meinem Ungluͤck ſelbſt Schuld
geweſen ſey, da ich ohne Noth die Schenke beſucht
habe. Aber wenn die Herren bedenken wollen, daß
ich ſchon viel hundertmal in die Schenken gegangen
war, ohne daß mir das geringſte Uebel begegnet
waͤre, ſo werden ſie von ſelbſt einſehen, daß die
Schenke und mein Unfall nicht nothwendig zuſam-
menhingen, und mir es dann auch nicht uͤbel neh-
men, daß ich zu Lyon mit den Ohnehoſen zu Wei-
ne ging.
In dem Weinhauſe waren mehrere Ohnehoſen
und andre Leute, welche ſich, wie damals vor-
zuͤglich gewoͤhnlich war, mit den Hiſtorien des Ta-
ges unterhielten, und eben die Zeitung geleſen hat-
ten, worin die Fortſchritte der republikaniſchen
Waffen beſchrieben waren. Sie waren alle mun-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/431>, abgerufen am 22.11.2024.
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