gesundeste, und für gewisse Krankheiten eine wahre Arzney sey; und dann auch, weit Dijon in einer sehr gesunden Gegend liege. Auf dem Hospital wurde so guter Wein, rother und weißer, ausgetheilt, als man ihn in keinem Weinhause der Stadt finden konnte.
Bey dem allen ist es aber doch nicht möglich, daß jemand von den Spitalbedienten etwas in sei- nen Beutel mache, gewiß nichts beträchtliches. Deun im Fall eines Betruges von Wichtigkeit, müßte Municipalität, Kriegskommissär und Di- rektor miteinander unter einer Decke stecken; auch dürfte der Medikus oder die Medici und der Apo- theker nicht vergessen werden, weil diese aus ihren Journalen den Betrug jener sonst gar nicht ent- decken und bekannt machen könnten. Eben so ver- [hält] es sich mit den Infirmiers Majors. Daher glaube ich auch nicht, daß die Republik in den Hospitälern betrogen werde: wenigstens erinnere ich mich nicht, daß man deshalben je Klage ge- führt habe.
Der große Vortheil der französischen Militär- spitäler besteht darin, daß das Militär gar nichts darin zu sagen hat. Ein Volontär, welcher krank ist, steht nicht mehr unter seinen Offizieren, folg- lich läßt er sich von ihnen nichts gefallen; und be- schwert sich,wenn ihm sonst etwas abgeht. Aber
geſundeſte, und fuͤr gewiſſe Krankheiten eine wahre Arzney ſey; und dann auch, weit Dijon in einer ſehr geſunden Gegend liege. Auf dem Hoſpital wurde ſo guter Wein, rother und weißer, ausgetheilt, alſ man ihn in keinem Weinhauſe der Stadt finden konnte.
Bey dem allen iſt es aber doch nicht moͤglich, daß jemand von den Spitalbedienten etwas in ſei- nen Beutel mache, gewiß nichts betraͤchtliches. Deun im Fall eines Betruges von Wichtigkeit, muͤßte Municipalitaͤt, Kriegskommiſſaͤr und Di- rektor miteinander unter einer Decke ſtecken; auch duͤrfte der Medikus oder die Medici und der Apo- theker nicht vergeſſen werden, weil dieſe aus ihren Journalen den Betrug jener ſonſt gar nicht ent- decken und bekannt machen koͤnnten. Eben ſo ver- [haͤlt] es ſich mit den Infirmiers Majors. Daher glaube ich auch nicht, daß die Republik in den Hoſpitaͤlern betrogen werde: wenigſtens erinnere ich mich nicht, daß man deshalben je Klage ge- fuͤhrt habe.
Der große Vortheil der franzoͤſiſchen Militaͤr- ſpitaͤler beſteht darin, daß das Militaͤr gar nichts darin zu ſagen hat. Ein Volontaͤr, welcher krank iſt, ſteht nicht mehr unter ſeinen Offizieren, folg- lich laͤßt er ſich von ihnen nichts gefallen; und be- ſchwert ſich,wenn ihm ſonſt etwas abgeht. Aber
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geſundeſte, und fuͤr gewiſſe Krankheiten eine wahre
Arzney ſey; und dann auch, weit Dijon in einer
ſehr geſunden Gegend liege. Auf dem Hoſpital
wurde ſo guter Wein, rother und weißer, ausgetheilt,
alſ man ihn in keinem Weinhauſe der Stadt finden
konnte.
Bey dem allen iſt es aber doch nicht moͤglich,
daß jemand von den Spitalbedienten etwas in ſei-
nen Beutel mache, gewiß nichts betraͤchtliches.
Deun im Fall eines Betruges von Wichtigkeit,
muͤßte Municipalitaͤt, Kriegskommiſſaͤr und Di-
rektor miteinander unter einer Decke ſtecken; auch
duͤrfte der Medikus oder die Medici und der Apo-
theker nicht vergeſſen werden, weil dieſe aus ihren
Journalen den Betrug jener ſonſt gar nicht ent-
decken und bekannt machen koͤnnten. Eben ſo ver-
haͤlt es ſich mit den Infirmiers Majors. Daher
glaube ich auch nicht, daß die Republik in den
Hoſpitaͤlern betrogen werde: wenigſtens erinnere
ich mich nicht, daß man deshalben je Klage ge-
fuͤhrt habe.
Der große Vortheil der franzoͤſiſchen Militaͤr-
ſpitaͤler beſteht darin, daß das Militaͤr gar nichts
darin zu ſagen hat. Ein Volontaͤr, welcher krank
iſt, ſteht nicht mehr unter ſeinen Offizieren, folg-
lich laͤßt er ſich von ihnen nichts gefallen; und be-
ſchwert ſich,wenn ihm ſonſt etwas abgeht. Aber
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/468>, abgerufen am 22.11.2024.
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