Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Kapitel.

Landau.



Es war ohngefähr fünf Uhr Morgens, als ich
zum Divisions-General, Laubadere, ge-
führt wurde. Der General war schon auf, und
völlig in Uniform. Ich traf ihn in Gesellschaft ei-
niger Offiziere, mit welchen er eben frühstückte.
Er freute sich, als er vernahm, daß ich seiner
Sprache mächtig war.

Die Franzosen verstehen größtentheils nichts
als französisch; als ich daher einige seiner Fragen
französisch befriedigt hatte, faßte er mich bey der
Hand, hieß mich niedersetzen und an dem Früh-
stücke Theil nehmen. "Scheue dich nicht," sagte
er, "du bist bey freyen Leuten, bey Leuten, wel-
che wissen, daß Andre auch Menschen sind, wie
sie, und welche niemanden verachten, als den
freywilligen Sklaven. Der freywillige Sklave

Vierter Theil. A
Erſtes Kapitel.

Landau.



Es war ohngefaͤhr fuͤnf Uhr Morgens, als ich
zum Diviſions-General, Laubadere, ge-
fuͤhrt wurde. Der General war ſchon auf, und
voͤllig in Uniform. Ich traf ihn in Geſellſchaft ei-
niger Offiziere, mit welchen er eben fruͤhſtuͤckte.
Er freute ſich, als er vernahm, daß ich ſeiner
Sprache maͤchtig war.

Die Franzoſen verſtehen groͤßtentheils nichts
als franzoͤſiſch; als ich daher einige ſeiner Fragen
franzoͤſiſch befriedigt hatte, faßte er mich bey der
Hand, hieß mich niederſetzen und an dem Fruͤh-
ſtuͤcke Theil nehmen. „Scheue dich nicht,“ ſagte
er, „du biſt bey freyen Leuten, bey Leuten, wel-
che wiſſen, daß Andre auch Menſchen ſind, wie
ſie, und welche niemanden verachten, als den
freywilligen Sklaven. Der freywillige Sklave

Vierter Theil. A
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0005" n="[1]"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#g">Er&#x017F;tes Kapitel</hi>.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Landau</hi>.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#in">E</hi>s war ohngefa&#x0364;hr fu&#x0364;nf Uhr Morgens, als ich<lb/>
zum Divi&#x017F;ions-General, <hi rendition="#g">Laubadere</hi>, ge-<lb/>
fu&#x0364;hrt wurde. Der General war &#x017F;chon auf, und<lb/>
vo&#x0364;llig in Uniform. Ich traf ihn in Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft ei-<lb/>
niger Offiziere, mit welchen er eben fru&#x0364;h&#x017F;tu&#x0364;ckte.<lb/>
Er freute &#x017F;ich, als er vernahm, daß ich &#x017F;einer<lb/>
Sprache ma&#x0364;chtig war.</p><lb/>
        <p>Die Franzo&#x017F;en ver&#x017F;tehen gro&#x0364;ßtentheils nichts<lb/>
als franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch; als ich daher einige &#x017F;einer Fragen<lb/>
franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch befriedigt hatte, faßte er mich bey der<lb/>
Hand, hieß mich nieder&#x017F;etzen und an dem Fru&#x0364;h-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;cke Theil nehmen. &#x201E;Scheue dich nicht,&#x201C; &#x017F;agte<lb/>
er, &#x201E;du bi&#x017F;t bey freyen Leuten, bey Leuten, wel-<lb/>
che wi&#x017F;&#x017F;en, daß Andre auch Men&#x017F;chen &#x017F;ind, wie<lb/>
&#x017F;ie, und welche niemanden verachten, als den<lb/>
freywilligen Sklaven. Der freywillige Sklave<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Vierter Theil. A</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0005] Erſtes Kapitel. Landau. Es war ohngefaͤhr fuͤnf Uhr Morgens, als ich zum Diviſions-General, Laubadere, ge- fuͤhrt wurde. Der General war ſchon auf, und voͤllig in Uniform. Ich traf ihn in Geſellſchaft ei- niger Offiziere, mit welchen er eben fruͤhſtuͤckte. Er freute ſich, als er vernahm, daß ich ſeiner Sprache maͤchtig war. Die Franzoſen verſtehen groͤßtentheils nichts als franzoͤſiſch; als ich daher einige ſeiner Fragen franzoͤſiſch befriedigt hatte, faßte er mich bey der Hand, hieß mich niederſetzen und an dem Fruͤh- ſtuͤcke Theil nehmen. „Scheue dich nicht,“ ſagte er, „du biſt bey freyen Leuten, bey Leuten, wel- che wiſſen, daß Andre auch Menſchen ſind, wie ſie, und welche niemanden verachten, als den freywilligen Sklaven. Der freywillige Sklave Vierter Theil. A

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/5
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/5>, abgerufen am 21.11.2024.