allein verdient Verachtung, und -- fuhr er mit Hitze fort, -- wenn dieser freywillige Sklav des- wegen Sklave wird oder bleibt, damit er Andre noch mehr, als er selbst es ist, zu Sklaven machen helfe, dann verdient er Abscheu und Ausrottung, wie seine Tyrannen."
Ich bezeigte dem General -- wie meine Lage es erfoderte -- meine Einstimmung und versicher- te ihn -- welches mir die Göttin Eleutheria vergeben mag, und welches ich nicht ohne Schaam gestehen kann! -- daß eben diese Grundsätze mich vermogt hätten, die Preußen zu verlassen, und Schutz und Beystand bey der Nation der freyen Franken zu suchen. "Bravo!" sagte Lauba- dere, und reichte mir ein Glas Wein, "Du bist ein guter Kerl (bon garcon)! Betrage dich, wie es einen freyen Mann gebührt, und Du erlangst das französische Bürgerrecht -- den besten Lohn, den die Republi[k] [dir] geben kann!"
Das Frühstück war sehr frugal: Brod, Knob- lauch und Wein war alles. "Nicht wahr," sagte der General, "du wunderst dich, daß ich so schlecht frühstücke! Eure Generale essen wohl besser, das weiß ich: die sind nicht mit einem Stück Brod zu- frieden. -- Der Obrist von der Reuterey, wel- cher ehemals in Preußen selbst und sonstwo gewe- sen war, versicherte, daß die Generale der Preu-
allein verdient Verachtung, und — fuhr er mit Hitze fort, — wenn dieſer freywillige Sklav des- wegen Sklave wird oder bleibt, damit er Andre noch mehr, als er ſelbſt es iſt, zu Sklaven machen helfe, dann verdient er Abſcheu und Ausrottung, wie ſeine Tyrannen.“
Ich bezeigte dem General — wie meine Lage es erfoderte — meine Einſtimmung und verſicher- te ihn — welches mir die Goͤttin Eleutheria vergeben mag, und welches ich nicht ohne Schaam geſtehen kann! — daß eben dieſe Grundſaͤtze mich vermogt haͤtten, die Preußen zu verlaſſen, und Schutz und Beyſtand bey der Nation der freyen Franken zu ſuchen. „Bravo!“ ſagte Lauba- dere, und reichte mir ein Glas Wein, „Du biſt ein guter Kerl (bon garçon)! Betrage dich, wie es einen freyen Mann gebuͤhrt, und Du erlangſt das franzoͤſiſche Buͤrgerrecht — den beſten Lohn, den die Republi[k] [dir] geben kann!“
Das Fruͤhſtuͤck war ſehr frugal: Brod, Knob- lauch und Wein war alles. „Nicht wahr,“ ſagte der General, „du wunderſt dich, daß ich ſo ſchlecht fruͤhſtuͤcke! Eure Generale eſſen wohl beſſer, das weiß ich: die ſind nicht mit einem Stuͤck Brod zu- frieden. — Der Obriſt von der Reuterey, wel- cher ehemals in Preußen ſelbſt und ſonſtwo gewe- ſen war, verſicherte, daß die Generale der Preu-
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allein verdient Verachtung, und — fuhr er mit
Hitze fort, — wenn dieſer freywillige Sklav des-
wegen Sklave wird oder bleibt, damit er Andre
noch mehr, als er ſelbſt es iſt, zu Sklaven machen
helfe, dann verdient er Abſcheu und Ausrottung,
wie ſeine Tyrannen.“
Ich bezeigte dem General — wie meine Lage
es erfoderte — meine Einſtimmung und verſicher-
te ihn — welches mir die Goͤttin Eleutheria
vergeben mag, und welches ich nicht ohne Schaam
geſtehen kann! — daß eben dieſe Grundſaͤtze mich
vermogt haͤtten, die Preußen zu verlaſſen, und
Schutz und Beyſtand bey der Nation der freyen
Franken zu ſuchen. „Bravo!“ ſagte Lauba-
dere, und reichte mir ein Glas Wein, „Du biſt
ein guter Kerl (bon garçon)! Betrage dich, wie
es einen freyen Mann gebuͤhrt, und Du erlangſt
das franzoͤſiſche Buͤrgerrecht — den beſten Lohn,
den die Republik dir geben kann!“
Das Fruͤhſtuͤck war ſehr frugal: Brod, Knob-
lauch und Wein war alles. „Nicht wahr,“ ſagte
der General, „du wunderſt dich, daß ich ſo ſchlecht
fruͤhſtuͤcke! Eure Generale eſſen wohl beſſer, das
weiß ich: die ſind nicht mit einem Stuͤck Brod zu-
frieden. — Der Obriſt von der Reuterey, wel-
cher ehemals in Preußen ſelbſt und ſonſtwo gewe-
ſen war, verſicherte, daß die Generale der Preu-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/6>, abgerufen am 21.11.2024.
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