Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Frankreich schon eine große Anzahl Bogen fertig:
ich warf aber das meiste davon ins Feuer, weil
ich mich vor der Visitation auf der Gränze fürchtete.

Die Jakobiner in Dijon hielten ihre sehr zahl-
reichen Sessionen in dem ehemaligen Pallast des
Bischofs, wo ich oft recht kräftige Reden und
Verhandlungen mit angehört habe. In meiner
Ausbeute soll man einige davon antreffen. Aber
so anges[e]hen die hiesigen Jakobiner bey dem Kon-
vente, zu den Zeiten des Robespierre, seyn mußten,
so schlecht empfahlen sie sich hernach durch ihre
Adresse über die Preßfreyheit, worin sie, nach dem
Urtheil des Konvents, ganz verkehrte und Freyheits-
widrige Grundsätze aufstellten. Die Herren näm-
lich wollten, daß nur Bücher, nach ihren Grund-
sätzen geschrieben, die Erlaubniß erhalten sollten,
öffentlich zu erscheinen, solche aber, welche etwan
ein anderes System z. B. das moderantistische u.
dgl. predigten, durchaus verboten würden. Der
Konvent widersprach, wie billig, schickte die Adresse
welche die Dijoner hatten drucken und in der ganzen
Republik herumschicken lassen, mit Unwillen zurück
und erklärte: daß er nicht gesonnen sey, die Denk-
und Preßfreiheit durch Gesetze zu vernichten, und
der menschlichen Vernunft ihren Weg durch Dekrete
vorzuzeichnen.


Vierter Theil. Ii

Frankreich ſchon eine große Anzahl Bogen fertig:
ich warf aber das meiſte davon ins Feuer, weil
ich mich vor der Viſitation auf der Graͤnze fuͤrchtete.

Die Jakobiner in Dijon hielten ihre ſehr zahl-
reichen Seſſionen in dem ehemaligen Pallaſt des
Biſchofs, wo ich oft recht kraͤftige Reden und
Verhandlungen mit angehoͤrt habe. In meiner
Ausbeute ſoll man einige davon antreffen. Aber
ſo angeſ[e]hen die hieſigen Jakobiner bey dem Kon-
vente, zu den Zeiten des Robespierre, ſeyn mußten,
ſo ſchlecht empfahlen ſie ſich hernach durch ihre
Adreſſe uͤber die Preßfreyheit, worin ſie, nach dem
Urtheil des Konvents, ganz verkehrte und Freyheits-
widrige Grundſaͤtze aufſtellten. Die Herren naͤm-
lich wollten, daß nur Buͤcher, nach ihren Grund-
ſaͤtzen geſchrieben, die Erlaubniß erhalten ſollten,
oͤffentlich zu erſcheinen, ſolche aber, welche etwan
ein anderes Syſtem z. B. das moderantiſtiſche u.
dgl. predigten, durchaus verboten wuͤrden. Der
Konvent widerſprach, wie billig, ſchickte die Adreſſe
welche die Dijoner hatten drucken und in der ganzen
Republik herumſchicken laſſen, mit Unwillen zuruͤck
und erklaͤrte: daß er nicht geſonnen ſey, die Denk-
und Preßfreiheit durch Geſetze zu vernichten, und
der menſchlichen Vernunft ihren Weg durch Dekrete
vorzuzeichnen.


Vierter Theil. Ii
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0501" n="497"/>
Frankreich &#x017F;chon eine große Anzahl Bogen fertig:<lb/>
ich warf aber das mei&#x017F;te davon ins Feuer, weil<lb/>
ich mich vor der Vi&#x017F;itation auf der Gra&#x0364;nze fu&#x0364;rchtete.</p><lb/>
        <p>Die Jakobiner in Dijon hielten ihre &#x017F;ehr zahl-<lb/>
reichen Se&#x017F;&#x017F;ionen in dem ehemaligen Palla&#x017F;t des<lb/>
Bi&#x017F;chofs, wo ich oft recht kra&#x0364;ftige Reden und<lb/>
Verhandlungen mit angeho&#x0364;rt habe. In meiner<lb/><hi rendition="#g">Ausbeute &#x017F;o</hi>ll man einige davon antreffen. Aber<lb/>
&#x017F;o ange&#x017F;<supplied>e</supplied>hen die hie&#x017F;igen Jakobiner bey dem Kon-<lb/>
vente, zu den Zeiten des Robespierre, &#x017F;eyn mußten,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;chlecht empfahlen &#x017F;ie &#x017F;ich hernach durch ihre<lb/>
Adre&#x017F;&#x017F;e u&#x0364;ber die Preßfreyheit, worin &#x017F;ie, nach dem<lb/>
Urtheil des Konvents, ganz verkehrte und Freyheits-<lb/>
widrige Grund&#x017F;a&#x0364;tze auf&#x017F;tellten. Die Herren na&#x0364;m-<lb/>
lich wollten, daß nur Bu&#x0364;cher, nach ihren Grund-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tzen ge&#x017F;chrieben, die Erlaubniß erhalten &#x017F;ollten,<lb/>
o&#x0364;ffentlich zu er&#x017F;cheinen, &#x017F;olche aber, welche etwan<lb/>
ein anderes Sy&#x017F;tem z. B. das moderanti&#x017F;ti&#x017F;che u.<lb/>
dgl. predigten, durchaus verboten wu&#x0364;rden. Der<lb/>
Konvent wider&#x017F;prach, wie billig, &#x017F;chickte die Adre&#x017F;&#x017F;e<lb/>
welche die Dijoner hatten drucken und in der ganzen<lb/>
Republik herum&#x017F;chicken la&#x017F;&#x017F;en, mit Unwillen zuru&#x0364;ck<lb/>
und erkla&#x0364;rte: daß er nicht ge&#x017F;onnen &#x017F;ey, die Denk-<lb/>
und Preßfreiheit durch Ge&#x017F;etze zu vernichten, und<lb/>
der men&#x017F;chlichen Vernunft ihren Weg durch Dekrete<lb/>
vorzuzeichnen.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">Vierter Theil. Ii</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[497/0501] Frankreich ſchon eine große Anzahl Bogen fertig: ich warf aber das meiſte davon ins Feuer, weil ich mich vor der Viſitation auf der Graͤnze fuͤrchtete. Die Jakobiner in Dijon hielten ihre ſehr zahl- reichen Seſſionen in dem ehemaligen Pallaſt des Biſchofs, wo ich oft recht kraͤftige Reden und Verhandlungen mit angehoͤrt habe. In meiner Ausbeute ſoll man einige davon antreffen. Aber ſo angeſehen die hieſigen Jakobiner bey dem Kon- vente, zu den Zeiten des Robespierre, ſeyn mußten, ſo ſchlecht empfahlen ſie ſich hernach durch ihre Adreſſe uͤber die Preßfreyheit, worin ſie, nach dem Urtheil des Konvents, ganz verkehrte und Freyheits- widrige Grundſaͤtze aufſtellten. Die Herren naͤm- lich wollten, daß nur Buͤcher, nach ihren Grund- ſaͤtzen geſchrieben, die Erlaubniß erhalten ſollten, oͤffentlich zu erſcheinen, ſolche aber, welche etwan ein anderes Syſtem z. B. das moderantiſtiſche u. dgl. predigten, durchaus verboten wuͤrden. Der Konvent widerſprach, wie billig, ſchickte die Adreſſe welche die Dijoner hatten drucken und in der ganzen Republik herumſchicken laſſen, mit Unwillen zuruͤck und erklaͤrte: daß er nicht geſonnen ſey, die Denk- und Preßfreiheit durch Geſetze zu vernichten, und der menſchlichen Vernunft ihren Weg durch Dekrete vorzuzeichnen. Vierter Theil. Ii

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/501
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 497. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/501>, abgerufen am 22.11.2024.