der Hauptstadt der neuen Republik umzusehen, und da dem großen Triebrad in der Nähe zuzuschauen. Ich gab meinen Brief auf die Post, und erwartete eine baldige Antwort.
Aber Dentzel war damals, wie ich nachher aus den Zeitungen erfuhr, eben wegen der Lan- dauer Affäre zu Paris in Arrest, und wenn ich die- ses gewußt hätte, so würde ich nie an ihn geschrie- ben haben: denn alsdann war es gewiß, daß der Brief nicht an ihn, sondern an den Wohlfahrts- ausschuß gelangte. Ich hatte zwar von der Lan- dauer Sache nicht ein Wort einfließen lassen: aber befürchten mußte ich doch immer, mein Name mögte den Parisern von Landau aus bekannt ge- worden seyn: und dann war ich entdeckt und ver- loren. Daher war es von mir sehr unüberlegt, daß ich mich nicht vorher erkundigte, ob Dentzel auch wirklich aktiv im Konvent noch sey, oder nicht? Ich hätte dieß leicht wissen können, wenn ich nur die Monatsliste nachgesehen hätte, worauf alle je- desmaligen Repräsentanten, Generale u. s. w. verzeichnet waren.
Es mogten ohngefähr acht Tage nach dem Ab- schicken meines Briefes an Dentzel vergangen seyn, als ich auf einmal mitten auf der Straße, da ich eben zu den Offizieren in die Stunde wollte, auf Befehl der Municipalität angehalten und nach der
der Hauptſtadt der neuen Republik umzuſehen, und da dem großen Triebrad in der Naͤhe zuzuſchauen. Ich gab meinen Brief auf die Poſt, und erwartete eine baldige Antwort.
Aber Dentzel war damals, wie ich nachher aus den Zeitungen erfuhr, eben wegen der Lan- dauer Affaͤre zu Paris in Arreſt, und wenn ich die- ſes gewußt haͤtte, ſo wuͤrde ich nie an ihn geſchrie- ben haben: denn alsdann war es gewiß, daß der Brief nicht an ihn, ſondern an den Wohlfahrts- ausſchuß gelangte. Ich hatte zwar von der Lan- dauer Sache nicht ein Wort einfließen laſſen: aber befuͤrchten mußte ich doch immer, mein Name moͤgte den Pariſern von Landau aus bekannt ge- worden ſeyn: und dann war ich entdeckt und ver- loren. Daher war es von mir ſehr unuͤberlegt, daß ich mich nicht vorher erkundigte, ob Dentzel auch wirklich aktiv im Konvent noch ſey, oder nicht? Ich haͤtte dieß leicht wiſſen koͤnnen, wenn ich nur die Monatsliſte nachgeſehen haͤtte, worauf alle je- desmaligen Repraͤſentanten, Generale u. ſ. w. verzeichnet waren.
Es mogten ohngefaͤhr acht Tage nach dem Ab- ſchicken meines Briefes an Dentzel vergangen ſeyn, als ich auf einmal mitten auf der Straße, da ich eben zu den Offizieren in die Stunde wollte, auf Befehl der Municipalitaͤt angehalten und nach der
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der Hauptſtadt der neuen Republik umzuſehen, und
da dem großen Triebrad in der Naͤhe zuzuſchauen.
Ich gab meinen Brief auf die Poſt, und erwartete
eine baldige Antwort.
Aber Dentzel war damals, wie ich nachher
aus den Zeitungen erfuhr, eben wegen der Lan-
dauer Affaͤre zu Paris in Arreſt, und wenn ich die-
ſes gewußt haͤtte, ſo wuͤrde ich nie an ihn geſchrie-
ben haben: denn alsdann war es gewiß, daß der
Brief nicht an ihn, ſondern an den Wohlfahrts-
ausſchuß gelangte. Ich hatte zwar von der Lan-
dauer Sache nicht ein Wort einfließen laſſen: aber
befuͤrchten mußte ich doch immer, mein Name
moͤgte den Pariſern von Landau aus bekannt ge-
worden ſeyn: und dann war ich entdeckt und ver-
loren. Daher war es von mir ſehr unuͤberlegt, daß
ich mich nicht vorher erkundigte, ob Dentzel auch
wirklich aktiv im Konvent noch ſey, oder nicht?
Ich haͤtte dieß leicht wiſſen koͤnnen, wenn ich nur
die Monatsliſte nachgeſehen haͤtte, worauf alle je-
desmaligen Repraͤſentanten, Generale u. ſ. w.
verzeichnet waren.
Es mogten ohngefaͤhr acht Tage nach dem Ab-
ſchicken meines Briefes an Dentzel vergangen ſeyn,
als ich auf einmal mitten auf der Straße, da ich
eben zu den Offizieren in die Stunde wollte, auf
Befehl der Municipalitaͤt angehalten und nach der
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/509>, abgerufen am 04.12.2024.
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