gar leicht unzufrieden, und verwünschen den Tag, an dem sie zum Dienste gekommen sind, sobald sie nur von harten Strapatzen oder von Mangel ge- drückt werden. Ganz Europa ist in Bewunderung und Erstaunen gerathen, als die so verächtlich dar- gestellten Franzosen in den Jahren 1793, 94, 95 Dinge ausführten, wozu eine eiserne Geduld, und ein unbezwinglicher, durch den heißesten Enthu- siasmus angefeuerter Muth nöthig ist. Sollten die- ses Leute thun können, welche die Disciplin ver- achten, und ohne Subordination in den Tag hin- einleben?
Da der französische Soldat keinesweges von dem Eigensinne der Vorgesezten abhängt, so giebt es auch da keine Offiziere, welche man nach der Bedeutung, die diese Worte bey den Deutschen ha- ben, in gute und schlimme Offiziere eintheilen könnte. Der Franzose weis nicht, was ein Gif- ter, Giftmichel oder ein Männchen wie ein Braten ist. Denn Schimpfen und Schla- gen sind bey ihnen unerhörte Dinge. Sündigt der Soldat, so kann ihn sein Vorgesezter strafen, aber nur in gewissen leichten Fällen. Zu schweren Fäl- len muß schon das Kriegsrecht oder die Cour mar- tiale, der Volksrepräsentant, oder wohl gar das Tribunal militaire, wie eins zu Auxonne gewesen ist, entscheiden. Der Offizier hat hier nicht mehr
gar leicht unzufrieden, und verwuͤnſchen den Tag, an dem ſie zum Dienſte gekommen ſind, ſobald ſie nur von harten Strapatzen oder von Mangel ge- druͤckt werden. Ganz Europa iſt in Bewunderung und Erſtaunen gerathen, als die ſo veraͤchtlich dar- geſtellten Franzoſen in den Jahren 1793, 94, 95 Dinge ausfuͤhrten, wozu eine eiſerne Geduld, und ein unbezwinglicher, durch den heißeſten Enthu- ſiasmus angefeuerter Muth noͤthig iſt. Sollten die- ſes Leute thun koͤnnen, welche die Disciplin ver- achten, und ohne Subordination in den Tag hin- einleben?
Da der franzoͤſiſche Soldat keinesweges von dem Eigenſinne der Vorgeſezten abhaͤngt, ſo giebt es auch da keine Offiziere, welche man nach der Bedeutung, die dieſe Worte bey den Deutſchen ha- ben, in gute und ſchlimme Offiziere eintheilen koͤnnte. Der Franzoſe weis nicht, was ein Gif- ter, Giftmichel oder ein Maͤnnchen wie ein Braten iſt. Denn Schimpfen und Schla- gen ſind bey ihnen unerhoͤrte Dinge. Suͤndigt der Soldat, ſo kann ihn ſein Vorgeſezter ſtrafen, aber nur in gewiſſen leichten Faͤllen. Zu ſchweren Faͤl- len muß ſchon das Kriegsrecht oder die Cour mar- tiale, der Volksrepraͤſentant, oder wohl gar das Tribunal militaire, wie eins zu Auxonne geweſen iſt, entſcheiden. Der Offizier hat hier nicht mehr
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gar leicht unzufrieden, und verwuͤnſchen den Tag,
an dem ſie zum Dienſte gekommen ſind, ſobald ſie
nur von harten Strapatzen oder von Mangel ge-
druͤckt werden. Ganz Europa iſt in Bewunderung
und Erſtaunen gerathen, als die ſo veraͤchtlich dar-
geſtellten Franzoſen in den Jahren 1793, 94, 95
Dinge ausfuͤhrten, wozu eine eiſerne Geduld, und
ein unbezwinglicher, durch den heißeſten Enthu-
ſiasmus angefeuerter Muth noͤthig iſt. Sollten die-
ſes Leute thun koͤnnen, welche die Disciplin ver-
achten, und ohne Subordination in den Tag hin-
einleben?
Da der franzoͤſiſche Soldat keinesweges von
dem Eigenſinne der Vorgeſezten abhaͤngt, ſo giebt
es auch da keine Offiziere, welche man nach der
Bedeutung, die dieſe Worte bey den Deutſchen ha-
ben, in gute und ſchlimme Offiziere eintheilen
koͤnnte. Der Franzoſe weis nicht, was ein Gif-
ter, Giftmichel oder ein Maͤnnchen wie
ein Braten iſt. Denn Schimpfen und Schla-
gen ſind bey ihnen unerhoͤrte Dinge. Suͤndigt der
Soldat, ſo kann ihn ſein Vorgeſezter ſtrafen, aber
nur in gewiſſen leichten Faͤllen. Zu ſchweren Faͤl-
len muß ſchon das Kriegsrecht oder die Cour mar-
tiale, der Volksrepraͤſentant, oder wohl gar das
Tribunal militaire, wie eins zu Auxonne geweſen
iſt, entſcheiden. Der Offizier hat hier nicht mehr
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/77>, abgerufen am 23.11.2024.
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