ren, welcher noch kein Beyspiel in der Geschichte hat, müssen einen jeden, der gegen die Angelegen- heiten dieser Unterwelt nicht völlig gleichgültig ist, nachdenken machen, und selbst die Neugier aller derer erregen, welche an demselben, wenn sich dieß voraussetzen ließe, nicht den mindesten Antheil nehmen konnten.
Wie viele Dinge hat man bis jezt, aufs Wort, als unentbehrlich für eine Armee gehalten, um dieselbe siegen zu machen, deren die französischen Heere seit vier *) Jahren entbehrt haben: und welche Heere haben je mehrere Lorbeere geerntet?
Die strenge Mannszucht, welche Friedrich, der Zweyte, bey seinen Truppen einführte, hat viele Nachahmer gemacht, und unzählige Anhän- ger gefunden. Getäuscht durch den Schein, meyn- te man, daß eine bis zum unmenschlichsten Zwang getriebene Strenge Automaten unüberwindlich oder [sie]ghaft machen würde: aber man würde zu Frie- drichs Zeit von seinen Fortschritten ganz anders geurtheilt haben, wenn man die Auflösung des Räthsels gewußt hätte **); und der gegenwärtige Krieg ist sehr geschickt, ein Vorurtheil zu vernich- ten, das allgemein a[u]s jedem Soldaten ein Opfer
*) Jezt sieben.
**) Vielleicht Bestechung feindlicher Generale. Im innern Frankreich hält man sie für gewiß.
ren, welcher noch kein Beyſpiel in der Geſchichte hat, muͤſſen einen jeden, der gegen die Angelegen- heiten dieſer Unterwelt nicht voͤllig gleichguͤltig iſt, nachdenken machen, und ſelbſt die Neugier aller derer erregen, welche an demſelben, wenn ſich dieß vorausſetzen ließe, nicht den mindeſten Antheil nehmen konnten.
Wie viele Dinge hat man bis jezt, aufs Wort, als unentbehrlich fuͤr eine Armee gehalten, um dieſelbe ſiegen zu machen, deren die franzoͤſiſchen Heere ſeit vier *) Jahren entbehrt haben: und welche Heere haben je mehrere Lorbeere geerntet?
Die ſtrenge Mannszucht, welche Friedrich, der Zweyte, bey ſeinen Truppen einfuͤhrte, hat viele Nachahmer gemacht, und unzaͤhlige Anhaͤn- ger gefunden. Getaͤuſcht durch den Schein, meyn- te man, daß eine bis zum unmenſchlichſten Zwang getriebene Strenge Automaten unuͤberwindlich oder [ſie]ghaft machen wuͤrde: aber man wuͤrde zu Frie- drichs Zeit von ſeinen Fortſchritten ganz anders geurtheilt haben, wenn man die Aufloͤſung des Raͤthſels gewußt haͤtte **); und der gegenwaͤrtige Krieg iſt ſehr geſchickt, ein Vorurtheil zu vernich- ten, das allgemein a[u]s jedem Soldaten ein Opfer
*) Jezt ſieben.
**) Vielleicht Beſtechung feindlicher Generale. Im innern Frankreich hält man ſie für gewiß.
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ren, welcher noch kein Beyſpiel in der Geſchichte
hat, muͤſſen einen jeden, der gegen die Angelegen-
heiten dieſer Unterwelt nicht voͤllig gleichguͤltig iſt,
nachdenken machen, und ſelbſt die Neugier aller
derer erregen, welche an demſelben, wenn ſich dieß
vorausſetzen ließe, nicht den mindeſten Antheil
nehmen konnten.
Wie viele Dinge hat man bis jezt, aufs Wort,
als unentbehrlich fuͤr eine Armee gehalten, um
dieſelbe ſiegen zu machen, deren die franzoͤſiſchen
Heere ſeit vier *) Jahren entbehrt haben: und
welche Heere haben je mehrere Lorbeere geerntet?
Die ſtrenge Mannszucht, welche Friedrich,
der Zweyte, bey ſeinen Truppen einfuͤhrte, hat
viele Nachahmer gemacht, und unzaͤhlige Anhaͤn-
ger gefunden. Getaͤuſcht durch den Schein, meyn-
te man, daß eine bis zum unmenſchlichſten Zwang
getriebene Strenge Automaten unuͤberwindlich oder
ſieghaft machen wuͤrde: aber man wuͤrde zu Frie-
drichs Zeit von ſeinen Fortſchritten ganz anders
geurtheilt haben, wenn man die Aufloͤſung des
Raͤthſels gewußt haͤtte **); und der gegenwaͤrtige
Krieg iſt ſehr geſchickt, ein Vorurtheil zu vernich-
ten, das allgemein aus jedem Soldaten ein Opfer
*) Jezt ſieben.
**) Vielleicht Beſtechung feindlicher Generale. Im innern
Frankreich hält man ſie für gewiß.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/92>, abgerufen am 23.11.2024.
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