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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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Spaziergang mit jemanden, aus Furcht, in Ver-
dacht zu gerathen: denn wie leicht war es, daß
der, mit welchem ich umging, verdächtig ward,
und dann zog sein Sturz mein Verderben nach
sich. Um also allen Verdacht von sich abzuwen-
den, kam man nur in den Wirthshäusern zusam-
men, und ließ seine Stimme so laut, als es nur
möglich war, zum Lobe des Konvents, der neuen
Gesetze, und besonders der Jakobiner erschallen.
Es gab hier wirklich viele Heuchler, oder Leute,
welche im Grunde nicht jakobinisch dachten, und
doch das Verfahren der Tribunale aufs schärfste
vertheidigten. Einige derselben waren Royalisten,
andre hingegen liebten zwar die Konstitution, aber
die Mittel, sie aufrecht zu erhalten, gefielen ihnen
nicht. Sie fanden und sahen ein, daß wenn sie
ihre wahre Meynung offenbaren würden, sie ver-
lohren wären; also sprachen oder schrieen sie viel-
mehr ganz gegen ihre Gesinnung. -- Hierin mach-
ten sie es, wie die meisten unsrer Theologen!

Die Nationalkokarde war anfänglich ein hin-
längliches äußeres Kennzeichen eines guten Repu-
blikaners: aber nachher war man damit nicht mehr
zufrieden. Jeder, wer's nur zahlen konnte, trug
eine Mütze a la republique, d. h. eine von blauem
Tuch, mit rothem Rand und weißer Kante, woran
auch noch die Kokarde befestiget war. Vorne an

Spaziergang mit jemanden, aus Furcht, in Ver-
dacht zu gerathen: denn wie leicht war es, daß
der, mit welchem ich umging, verdaͤchtig ward,
und dann zog ſein Sturz mein Verderben nach
ſich. Um alſo allen Verdacht von ſich abzuwen-
den, kam man nur in den Wirthshaͤuſern zuſam-
men, und ließ ſeine Stimme ſo laut, als es nur
moͤglich war, zum Lobe des Konvents, der neuen
Geſetze, und beſonders der Jakobiner erſchallen.
Es gab hier wirklich viele Heuchler, oder Leute,
welche im Grunde nicht jakobiniſch dachten, und
doch das Verfahren der Tribunale aufs ſchaͤrfſte
vertheidigten. Einige derſelben waren Royaliſten,
andre hingegen liebten zwar die Konſtitution, aber
die Mittel, ſie aufrecht zu erhalten, gefielen ihnen
nicht. Sie fanden und ſahen ein, daß wenn ſie
ihre wahre Meynung offenbaren wuͤrden, ſie ver-
lohren waͤren; alſo ſprachen oder ſchrieen ſie viel-
mehr ganz gegen ihre Geſinnung. — Hierin mach-
ten ſie es, wie die meiſten unſrer Theologen!

Die Nationalkokarde war anfaͤnglich ein hin-
laͤngliches aͤußeres Kennzeichen eines guten Repu-
blikaners: aber nachher war man damit nicht mehr
zufrieden. Jeder, wer's nur zahlen konnte, trug
eine Muͤtze à la république, d. h. eine von blauem
Tuch, mit rothem Rand und weißer Kante, woran
auch noch die Kokarde befeſtiget war. Vorne an

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[98/0102] Spaziergang mit jemanden, aus Furcht, in Ver- dacht zu gerathen: denn wie leicht war es, daß der, mit welchem ich umging, verdaͤchtig ward, und dann zog ſein Sturz mein Verderben nach ſich. Um alſo allen Verdacht von ſich abzuwen- den, kam man nur in den Wirthshaͤuſern zuſam- men, und ließ ſeine Stimme ſo laut, als es nur moͤglich war, zum Lobe des Konvents, der neuen Geſetze, und beſonders der Jakobiner erſchallen. Es gab hier wirklich viele Heuchler, oder Leute, welche im Grunde nicht jakobiniſch dachten, und doch das Verfahren der Tribunale aufs ſchaͤrfſte vertheidigten. Einige derſelben waren Royaliſten, andre hingegen liebten zwar die Konſtitution, aber die Mittel, ſie aufrecht zu erhalten, gefielen ihnen nicht. Sie fanden und ſahen ein, daß wenn ſie ihre wahre Meynung offenbaren wuͤrden, ſie ver- lohren waͤren; alſo ſprachen oder ſchrieen ſie viel- mehr ganz gegen ihre Geſinnung. — Hierin mach- ten ſie es, wie die meiſten unſrer Theologen! Die Nationalkokarde war anfaͤnglich ein hin- laͤngliches aͤußeres Kennzeichen eines guten Repu- blikaners: aber nachher war man damit nicht mehr zufrieden. Jeder, wer's nur zahlen konnte, trug eine Muͤtze à la république, d. h. eine von blauem Tuch, mit rothem Rand und weißer Kante, woran auch noch die Kokarde befeſtiget war. Vorne an

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/102>, abgerufen am 21.11.2024.