gen über den Verkauf, und bath ihn, so was nicht zu thun, da das Gesez über diesen Punkt so aus- drücklich und so scharf sey. Aber er machte mich bald sicher, und ich verkaufte weiter.
Auf unsrer Zurückreise giengen mir wegen des schönen Wetters zu Fuße, machten kleine Tagrei- sen, und waren sehr vergnügt. Der Pfarrer ver- sprach mir auch einen guten Theil des aus den Kirchengefäßen gelösten Geldes. Es mogten ohngefähr 600 Livres seyn.
Eines Tages mußten wir durch einen Wald, und der Pfarrer ermahnte mich, eine Flasche Wein einzustecken, wie er auch gethan hätte, weil wir wenigstens in 6 Stunden kein Dorf erreichen wür- den. Der Pfarrer liebte den Wein sehr, und ich auch. Wir hatten also meine Flasche bald leer, und nun gieng es über die, welche der Pfarrer hatte. Wir tranken auch von dieser, vorzüglich ich. Aber es währte nicht lange, so klagte der Pfarrer über gewaltiges Leibgrimmen. Ich fühlte noch nichts, aber bald ergriff es mich noch fürch- terlicher. Wir konnten nicht weiter, wenigstens ich nicht, und ich fühlte nur zu gut, daß ich et- was Giftiges im Leibe haben müßte. Der Pfarrer that indeß auch sehr kläglich. Bald darauf kam ein Wagen die Straße her, und der Inhaber desselben nahm sich unsrer an: er ließ uns in eine nahe
gen uͤber den Verkauf, und bath ihn, ſo was nicht zu thun, da das Geſez uͤber dieſen Punkt ſo aus- druͤcklich und ſo ſcharf ſey. Aber er machte mich bald ſicher, und ich verkaufte weiter.
Auf unſrer Zuruͤckreiſe giengen mir wegen des ſchoͤnen Wetters zu Fuße, machten kleine Tagrei- ſen, und waren ſehr vergnuͤgt. Der Pfarrer ver- ſprach mir auch einen guten Theil des aus den Kirchengefaͤßen geloͤsten Geldes. Es mogten ohngefaͤhr 600 Livres ſeyn.
Eines Tages mußten wir durch einen Wald, und der Pfarrer ermahnte mich, eine Flaſche Wein einzuſtecken, wie er auch gethan haͤtte, weil wir wenigſtens in 6 Stunden kein Dorf erreichen wuͤr- den. Der Pfarrer liebte den Wein ſehr, und ich auch. Wir hatten alſo meine Flaſche bald leer, und nun gieng es uͤber die, welche der Pfarrer hatte. Wir tranken auch von dieſer, vorzuͤglich ich. Aber es waͤhrte nicht lange, ſo klagte der Pfarrer uͤber gewaltiges Leibgrimmen. Ich fuͤhlte noch nichts, aber bald ergriff es mich noch fuͤrch- terlicher. Wir konnten nicht weiter, wenigſtens ich nicht, und ich fuͤhlte nur zu gut, daß ich et- was Giftiges im Leibe haben muͤßte. Der Pfarrer that indeß auch ſehr klaͤglich. Bald darauf kam ein Wagen die Straße her, und der Inhaber deſſelben nahm ſich unſrer an: er ließ uns in eine nahe
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gen uͤber den Verkauf, und bath ihn, ſo was nicht
zu thun, da das Geſez uͤber dieſen Punkt ſo aus-
druͤcklich und ſo ſcharf ſey. Aber er machte mich
bald ſicher, und ich verkaufte weiter.
Auf unſrer Zuruͤckreiſe giengen mir wegen des
ſchoͤnen Wetters zu Fuße, machten kleine Tagrei-
ſen, und waren ſehr vergnuͤgt. Der Pfarrer ver-
ſprach mir auch einen guten Theil des aus den
Kirchengefaͤßen geloͤsten Geldes. Es mogten
ohngefaͤhr 600 Livres ſeyn.
Eines Tages mußten wir durch einen Wald,
und der Pfarrer ermahnte mich, eine Flaſche Wein
einzuſtecken, wie er auch gethan haͤtte, weil wir
wenigſtens in 6 Stunden kein Dorf erreichen wuͤr-
den. Der Pfarrer liebte den Wein ſehr, und ich
auch. Wir hatten alſo meine Flaſche bald leer,
und nun gieng es uͤber die, welche der Pfarrer
hatte. Wir tranken auch von dieſer, vorzuͤglich
ich. Aber es waͤhrte nicht lange, ſo klagte der
Pfarrer uͤber gewaltiges Leibgrimmen. Ich fuͤhlte
noch nichts, aber bald ergriff es mich noch fuͤrch-
terlicher. Wir konnten nicht weiter, wenigſtens
ich nicht, und ich fuͤhlte nur zu gut, daß ich et-
was Giftiges im Leibe haben muͤßte. Der Pfarrer
that indeß auch ſehr klaͤglich. Bald darauf kam ein
Wagen die Straße her, und der Inhaber deſſelben
nahm ſich unſrer an: er ließ uns in eine nahe
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/13>, abgerufen am 21.11.2024.
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