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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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vorzustrecken. In dem Briefe an Hn. Geßner
war zugleich ein Brief an Hn. Professor Ulrich
und an mich gewesen. Der an mich, enthielt ei-
nen Paß für mich auf Halle, und die Nachricht:
daß ich vom Soldatenstande völlig entlassen sey. --
Dieß konnte mir in den Briefen nach Dijon nicht
gesagt werden; und Hr. Bispink hatte es für
gefährlich gehalten, die erwähnte Anweisung für
mich jemanden in Basel aufzutragen: er hatte ein
Gerede darüber befürchtet, und dadurch -- in
Barthelemi's Nähe -- Scheiterung seines
Projectes. Die Herren Baseler ließen mich aber
nicht nach Zürich, wie man bald lesen wird: und
so warf mich diese meine Unwissenheit nachher wei-
ter in einen Strudel, der meine Zurückkunft nach
Halle über ein halbes Jahr verzögerte.

Nachdem ich dem ehrlichen Belin die latei-
nischen Briefe erklärt hatte, so sagte er, indem er
mir die Hand drückte: nun hast du gewonnen, Lauk-
hard: nun kannst du in dein Deutschland zurück-
gehen, wann du willst. Ich bin wirklich recht
froh darüber: denn ich dachte immer, der Henker
mögte mit dir noch einmal so sein Spiel auf der
Guillotine haben. Du verstehst mich. Jezt geh
nach dem Departement, und fodre auf diese Brief-
schaften einen Paß nach der Schweiz.


vorzuſtrecken. In dem Briefe an Hn. Geßner
war zugleich ein Brief an Hn. Profeſſor Ulrich
und an mich geweſen. Der an mich, enthielt ei-
nen Paß fuͤr mich auf Halle, und die Nachricht:
daß ich vom Soldatenſtande voͤllig entlaſſen ſey. —
Dieß konnte mir in den Briefen nach Dijon nicht
geſagt werden; und Hr. Bispink hatte es fuͤr
gefaͤhrlich gehalten, die erwaͤhnte Anweiſung fuͤr
mich jemanden in Baſel aufzutragen: er hatte ein
Gerede daruͤber befuͤrchtet, und dadurch — in
Barthelemi's Naͤhe — Scheiterung ſeines
Projectes. Die Herren Baſeler ließen mich aber
nicht nach Zuͤrich, wie man bald leſen wird: und
ſo warf mich dieſe meine Unwiſſenheit nachher wei-
ter in einen Strudel, der meine Zuruͤckkunft nach
Halle uͤber ein halbes Jahr verzoͤgerte.

Nachdem ich dem ehrlichen Belin die latei-
niſchen Briefe erklaͤrt hatte, ſo ſagte er, indem er
mir die Hand druͤckte: nun haſt du gewonnen, Lauk-
hard: nun kannſt du in dein Deutſchland zuruͤck-
gehen, wann du willſt. Ich bin wirklich recht
froh daruͤber: denn ich dachte immer, der Henker
moͤgte mit dir noch einmal ſo ſein Spiel auf der
Guillotine haben. Du verſtehſt mich. Jezt geh
nach dem Departement, und fodre auf dieſe Brief-
ſchaften einen Paß nach der Schweiz.


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[137/0141] vorzuſtrecken. In dem Briefe an Hn. Geßner war zugleich ein Brief an Hn. Profeſſor Ulrich und an mich geweſen. Der an mich, enthielt ei- nen Paß fuͤr mich auf Halle, und die Nachricht: daß ich vom Soldatenſtande voͤllig entlaſſen ſey. — Dieß konnte mir in den Briefen nach Dijon nicht geſagt werden; und Hr. Bispink hatte es fuͤr gefaͤhrlich gehalten, die erwaͤhnte Anweiſung fuͤr mich jemanden in Baſel aufzutragen: er hatte ein Gerede daruͤber befuͤrchtet, und dadurch — in Barthelemi's Naͤhe — Scheiterung ſeines Projectes. Die Herren Baſeler ließen mich aber nicht nach Zuͤrich, wie man bald leſen wird: und ſo warf mich dieſe meine Unwiſſenheit nachher wei- ter in einen Strudel, der meine Zuruͤckkunft nach Halle uͤber ein halbes Jahr verzoͤgerte. Nachdem ich dem ehrlichen Belin die latei- niſchen Briefe erklaͤrt hatte, ſo ſagte er, indem er mir die Hand druͤckte: nun haſt du gewonnen, Lauk- hard: nun kannſt du in dein Deutſchland zuruͤck- gehen, wann du willſt. Ich bin wirklich recht froh daruͤber: denn ich dachte immer, der Henker moͤgte mit dir noch einmal ſo ſein Spiel auf der Guillotine haben. Du verſtehſt mich. Jezt geh nach dem Departement, und fodre auf dieſe Brief- ſchaften einen Paß nach der Schweiz.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/141>, abgerufen am 21.11.2024.