verstehen giebt, recht brave Bürger. Wo bleibt aber hier ihre Bravheit, da sie ihre Mitbürger hin- tergehen halfen, und wenigstens den Betrug nicht entdeckten?
Meine Herren, die Bürger Belin und Nar- dot wußten, daß es der Republik ganz gleichgül- tig seyn konnte, ob ich aus Altona, oder aus Con- stantinopel, oder gar aus Otaheiti gebürtig war. Dann waren sie meine Freunde: verriethen sie mich, so war der Schaden für mich groß, sehr groß, und der Nutzen für den Staat -- eine Null; schwiegen sie, so thaten sie ihrem Lande keinen Schaden, und erfüllten gegen mich alles, was die Freundschaft fodern kann. Was sollten sie nun thun, meine Herren? Oder was würden Sie an deren Stelle gethan haben, wenn Sie anders keine Egoisten und Schadenfrohe sind? Man muß nicht zu arg mora- lisiren! -- Das Schreckenssystem hatte alle fein- fühligen Franzosen nur noch mehr humanisirt: und so gönnte man mir Leben und Blut. --
Der Commissär rieth mir, in Dijon zu bleiben, bis es bessere Witterung und warm wäre: denn, sagte er, in der Franche Comte wirst du schlechte Wege treffen und nicht fortkommen. -- Aber ich hatte noch einen triftigen Grund, mich bald von dannen zu machen.
verſtehen giebt, recht brave Buͤrger. Wo bleibt aber hier ihre Bravheit, da ſie ihre Mitbuͤrger hin- tergehen halfen, und wenigſtens den Betrug nicht entdeckten?
Meine Herren, die Buͤrger Belin und Nar- dot wußten, daß es der Republik ganz gleichguͤl- tig ſeyn konnte, ob ich aus Altona, oder aus Con- ſtantinopel, oder gar aus Otaheiti gebuͤrtig war. Dann waren ſie meine Freunde: verriethen ſie mich, ſo war der Schaden fuͤr mich groß, ſehr groß, und der Nutzen fuͤr den Staat — eine Null; ſchwiegen ſie, ſo thaten ſie ihrem Lande keinen Schaden, und erfuͤllten gegen mich alles, was die Freundſchaft fodern kann. Was ſollten ſie nun thun, meine Herren? Oder was wuͤrden Sie an deren Stelle gethan haben, wenn Sie anders keine Egoiſten und Schadenfrohe ſind? Man muß nicht zu arg mora- liſiren! — Das Schreckensſyſtem hatte alle fein- fuͤhligen Franzoſen nur noch mehr humaniſirt: und ſo goͤnnte man mir Leben und Blut. —
Der Commiſſaͤr rieth mir, in Dijon zu bleiben, bis es beſſere Witterung und warm waͤre: denn, ſagte er, in der Franche Comté wirſt du ſchlechte Wege treffen und nicht fortkommen. — Aber ich hatte noch einen triftigen Grund, mich bald von dannen zu machen.
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verſtehen giebt, recht brave Buͤrger. Wo bleibt
aber hier ihre Bravheit, da ſie ihre Mitbuͤrger hin-
tergehen halfen, und wenigſtens den Betrug nicht
entdeckten?
Meine Herren, die Buͤrger Belin und Nar-
dot wußten, daß es der Republik ganz gleichguͤl-
tig ſeyn konnte, ob ich aus Altona, oder aus Con-
ſtantinopel, oder gar aus Otaheiti gebuͤrtig war.
Dann waren ſie meine Freunde: verriethen ſie mich,
ſo war der Schaden fuͤr mich groß, ſehr groß, und
der Nutzen fuͤr den Staat — eine Null; ſchwiegen
ſie, ſo thaten ſie ihrem Lande keinen Schaden, und
erfuͤllten gegen mich alles, was die Freundſchaft
fodern kann. Was ſollten ſie nun thun, meine
Herren? Oder was wuͤrden Sie an deren Stelle
gethan haben, wenn Sie anders keine Egoiſten und
Schadenfrohe ſind? Man muß nicht zu arg mora-
liſiren! — Das Schreckensſyſtem hatte alle fein-
fuͤhligen Franzoſen nur noch mehr humaniſirt: und
ſo goͤnnte man mir Leben und Blut. —
Der Commiſſaͤr rieth mir, in Dijon zu bleiben,
bis es beſſere Witterung und warm waͤre: denn,
ſagte er, in der Franche Comté wirſt du ſchlechte
Wege treffen und nicht fortkommen. — Aber ich
hatte noch einen triftigen Grund, mich bald von
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/143>, abgerufen am 21.11.2024.
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