mus aufhörte, so wurde auch hierauf nicht mehr so stark gesehen, und die Wachen in den Dörfern hörten völlig auf, und die Gensdarmen patrouillir- ten bey weitem nicht mehr so fleißig, als sonst. Indessen blieb noch immer die Wache auf den Gränzen. Allein da auch diese es nicht mehr so genau nahm, so war es manchem deutschen Deser- teur und Gefangenen leicht, herauszukommen. Ich habe nachher, besonders als ich bey den Schwa- ben stand, viele gesprochen, welche mir dieses ge- sagt haben. Und es war ja auch selbst in Frank- reich nun nicht mehr sehr nothwendig, so genau auf die Passagen Acht zu geben: denn was die Auswanderung betraf, so waren die, welche sich hiezu etwan genöthigt finden konnten, entweder guillotinirt, oder schon fort, oder sie saßen im Ge- fängniß: und wegen einiger Gefangenen oder De- serteurs, welche die Lust anwandeln mogte, ab- zufahren, war es eben nicht nöthig, jene kostspie- lige und lästige Anstalt fortzusetzen.
Als ich über die Gränze kam, hatte ich eine ganz eigne Empfindung. Ich war freilich recht herzlich froh, endlich einmal wieder in einem Lande zu athmen, wo ich weiterhin keine Gefahr mehr zu besorgen hatte wegen eines Auftrags, dem ich mich so unbesonnen unterzogen hatte. Allein auf der
mus aufhoͤrte, ſo wurde auch hierauf nicht mehr ſo ſtark geſehen, und die Wachen in den Doͤrfern hoͤrten voͤllig auf, und die Gensdarmen patrouillir- ten bey weitem nicht mehr ſo fleißig, als ſonſt. Indeſſen blieb noch immer die Wache auf den Graͤnzen. Allein da auch dieſe es nicht mehr ſo genau nahm, ſo war es manchem deutſchen Deſer- teur und Gefangenen leicht, herauszukommen. Ich habe nachher, beſonders als ich bey den Schwa- ben ſtand, viele geſprochen, welche mir dieſes ge- ſagt haben. Und es war ja auch ſelbſt in Frank- reich nun nicht mehr ſehr nothwendig, ſo genau auf die Paſſagen Acht zu geben: denn was die Auswanderung betraf, ſo waren die, welche ſich hiezu etwan genoͤthigt finden konnten, entweder guillotinirt, oder ſchon fort, oder ſie ſaßen im Ge- faͤngniß: und wegen einiger Gefangenen oder De- ſerteurs, welche die Luſt anwandeln mogte, ab- zufahren, war es eben nicht noͤthig, jene koſtſpie- lige und laͤſtige Anſtalt fortzuſetzen.
Als ich uͤber die Graͤnze kam, hatte ich eine ganz eigne Empfindung. Ich war freilich recht herzlich froh, endlich einmal wieder in einem Lande zu athmen, wo ich weiterhin keine Gefahr mehr zu beſorgen hatte wegen eines Auftrags, dem ich mich ſo unbeſonnen unterzogen hatte. Allein auf der
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mus aufhoͤrte, ſo wurde auch hierauf nicht mehr
ſo ſtark geſehen, und die Wachen in den Doͤrfern
hoͤrten voͤllig auf, und die Gensdarmen patrouillir-
ten bey weitem nicht mehr ſo fleißig, als ſonſt.
Indeſſen blieb noch immer die Wache auf den
Graͤnzen. Allein da auch dieſe es nicht mehr ſo
genau nahm, ſo war es manchem deutſchen Deſer-
teur und Gefangenen leicht, herauszukommen.
Ich habe nachher, beſonders als ich bey den Schwa-
ben ſtand, viele geſprochen, welche mir dieſes ge-
ſagt haben. Und es war ja auch ſelbſt in Frank-
reich nun nicht mehr ſehr nothwendig, ſo genau
auf die Paſſagen Acht zu geben: denn was die
Auswanderung betraf, ſo waren die, welche ſich
hiezu etwan genoͤthigt finden konnten, entweder
guillotinirt, oder ſchon fort, oder ſie ſaßen im Ge-
faͤngniß: und wegen einiger Gefangenen oder De-
ſerteurs, welche die Luſt anwandeln mogte, ab-
zufahren, war es eben nicht noͤthig, jene koſtſpie-
lige und laͤſtige Anſtalt fortzuſetzen.
Als ich uͤber die Graͤnze kam, hatte ich eine
ganz eigne Empfindung. Ich war freilich recht
herzlich froh, endlich einmal wieder in einem Lande
zu athmen, wo ich weiterhin keine Gefahr mehr zu
beſorgen hatte wegen eines Auftrags, dem ich mich
ſo unbeſonnen unterzogen hatte. Allein auf der
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/163>, abgerufen am 21.11.2024.
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