Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.Offiziere und von den fatalen Folgen derselben; *) Was ich in der Schilderung -- im Besondern beweise,
beweiset Hr. Villaume in seinen Abhandlungen, das Interesse der Menschheit und der Staaten betreffend, mehr im Allgemeinen. "Einem unterthänigen Volke, sagt er S. 154, ist es nicht erlaubt, das Vaterland zu lieben; denn diese Liebe würde dem, was man Staat nennt, zuwider seyn. Wenn nämlich dieß Volk das Vaterland, das heißt, die Na- tion liebte, so würde es sich vereinigen, um die Gerechtig- keit einzuführen und von dem Fürsten zu verlangen, daß er auf das Gemeinwohl sähe, daß er die Ruhe und die Wohlfahrt der Nation höher schäzte, als seinen Ruhm, seine Eroberungen; daß er seine Pracht und seinen Auf- wand einschränkte, um die Bürger zu schonen und die Schätze des Staats zu wahren, allgemeinen Bedürfnissen aufzusparen. Dieses ists, was die Vaterlandsliebe thun würde; aber so etwas heißt unter dem Despotismus Rebellion, Meuterey, und wird als Hochverrath bestraft." -- [S]. 43 sagt er: "Ihr Alleinherrscher und Fürsten, die ihr die Völker beherrschet, und euch die Führer derselben nennt, wunschet ihr nicht, daß eure Unterthanen von patrio- tischem Eifer glühen? Allein vergebet: unter eurer Regierung ist die Vaterlandsliebe eine Unmöglichkeit. Ihr entfernt jeden Bürger mit großer Sorgfalt von allem dem, was Gemeinangelegenheit heißt, und werfet ihn immer in den Kreis seiner eignen Geschäfte zurück, und machet ihn dadurch zu einem gefühllosen, niedrigen Eigensüchtigen. Ueberall findet er lauter gehäufte Hindernisse, von den Angelegenhei- ten des Staates, von den Bedürfnissen und Hülfsquellen der Nation, von der Verwaltung einige Begriffe zu erhalten: Offiziere und von den fatalen Folgen derſelben; *) Was ich in der Schilderung — im Beſondern beweiſe,
beweiſet Hr. Villaume in ſeinen Abhandlungen, das Intereſſe der Menſchheit und der Staaten betreffend, mehr im Allgemeinen. „Einem unterthänigen Volke, ſagt er S. 154, iſt es nicht erlaubt, das Vaterland zu lieben; denn dieſe Liebe würde dem, was man Staat nennt, zuwider ſeyn. Wenn nämlich dieß Volk das Vaterland, das heißt, die Na- tion liebte, ſo würde es ſich vereinigen, um die Gerechtig- keit einzuführen und von dem Fürſten zu verlangen, daß er auf das Gemeinwohl ſähe, daß er die Ruhe und die Wohlfahrt der Nation hoͤher ſchäzte, als ſeinen Ruhm, ſeine Eroberungen; daß er ſeine Pracht und ſeinen Auf- wand einſchränkte, um die Bürger zu ſchonen und die Schätze des Staats zu wahren, allgemeinen Bedürfniſſen aufzuſparen. Dieſes iſts, was die Vaterlandsliebe thun würde; aber ſo etwas heißt unter dem Deſpotismus Rebellion, Meuterey, und wird als Hochverrath beſtraft.“ — [S]. 43 ſagt er: „Ihr Alleinherrſcher und Fürſten, die ihr die Voͤlker beherrſchet, und euch die Führer derſelben nennt, wunſchet ihr nicht, daß eure Unterthanen von patrio- tiſchem Eifer glühen? Allein vergebet: unter eurer Regierung iſt die Vaterlandsliebe eine Unmoͤglichkeit. Ihr entfernt jeden Bürger mit großer Sorgfalt von allem dem, was Gemeinangelegenheit heißt, und werfet ihn immer in den Kreis ſeiner eignen Geſchäfte zurück, und machet ihn dadurch zu einem gefühlloſen, niedrigen Eigenſüchtigen. Ueberall findet er lauter gehäufte Hinderniſſe, von den Angelegenhei- ten des Staates, von den Bedürfniſſen und Hülfsquellen der Nation, von der Verwaltung einige Begriffe zu erhalten: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0205" n="201"/> Offiziere und von den fatalen Folgen derſelben;<lb/> von den Betruͤgereyen bey der Reichsarmee, ein-<lb/> mal in Ruͤckſicht auf die Staͤnde, dann in Ruͤck-<lb/> ſicht der Proviſoren; von dem Mangel des Pa-<lb/> triotismus in Deutſchland, eben weil die armen<lb/> Deutſchen, als Deutſche, leider, kein Vaterland<lb/> mehr haben <note xml:id="note-0205" next="#note-0206" place="foot" n="*)"><p>Was ich in der <hi rendition="#g">Schilderung</hi> — im Beſondern beweiſe,<lb/> beweiſet Hr. <hi rendition="#g">Villaume</hi> in ſeinen <hi rendition="#g">Abhandlungen</hi>, das<lb/> Intereſſe der Menſchheit und der Staaten betreffend, mehr<lb/> im Allgemeinen.</p><lb/><p>„Einem <hi rendition="#g">unterthänigen</hi> Volke, ſagt er S. 154, iſt<lb/> es nicht erlaubt, das <hi rendition="#g">Vaterland</hi> zu lieben; denn dieſe<lb/> Liebe würde dem, was man <hi rendition="#g">Staat</hi> nennt, zuwider ſeyn.<lb/> Wenn nämlich dieß Volk das Vaterland, das heißt, die <hi rendition="#g">Na</hi>-<lb/><hi rendition="#g">tion</hi> liebte, ſo würde es ſich vereinigen, um die Gerechtig-<lb/> keit einzuführen und von dem Fürſten zu verlangen, daß er<lb/> auf das <hi rendition="#g">Gemeinwohl</hi> ſähe, daß er die Ruhe und die<lb/> Wohlfahrt <hi rendition="#g">der Nation</hi> hoͤher ſchäzte, als <hi rendition="#g">ſeinen</hi> Ruhm,<lb/><hi rendition="#g">ſeine</hi> Eroberungen; daß er ſeine Pracht und ſeinen Auf-<lb/> wand einſchränkte, um die Bürger zu ſchonen und die Schätze<lb/> des Staats zu wahren, allgemeinen Bedürfniſſen aufzuſparen.<lb/> Dieſes iſts, was die Vaterlandsliebe thun würde; aber ſo<lb/> etwas heißt unter dem Deſpotismus Rebellion, Meuterey,<lb/> und wird als Hochverrath beſtraft.“ —</p><lb/><p><supplied>S</supplied>. 43 ſagt er: „Ihr Alleinherrſcher und Fürſten, die<lb/> ihr die Voͤlker beherrſchet, und euch die Führer derſelben<lb/> nennt, wunſchet ihr nicht, daß eure Unterthanen von patrio-<lb/> tiſchem Eifer glühen? Allein vergebet: unter eurer Regierung<lb/> iſt die Vaterlandsliebe eine <hi rendition="#g">Unmoͤglichkeit</hi>. Ihr entfernt<lb/> jeden Bürger mit großer Sorgfalt von allem dem, was<lb/><hi rendition="#g">Gemeinangelegenheit</hi> heißt, und werfet ihn immer<lb/> in den Kreis ſeiner eignen Geſchäfte zurück, und machet ihn<lb/> dadurch zu einem gefühlloſen, niedrigen Eigenſüchtigen. Ueberall<lb/> findet er lauter gehäufte Hinderniſſe, von den Angelegenhei-<lb/> ten des Staates, von den Bedürfniſſen und Hülfsquellen der<lb/> Nation, von der Verwaltung einige Begriffe zu erhalten:</p></note>, von dem Ungluͤcke der Deutſchen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [201/0205]
Offiziere und von den fatalen Folgen derſelben;
von den Betruͤgereyen bey der Reichsarmee, ein-
mal in Ruͤckſicht auf die Staͤnde, dann in Ruͤck-
ſicht der Proviſoren; von dem Mangel des Pa-
triotismus in Deutſchland, eben weil die armen
Deutſchen, als Deutſche, leider, kein Vaterland
mehr haben *), von dem Ungluͤcke der Deutſchen,
*) Was ich in der Schilderung — im Beſondern beweiſe,
beweiſet Hr. Villaume in ſeinen Abhandlungen, das
Intereſſe der Menſchheit und der Staaten betreffend, mehr
im Allgemeinen.
„Einem unterthänigen Volke, ſagt er S. 154, iſt
es nicht erlaubt, das Vaterland zu lieben; denn dieſe
Liebe würde dem, was man Staat nennt, zuwider ſeyn.
Wenn nämlich dieß Volk das Vaterland, das heißt, die Na-
tion liebte, ſo würde es ſich vereinigen, um die Gerechtig-
keit einzuführen und von dem Fürſten zu verlangen, daß er
auf das Gemeinwohl ſähe, daß er die Ruhe und die
Wohlfahrt der Nation hoͤher ſchäzte, als ſeinen Ruhm,
ſeine Eroberungen; daß er ſeine Pracht und ſeinen Auf-
wand einſchränkte, um die Bürger zu ſchonen und die Schätze
des Staats zu wahren, allgemeinen Bedürfniſſen aufzuſparen.
Dieſes iſts, was die Vaterlandsliebe thun würde; aber ſo
etwas heißt unter dem Deſpotismus Rebellion, Meuterey,
und wird als Hochverrath beſtraft.“ —
S. 43 ſagt er: „Ihr Alleinherrſcher und Fürſten, die
ihr die Voͤlker beherrſchet, und euch die Führer derſelben
nennt, wunſchet ihr nicht, daß eure Unterthanen von patrio-
tiſchem Eifer glühen? Allein vergebet: unter eurer Regierung
iſt die Vaterlandsliebe eine Unmoͤglichkeit. Ihr entfernt
jeden Bürger mit großer Sorgfalt von allem dem, was
Gemeinangelegenheit heißt, und werfet ihn immer
in den Kreis ſeiner eignen Geſchäfte zurück, und machet ihn
dadurch zu einem gefühlloſen, niedrigen Eigenſüchtigen. Ueberall
findet er lauter gehäufte Hinderniſſe, von den Angelegenhei-
ten des Staates, von den Bedürfniſſen und Hülfsquellen der
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