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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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den, sonst hätte ich manche Anekdoten von den
Schwaben, welche vielleicht diesem oder jenem
behagen, manchem aber auch, vorzüglich im Schwa-
benland, misfallen würden. Also nur dieses!

Als am 22ten September das Fest der Re-
publik in ganz Frankreich, folglich auch in Stras-
burg gefeiert wurde, war der dortige Münster-
thurm am Abende prächtig illuminirt. Das sahen
die Schwaben in Kehl, liefen herum, und schrien:
Strasburg brennt, Strasburg brennt: die Kaiser-
lichen haben's gewiß in Brand geschossen! -- Die
Pinsel hatten das den ganzen Tag über währende
Kanoniren in Strasburg für einen Angriff der Oest-
reicher auf diese Stadt gehalten.

Hier auch eine kleine Probe der ächt Schwäbi-
schen Sprache.

A. Wau best'n gesinn? (Wo bist du gewesen?)
B Dau, beym Nandler. (Da, beym Nadler.)
dau hau'ch (hab ich) vor zwa Kreuzer Brantewai
stau lau (stehn lassen.)

Ein Geistlicher war nach Rennichen eingela-
den, zu einem geistlichen Gelage: er kam nicht.
Einer seiner Herren Amtsbrüder schickte ihm den
folgenden Tag dieses Billet: "Du Laushund, war-
um kamst du nicht? Infamer Hunzfott, thu das
nicht wieder, sonst bist du ein Scheißhund" u. s. w.
Vollkommen genug! --


den, ſonſt haͤtte ich manche Anekdoten von den
Schwaben, welche vielleicht dieſem oder jenem
behagen, manchem aber auch, vorzuͤglich im Schwa-
benland, misfallen wuͤrden. Alſo nur dieſes!

Als am 22ten September das Feſt der Re-
publik in ganz Frankreich, folglich auch in Stras-
burg gefeiert wurde, war der dortige Muͤnſter-
thurm am Abende praͤchtig illuminirt. Das ſahen
die Schwaben in Kehl, liefen herum, und ſchrien:
Strasburg brennt, Strasburg brennt: die Kaiſer-
lichen haben's gewiß in Brand geſchoſſen! — Die
Pinſel hatten das den ganzen Tag uͤber waͤhrende
Kanoniren in Strasburg fuͤr einen Angriff der Oeſt-
reicher auf dieſe Stadt gehalten.

Hier auch eine kleine Probe der aͤcht Schwaͤbi-
ſchen Sprache.

A. Wau beſt'n geſinn? (Wo biſt du geweſen?)
B Dau, beym Nandler. (Da, beym Nadler.)
dau hau'ch (hab ich) vor zwa Kreuzer Brantewai
ſtau lau (ſtehn laſſen.)

Ein Geiſtlicher war nach Rennichen eingela-
den, zu einem geiſtlichen Gelage: er kam nicht.
Einer ſeiner Herren Amtsbruͤder ſchickte ihm den
folgenden Tag dieſes Billet: „Du Laushund, war-
um kamſt du nicht? Infamer Hunzfott, thu das
nicht wieder, ſonſt biſt du ein Scheißhund“ u. ſ. w.
Vollkommen genug! —


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[235/0239] den, ſonſt haͤtte ich manche Anekdoten von den Schwaben, welche vielleicht dieſem oder jenem behagen, manchem aber auch, vorzuͤglich im Schwa- benland, misfallen wuͤrden. Alſo nur dieſes! Als am 22ten September das Feſt der Re- publik in ganz Frankreich, folglich auch in Stras- burg gefeiert wurde, war der dortige Muͤnſter- thurm am Abende praͤchtig illuminirt. Das ſahen die Schwaben in Kehl, liefen herum, und ſchrien: Strasburg brennt, Strasburg brennt: die Kaiſer- lichen haben's gewiß in Brand geſchoſſen! — Die Pinſel hatten das den ganzen Tag uͤber waͤhrende Kanoniren in Strasburg fuͤr einen Angriff der Oeſt- reicher auf dieſe Stadt gehalten. Hier auch eine kleine Probe der aͤcht Schwaͤbi- ſchen Sprache. A. Wau beſt'n geſinn? (Wo biſt du geweſen?) B Dau, beym Nandler. (Da, beym Nadler.) dau hau'ch (hab ich) vor zwa Kreuzer Brantewai ſtau lau (ſtehn laſſen.) Ein Geiſtlicher war nach Rennichen eingela- den, zu einem geiſtlichen Gelage: er kam nicht. Einer ſeiner Herren Amtsbruͤder ſchickte ihm den folgenden Tag dieſes Billet: „Du Laushund, war- um kamſt du nicht? Infamer Hunzfott, thu das nicht wieder, ſonſt biſt du ein Scheißhund“ u. ſ. w. Vollkommen genug! —

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/239>, abgerufen am 21.11.2024.