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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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siehts an dem kleinen Lichtchen -- Baumgarten
Crusius
in Merseburg.

Im ganzen Badischen Lande herrscht sonst viel
Wohlstand, vielleicht mehr, als in irgend einem
deutschen Lande: ein deutlicher Beweis, daß die
dortige Regierung gut ist, und daß der Markgraf
den Ruhm verdient, welchen ihm jederman schon
so lange her zugesteht.

In Karlsruhe hätte ich dem Prinzen Lud-
wig aufgewartet, aber der ganze Hof war aus Furcht
vor den Franzosen ausgewandert, und hatte sich nach
Pforzheim begeben. Ich fand nicht einmal den Hrn.
Hofrath und Leibmedikus Schrickel, den ich ehedem
in Gießen genau gekannt hatte. Seine liebenswür-
dige Tochter unterhielt mich auf die artigste Weise
von der Welt. Ueberhaupt ist der Ton in Karls-
ruhe fein und gefällig, und nicht im geringsten
steif oder ungeschliffen.

Zu Bruchsal war der Hr. Fürstbischof auch
geflüchtet. -- Vor Bruchsal traf ich einen Hau-
fen Oestreicher, welche aus der französischen Ge-
fangenschaft zurück kamen. Diese hatten das
Marodiren so wenig verlernt, daß sie in die
dortigen Weinberge einfielen, und nicht die Trau-
ben -- das hätte man noch so übersehen können --
sondern selbst die Reben mit den Trauben abrissen
oder wegschnitten. Der Hüter beschwerte sich bey

ſiehts an dem kleinen Lichtchen — Baumgarten
Cruſius
in Merſeburg.

Im ganzen Badiſchen Lande herrſcht ſonſt viel
Wohlſtand, vielleicht mehr, als in irgend einem
deutſchen Lande: ein deutlicher Beweis, daß die
dortige Regierung gut iſt, und daß der Markgraf
den Ruhm verdient, welchen ihm jederman ſchon
ſo lange her zugeſteht.

In Karlsruhe haͤtte ich dem Prinzen Lud-
wig aufgewartet, aber der ganze Hof war aus Furcht
vor den Franzoſen ausgewandert, und hatte ſich nach
Pforzheim begeben. Ich fand nicht einmal den Hrn.
Hofrath und Leibmedikus Schrickel, den ich ehedem
in Gießen genau gekannt hatte. Seine liebenswuͤr-
dige Tochter unterhielt mich auf die artigſte Weiſe
von der Welt. Ueberhaupt iſt der Ton in Karls-
ruhe fein und gefaͤllig, und nicht im geringſten
ſteif oder ungeſchliffen.

Zu Bruchſal war der Hr. Fuͤrſtbiſchof auch
gefluͤchtet. — Vor Bruchſal traf ich einen Hau-
fen Oeſtreicher, welche aus der franzoͤſiſchen Ge-
fangenſchaft zuruͤck kamen. Dieſe hatten das
Marodiren ſo wenig verlernt, daß ſie in die
dortigen Weinberge einfielen, und nicht die Trau-
ben — das haͤtte man noch ſo uͤberſehen koͤnnen —
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oder wegſchnitten. Der Huͤter beſchwerte ſich bey

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[238/0242] ſiehts an dem kleinen Lichtchen — Baumgarten Cruſius in Merſeburg. Im ganzen Badiſchen Lande herrſcht ſonſt viel Wohlſtand, vielleicht mehr, als in irgend einem deutſchen Lande: ein deutlicher Beweis, daß die dortige Regierung gut iſt, und daß der Markgraf den Ruhm verdient, welchen ihm jederman ſchon ſo lange her zugeſteht. In Karlsruhe haͤtte ich dem Prinzen Lud- wig aufgewartet, aber der ganze Hof war aus Furcht vor den Franzoſen ausgewandert, und hatte ſich nach Pforzheim begeben. Ich fand nicht einmal den Hrn. Hofrath und Leibmedikus Schrickel, den ich ehedem in Gießen genau gekannt hatte. Seine liebenswuͤr- dige Tochter unterhielt mich auf die artigſte Weiſe von der Welt. Ueberhaupt iſt der Ton in Karls- ruhe fein und gefaͤllig, und nicht im geringſten ſteif oder ungeſchliffen. Zu Bruchſal war der Hr. Fuͤrſtbiſchof auch gefluͤchtet. — Vor Bruchſal traf ich einen Hau- fen Oeſtreicher, welche aus der franzoͤſiſchen Ge- fangenſchaft zuruͤck kamen. Dieſe hatten das Marodiren ſo wenig verlernt, daß ſie in die dortigen Weinberge einfielen, und nicht die Trau- ben — das haͤtte man noch ſo uͤberſehen koͤnnen — ſondern ſelbſt die Reben mit den Trauben abriſſen oder wegſchnitten. Der Huͤter beſchwerte ſich bey

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/242>, abgerufen am 21.11.2024.