ihrem Offizier; aber dieser würdigte ihn nicht ein- mal einer Antwort.
Ich kam endlich nach Heidelberg, wo ich sofort einen Schoppen Wein trank und dann den Hrn. Buchhändler Pfähler besuchte. Dieser ehrliche Mann war froh, mich zu sehen, und gab mir von mehrern mich interessirenden Gegenständen Nachricht. Ich besuchte hierauf noch einige Her- ren von Gymnasium, welche mir behagten, da ich an ihnen und an der Art, nach welcher sie lehren, einsah, daß die sonst äußerst schlechte Schule zu Hei- delberg sich sehr gebessert hat. Vorzüglich gefiel mir Hr. Kaiser, einer der brauchbarsten Schul- männer in der Pfalz. Es ist nur Schade, daß man in diesem Lande die geschickten Schulmänner so zeitig zu geistlichen Aemtern befördert. So hät- te Hr. Abbeg noch immer an der Heidelberger Schule bleiben können; aber man hat ihn nach Boxberg befördert zum Predigtamte: und wie- viel weniger kann ein Prediger nützen, als ein Schulmann!
Die Universität war wegen des Krieges in er- bärmlichen Umständen: die meisten Studenten waren weggezogen. -- Ueber meine Schilderung des ehemaligen Heidelberger Schulwesens im I. B. dieser Biographie war alles still. --
ihrem Offizier; aber dieſer wuͤrdigte ihn nicht ein- mal einer Antwort.
Ich kam endlich nach Heidelberg, wo ich ſofort einen Schoppen Wein trank und dann den Hrn. Buchhaͤndler Pfaͤhler beſuchte. Dieſer ehrliche Mann war froh, mich zu ſehen, und gab mir von mehrern mich intereſſirenden Gegenſtaͤnden Nachricht. Ich beſuchte hierauf noch einige Her- ren von Gymnaſium, welche mir behagten, da ich an ihnen und an der Art, nach welcher ſie lehren, einſah, daß die ſonſt aͤußerſt ſchlechte Schule zu Hei- delberg ſich ſehr gebeſſert hat. Vorzuͤglich gefiel mir Hr. Kaiſer, einer der brauchbarſten Schul- maͤnner in der Pfalz. Es iſt nur Schade, daß man in dieſem Lande die geſchickten Schulmaͤnner ſo zeitig zu geiſtlichen Aemtern befoͤrdert. So haͤt- te Hr. Abbeg noch immer an der Heidelberger Schule bleiben koͤnnen; aber man hat ihn nach Boxberg befoͤrdert zum Predigtamte: und wie- viel weniger kann ein Prediger nuͤtzen, als ein Schulmann!
Die Univerſitaͤt war wegen des Krieges in er- baͤrmlichen Umſtaͤnden: die meiſten Studenten waren weggezogen. — Ueber meine Schilderung des ehemaligen Heidelberger Schulweſens im I. B. dieſer Biographie war alles ſtill. —
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ihrem Offizier; aber dieſer wuͤrdigte ihn nicht ein-
mal einer Antwort.
Ich kam endlich nach Heidelberg, wo ich
ſofort einen Schoppen Wein trank und dann den
Hrn. Buchhaͤndler Pfaͤhler beſuchte. Dieſer
ehrliche Mann war froh, mich zu ſehen, und gab
mir von mehrern mich intereſſirenden Gegenſtaͤnden
Nachricht. Ich beſuchte hierauf noch einige Her-
ren von Gymnaſium, welche mir behagten, da
ich an ihnen und an der Art, nach welcher ſie lehren,
einſah, daß die ſonſt aͤußerſt ſchlechte Schule zu Hei-
delberg ſich ſehr gebeſſert hat. Vorzuͤglich gefiel
mir Hr. Kaiſer, einer der brauchbarſten Schul-
maͤnner in der Pfalz. Es iſt nur Schade, daß
man in dieſem Lande die geſchickten Schulmaͤnner
ſo zeitig zu geiſtlichen Aemtern befoͤrdert. So haͤt-
te Hr. Abbeg noch immer an der Heidelberger
Schule bleiben koͤnnen; aber man hat ihn nach
Boxberg befoͤrdert zum Predigtamte: und wie-
viel weniger kann ein Prediger nuͤtzen, als ein
Schulmann!
Die Univerſitaͤt war wegen des Krieges in er-
baͤrmlichen Umſtaͤnden: die meiſten Studenten
waren weggezogen. — Ueber meine Schilderung
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/243>, abgerufen am 21.11.2024.
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