Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

aber diese Bruchstücke werden gewiß hinreichen, die
bittern Klagen zu rechtfertigen, welche die Be-
wohner jener Gegenden über dieses Volk geführt
haben, und noch führen. Ein gewisser Herr aus
der Gegend von Königstätten am Mayn schrieb
mir zu Anfange dieses Jahres: "daß die soge-
nannten Beschützer des Deutschen Rei-
ches die ärgsten Räuber wären, und weit schärfer
requirirten, als der sogenannte Feind, die Fran-
zosen:" und dieses habe ich bestätigt gefunden.

Wenn man dergleichen nicht schreiben soll, so
muß man dergleichen auch nicht thun. Und was
hilft da vertuschen wollen, wo hunderttausend Zeu-
gen da sind, die laut darüber jammern! Eben vor
dem ewigen Vertuschen oder Vertuschen-sollen
dringt die Klagstimme nie bis dahin durch, von
woher Hülfe kommen muß. Der Kaiser kann und
wird dergleichen nie wollen: aber wie kann er hel-
fen, wie für die Zukunft es verhindern, wenn
alles vertuscht wird? vertusche denn, wenn es
frommt: ich bin ein Deutscher, und damit die
Wahrheit rein heraus!

Als die kaiserliche Armee sich im August und
September 1795 nach Freyburg und Basel zu zog,
so wurden alle Oerter, selbst die Städte nicht aus-
genommen, wodurch sie zogen, beynahe zu einer

Viert. Th. 2te Abth. Q

aber dieſe Bruchſtuͤcke werden gewiß hinreichen, die
bittern Klagen zu rechtfertigen, welche die Be-
wohner jener Gegenden uͤber dieſes Volk gefuͤhrt
haben, und noch fuͤhren. Ein gewiſſer Herr aus
der Gegend von Koͤnigſtaͤtten am Mayn ſchrieb
mir zu Anfange dieſes Jahres: „daß die ſoge-
nannten Beſchuͤtzer des Deutſchen Rei-
ches die aͤrgſten Raͤuber waͤren, und weit ſchaͤrfer
requirirten, als der ſogenannte Feind, die Fran-
zoſen:“ und dieſes habe ich beſtaͤtigt gefunden.

Wenn man dergleichen nicht ſchreiben ſoll, ſo
muß man dergleichen auch nicht thun. Und was
hilft da vertuſchen wollen, wo hunderttauſend Zeu-
gen da ſind, die laut daruͤber jammern! Eben vor
dem ewigen Vertuſchen oder Vertuſchen-ſollen
dringt die Klagſtimme nie bis dahin durch, von
woher Huͤlfe kommen muß. Der Kaiſer kann und
wird dergleichen nie wollen: aber wie kann er hel-
fen, wie fuͤr die Zukunft es verhindern, wenn
alles vertuſcht wird? vertuſche denn, wenn es
frommt: ich bin ein Deutſcher, und damit die
Wahrheit rein heraus!

Als die kaiſerliche Armee ſich im Auguſt und
September 1795 nach Freyburg und Baſel zu zog,
ſo wurden alle Oerter, ſelbſt die Staͤdte nicht aus-
genommen, wodurch ſie zogen, beynahe zu einer

Viert. Th. 2te Abth. Q
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0245" n="241"/>
aber die&#x017F;e Bruch&#x017F;tu&#x0364;cke werden gewiß hinreichen, die<lb/>
bittern Klagen zu rechtfertigen, welche die Be-<lb/>
wohner jener Gegenden u&#x0364;ber die&#x017F;es Volk gefu&#x0364;hrt<lb/>
haben, und noch fu&#x0364;hren. Ein gewi&#x017F;&#x017F;er Herr aus<lb/>
der Gegend von Ko&#x0364;nig&#x017F;ta&#x0364;tten am Mayn &#x017F;chrieb<lb/>
mir zu Anfange die&#x017F;es Jahres: &#x201E;daß die &#x017F;oge-<lb/>
nannten <hi rendition="#g">Be&#x017F;chu&#x0364;tzer des Deut&#x017F;chen Rei</hi>-<lb/><hi rendition="#g">ches</hi> die a&#x0364;rg&#x017F;ten Ra&#x0364;uber wa&#x0364;ren, und weit &#x017F;cha&#x0364;rfer<lb/>
requirirten, als der &#x017F;ogenannte Feind, die Fran-<lb/>
zo&#x017F;en:&#x201C; und die&#x017F;es habe ich be&#x017F;ta&#x0364;tigt gefunden.</p><lb/>
        <p>Wenn man dergleichen nicht &#x017F;chreiben &#x017F;oll, &#x017F;o<lb/>
muß man dergleichen auch nicht thun. Und was<lb/>
hilft da vertu&#x017F;chen wollen, wo hunderttau&#x017F;end Zeu-<lb/>
gen da &#x017F;ind, die laut daru&#x0364;ber jammern! Eben vor<lb/>
dem ewigen Vertu&#x017F;chen oder Vertu&#x017F;chen-&#x017F;ollen<lb/>
dringt die Klag&#x017F;timme nie bis dahin durch, von<lb/>
woher Hu&#x0364;lfe kommen muß. Der Kai&#x017F;er kann und<lb/>
wird dergleichen nie wollen: aber wie kann er hel-<lb/>
fen, wie fu&#x0364;r die Zukunft es verhindern, wenn<lb/>
alles vertu&#x017F;cht wird? vertu&#x017F;che denn, wenn es<lb/>
frommt: ich bin ein Deut&#x017F;cher, und damit die<lb/>
Wahrheit rein heraus!</p><lb/>
        <p>Als die kai&#x017F;erliche Armee &#x017F;ich im Augu&#x017F;t und<lb/>
September 1795 nach Freyburg und Ba&#x017F;el zu zog,<lb/>
&#x017F;o wurden alle Oerter, &#x017F;elb&#x017F;t die Sta&#x0364;dte nicht aus-<lb/>
genommen, wodurch &#x017F;ie zogen, beynahe zu einer<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Viert. Th. 2te Abth. Q</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[241/0245] aber dieſe Bruchſtuͤcke werden gewiß hinreichen, die bittern Klagen zu rechtfertigen, welche die Be- wohner jener Gegenden uͤber dieſes Volk gefuͤhrt haben, und noch fuͤhren. Ein gewiſſer Herr aus der Gegend von Koͤnigſtaͤtten am Mayn ſchrieb mir zu Anfange dieſes Jahres: „daß die ſoge- nannten Beſchuͤtzer des Deutſchen Rei- ches die aͤrgſten Raͤuber waͤren, und weit ſchaͤrfer requirirten, als der ſogenannte Feind, die Fran- zoſen:“ und dieſes habe ich beſtaͤtigt gefunden. Wenn man dergleichen nicht ſchreiben ſoll, ſo muß man dergleichen auch nicht thun. Und was hilft da vertuſchen wollen, wo hunderttauſend Zeu- gen da ſind, die laut daruͤber jammern! Eben vor dem ewigen Vertuſchen oder Vertuſchen-ſollen dringt die Klagſtimme nie bis dahin durch, von woher Huͤlfe kommen muß. Der Kaiſer kann und wird dergleichen nie wollen: aber wie kann er hel- fen, wie fuͤr die Zukunft es verhindern, wenn alles vertuſcht wird? vertuſche denn, wenn es frommt: ich bin ein Deutſcher, und damit die Wahrheit rein heraus! Als die kaiſerliche Armee ſich im Auguſt und September 1795 nach Freyburg und Baſel zu zog, ſo wurden alle Oerter, ſelbſt die Staͤdte nicht aus- genommen, wodurch ſie zogen, beynahe zu einer Viert. Th. 2te Abth. Q

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/245
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/245>, abgerufen am 21.11.2024.