schließt damit, daß es Hallunken und Spitzbuben wären.
Aber nicht nur die Freykoristen sondern über- haupt die ganze kaiserliche Armee hat sich in jenen Ländern in sehr schlechten Kredit gesezt. Die Ver- nünftigen unter ihnen wissen das selbst, und ich habe selbst aus dem Munde eines Wachtmeisters gehört, daß er durch diese Länder nie allein gehen mögte, aus Furcht, todtgeschlagen zu werden. "Wir haben auch, sezte er hinzu, es danach ge- macht: der Teufel kann uns gewogen seyn!"
Die Offiziere geben ihren Untergebenen in die- sem Stücke das häßlichste Beyspiel, indem das Wegnehmen fremdes Gutes, und das Mishandeln der Einwohner bey ihnen für Kleinigkeit angesehen wird. Man frage nur den Ochsenwirth in Frey- stätt, wie ihn der kaiserliche Major wegen einer Bagatelle, weil er dem Hn. Kutscher des Hn. Ma- jors nicht alsobald ein Bette geben wollte, zerprü- gelt hat. In Offenburg schlug ein Offizier mit seinem Stock einem Drechsler den Arm entzwey, weil er die bestellte Arbeit noch nicht fertig hatte. Stand einem Offizier irgendwo etwas an, so eig- nete er es sich zu, ohne zu fragen, wem es gehörte. So kam einst ein Offizier vom Regiment Neu- gebauer in das Haus des Pfarrers Venator zu Auenheim, fand da eine schöne Reitpeitsche,
ſchließt damit, daß es Hallunken und Spitzbuben waͤren.
Aber nicht nur die Freykoriſten ſondern uͤber- haupt die ganze kaiſerliche Armee hat ſich in jenen Laͤndern in ſehr ſchlechten Kredit geſezt. Die Ver- nuͤnftigen unter ihnen wiſſen das ſelbſt, und ich habe ſelbſt aus dem Munde eines Wachtmeiſters gehoͤrt, daß er durch dieſe Laͤnder nie allein gehen moͤgte, aus Furcht, todtgeſchlagen zu werden. „Wir haben auch, ſezte er hinzu, es danach ge- macht: der Teufel kann uns gewogen ſeyn!“
Die Offiziere geben ihren Untergebenen in die- ſem Stuͤcke das haͤßlichſte Beyſpiel, indem das Wegnehmen fremdes Gutes, und das Mishandeln der Einwohner bey ihnen fuͤr Kleinigkeit angeſehen wird. Man frage nur den Ochſenwirth in Frey- ſtaͤtt, wie ihn der kaiſerliche Major wegen einer Bagatelle, weil er dem Hn. Kutſcher des Hn. Ma- jors nicht alſobald ein Bette geben wollte, zerpruͤ- gelt hat. In Offenburg ſchlug ein Offizier mit ſeinem Stock einem Drechsler den Arm entzwey, weil er die beſtellte Arbeit noch nicht fertig hatte. Stand einem Offizier irgendwo etwas an, ſo eig- nete er es ſich zu, ohne zu fragen, wem es gehoͤrte. So kam einſt ein Offizier vom Regiment Neu- gebauer in das Haus des Pfarrers Venator zu Auenheim, fand da eine ſchoͤne Reitpeitſche,
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ſchließt damit, daß es Hallunken und Spitzbuben
waͤren.
Aber nicht nur die Freykoriſten ſondern uͤber-
haupt die ganze kaiſerliche Armee hat ſich in jenen
Laͤndern in ſehr ſchlechten Kredit geſezt. Die Ver-
nuͤnftigen unter ihnen wiſſen das ſelbſt, und ich
habe ſelbſt aus dem Munde eines Wachtmeiſters
gehoͤrt, daß er durch dieſe Laͤnder nie allein gehen
moͤgte, aus Furcht, todtgeſchlagen zu werden.
„Wir haben auch, ſezte er hinzu, es danach ge-
macht: der Teufel kann uns gewogen ſeyn!“
Die Offiziere geben ihren Untergebenen in die-
ſem Stuͤcke das haͤßlichſte Beyſpiel, indem das
Wegnehmen fremdes Gutes, und das Mishandeln
der Einwohner bey ihnen fuͤr Kleinigkeit angeſehen
wird. Man frage nur den Ochſenwirth in Frey-
ſtaͤtt, wie ihn der kaiſerliche Major wegen einer
Bagatelle, weil er dem Hn. Kutſcher des Hn. Ma-
jors nicht alſobald ein Bette geben wollte, zerpruͤ-
gelt hat. In Offenburg ſchlug ein Offizier mit
ſeinem Stock einem Drechsler den Arm entzwey,
weil er die beſtellte Arbeit noch nicht fertig hatte.
Stand einem Offizier irgendwo etwas an, ſo eig-
nete er es ſich zu, ohne zu fragen, wem es gehoͤrte.
So kam einſt ein Offizier vom Regiment Neu-
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zu Auenheim, fand da eine ſchoͤne Reitpeitſche,
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/248>, abgerufen am 24.11.2024.
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