welche der Pfarrer mit einem Laubthaler bezah[l]t hatte, eignete sich dieselbe lächelnd mit diesen Wor- ten zu: die Geißel (Peitsche) soll mir halter wohl schmecken. Dahin ging er!
Da diese Menschen mogten gehört haben, daß mehrere deutsche Einwohner den Franzosen nicht abgeneigt wären, so stellten sie aller Orten solchen nach, die man als Patrioten verschrie, und gin- gen, wenn diese nur ein Wort fallen ließen, das einen jakobinischen Sinn haben konnte, panduren- mäßig mit ihnen um. Einen ganz unschuldigen Reisenden, der im Wirthshause zu Bischofs- heim einiges zum Vortheil des Friedens, welchen Preußen mit Frankreich geschlossen hatte, sprechen mogte, ließ man auf die Wache bringen und mit 20 Hieben wund schlagen. Einem Müller, der auch sollte gesagt haben, er wünschte, daß die Franzosen kommen und die spitzbübischen Deutschen zum Teufel jagen mögten, wurde Exekution ins Haus gelegt, dieses rein ausgeplündert, und alles, was man nicht fortbringen konnte, zerschmissen. Er selbst wurde nach Stollhofen geführt, zer- schlagen, und bey Wasser und Brod so lange inne gehalten, bis er sich mit funfzig Gulden ranzionirte.
Das Schimpfen und Schelten dieser Menschen- kinder über den König in Preußen und den Land-
welche der Pfarrer mit einem Laubthaler bezah[l]t hatte, eignete ſich dieſelbe laͤchelnd mit dieſen Wor- ten zu: die Geißel (Peitſche) ſoll mir halter wohl ſchmecken. Dahin ging er!
Da dieſe Menſchen mogten gehoͤrt haben, daß mehrere deutſche Einwohner den Franzoſen nicht abgeneigt waͤren, ſo ſtellten ſie aller Orten ſolchen nach, die man als Patrioten verſchrie, und gin- gen, wenn dieſe nur ein Wort fallen ließen, das einen jakobiniſchen Sinn haben konnte, panduren- maͤßig mit ihnen um. Einen ganz unſchuldigen Reiſenden, der im Wirthshauſe zu Biſchofs- heim einiges zum Vortheil des Friedens, welchen Preußen mit Frankreich geſchloſſen hatte, ſprechen mogte, ließ man auf die Wache bringen und mit 20 Hieben wund ſchlagen. Einem Muͤller, der auch ſollte geſagt haben, er wuͤnſchte, daß die Franzoſen kommen und die ſpitzbuͤbiſchen Deutſchen zum Teufel jagen moͤgten, wurde Exekution ins Haus gelegt, dieſes rein ausgepluͤndert, und alles, was man nicht fortbringen konnte, zerſchmiſſen. Er ſelbſt wurde nach Stollhofen gefuͤhrt, zer- ſchlagen, und bey Waſſer und Brod ſo lange inne gehalten, bis er ſich mit funfzig Gulden ranzionirte.
Das Schimpfen und Schelten dieſer Menſchen- kinder uͤber den Koͤnig in Preußen und den Land-
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welche der Pfarrer mit einem Laubthaler bezahlt
hatte, eignete ſich dieſelbe laͤchelnd mit dieſen Wor-
ten zu: die Geißel (Peitſche) ſoll mir halter wohl
ſchmecken. Dahin ging er!
Da dieſe Menſchen mogten gehoͤrt haben, daß
mehrere deutſche Einwohner den Franzoſen nicht
abgeneigt waͤren, ſo ſtellten ſie aller Orten ſolchen
nach, die man als Patrioten verſchrie, und gin-
gen, wenn dieſe nur ein Wort fallen ließen, das
einen jakobiniſchen Sinn haben konnte, panduren-
maͤßig mit ihnen um. Einen ganz unſchuldigen
Reiſenden, der im Wirthshauſe zu Biſchofs-
heim einiges zum Vortheil des Friedens, welchen
Preußen mit Frankreich geſchloſſen hatte, ſprechen
mogte, ließ man auf die Wache bringen und mit
20 Hieben wund ſchlagen. Einem Muͤller, der
auch ſollte geſagt haben, er wuͤnſchte, daß die
Franzoſen kommen und die ſpitzbuͤbiſchen Deutſchen
zum Teufel jagen moͤgten, wurde Exekution ins
Haus gelegt, dieſes rein ausgepluͤndert, und alles,
was man nicht fortbringen konnte, zerſchmiſſen.
Er ſelbſt wurde nach Stollhofen gefuͤhrt, zer-
ſchlagen, und bey Waſſer und Brod ſo lange
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ranzionirte.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/249>, abgerufen am 24.11.2024.
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