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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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In Halle mußte ich mich noch einmal zu guter
Lezt militärisch behandeln, und zum Pinzen Wil-
helm von Braunschweig, der damals das
Regiment, als Oberster, kommandirte, führen
und von ihm examiniren lassen. Der Prinz erklär-
te mir, daß ich von allen militärischen Verhält-
nissen und Verbindlichkeiten frey wäre: und nun
drängte ich mich durch den dicken Haufen, der mich
umgab, und von dem jeder etwas von mir wissen
wollte, um zu dem einzigen Mann zu kommen,
der sich meiner so lange Zeit her, und so thätig
angenommen hatte.

Wenn meine Leser nur dasjenige, was ich in
meiner Lebensbeschreibung von den Verdiensten des
Hrn. Bispink um mich angeführt habe, zusam-
men nehmen, und dabey meiner Versicherung glau-
ben, daß ich, um der bescheidenen Großmuth des
edeln Mannes zu schonen, bey weitem nicht alles
erzählt habe, was Er mir bey so verschiednen Ge-
legenheiten entweder Gutes rieth, oder Gutes
that: so können sie sich ohngefähr einen Begriff von
den Rührungen machen, welche ich hatte, als ich
ihn wieder sah, und umarmen konnte. Ich erin-
nere mich nur noch, daß ich ihm, in Beyseyn des
Hrn. Hauptmanns von Patzensky, blos den
schönen Vers des Ovidius wiederholen konnte:
Unica fortunis ara reperta meis!

In Halle mußte ich mich noch einmal zu guter
Lezt militaͤriſch behandeln, und zum Pinzen Wil-
helm von Braunſchweig, der damals das
Regiment, als Oberſter, kommandirte, fuͤhren
und von ihm examiniren laſſen. Der Prinz erklaͤr-
te mir, daß ich von allen militaͤriſchen Verhaͤlt-
niſſen und Verbindlichkeiten frey waͤre: und nun
draͤngte ich mich durch den dicken Haufen, der mich
umgab, und von dem jeder etwas von mir wiſſen
wollte, um zu dem einzigen Mann zu kommen,
der ſich meiner ſo lange Zeit her, und ſo thaͤtig
angenommen hatte.

Wenn meine Leſer nur dasjenige, was ich in
meiner Lebensbeſchreibung von den Verdienſten des
Hrn. Bispink um mich angefuͤhrt habe, zuſam-
men nehmen, und dabey meiner Verſicherung glau-
ben, daß ich, um der beſcheidenen Großmuth des
edeln Mannes zu ſchonen, bey weitem nicht alles
erzaͤhlt habe, was Er mir bey ſo verſchiednen Ge-
legenheiten entweder Gutes rieth, oder Gutes
that: ſo koͤnnen ſie ſich ohngefaͤhr einen Begriff von
den Ruͤhrungen machen, welche ich hatte, als ich
ihn wieder ſah, und umarmen konnte. Ich erin-
nere mich nur noch, daß ich ihm, in Beyſeyn des
Hrn. Hauptmanns von Patzensky, blos den
ſchoͤnen Vers des Ovidius wiederholen konnte:
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[266/0270] In Halle mußte ich mich noch einmal zu guter Lezt militaͤriſch behandeln, und zum Pinzen Wil- helm von Braunſchweig, der damals das Regiment, als Oberſter, kommandirte, fuͤhren und von ihm examiniren laſſen. Der Prinz erklaͤr- te mir, daß ich von allen militaͤriſchen Verhaͤlt- niſſen und Verbindlichkeiten frey waͤre: und nun draͤngte ich mich durch den dicken Haufen, der mich umgab, und von dem jeder etwas von mir wiſſen wollte, um zu dem einzigen Mann zu kommen, der ſich meiner ſo lange Zeit her, und ſo thaͤtig angenommen hatte. Wenn meine Leſer nur dasjenige, was ich in meiner Lebensbeſchreibung von den Verdienſten des Hrn. Bispink um mich angefuͤhrt habe, zuſam- men nehmen, und dabey meiner Verſicherung glau- ben, daß ich, um der beſcheidenen Großmuth des edeln Mannes zu ſchonen, bey weitem nicht alles erzaͤhlt habe, was Er mir bey ſo verſchiednen Ge- legenheiten entweder Gutes rieth, oder Gutes that: ſo koͤnnen ſie ſich ohngefaͤhr einen Begriff von den Ruͤhrungen machen, welche ich hatte, als ich ihn wieder ſah, und umarmen konnte. Ich erin- nere mich nur noch, daß ich ihm, in Beyſeyn des Hrn. Hauptmanns von Patzensky, blos den ſchoͤnen Vers des Ovidius wiederholen konnte: Unica fortunis ara reperta meis!

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/270>, abgerufen am 22.11.2024.