den Minister, und dieser, wie ich bald erfuhr, verlangte über meine Bitte eine nähere Auskunft von der Universität.
Unter andern soll er haben wissen wollen: ob der jetzige Inhaber der Stelle außer Stande sey, sie ohne einen Gehülfen weiter zu versehen. Dieß schon machte mir Bedenken, und zeigte, daß der Minister oder dessen Sekretär es übersehen hatte, daß meine Bitte vor der Hand blos die Anwart- schaft auf diese Stelle bezielte, und sie selbst nicht eher, als nach des jetzigen Besitzers Tode. Dann hörte ich, daß Forster und Niemeyer den Auftrag erhalten sollten, mich über meine Kennt- niß der französischen Sprache zu prüfen. Dawi- der würde ich auf keinen Fall das mindeste gehabt haben. -- Aber daß gerade Eberhard Pro- rector war, und dieser also die Hauptperson bey dem Berichte zu spielen hatte, das war etwas, worüber ich mich nicht beruhigen konnte.
Ich kann freilich nicht sagen, wodurch ich den Hrn. Professor Eberhard beleidigt habe, oder was es seyn mag, warum er mir feind ist: doch versichert man mich hoch und theuer, daß er mich nicht leiden könne. Etwas von dieser Gesinnung schien Hr. Eberhard gegen mich schon zu hegen im Jahr 1783, als mein Baldrian Weit- maul sollte gedruckt werden: hernach aber soll er
den Miniſter, und dieſer, wie ich bald erfuhr, verlangte uͤber meine Bitte eine naͤhere Auskunft von der Univerſitaͤt.
Unter andern ſoll er haben wiſſen wollen: ob der jetzige Inhaber der Stelle außer Stande ſey, ſie ohne einen Gehuͤlfen weiter zu verſehen. Dieß ſchon machte mir Bedenken, und zeigte, daß der Miniſter oder deſſen Sekretaͤr es uͤberſehen hatte, daß meine Bitte vor der Hand blos die Anwart- ſchaft auf dieſe Stelle bezielte, und ſie ſelbſt nicht eher, als nach des jetzigen Beſitzers Tode. Dann hoͤrte ich, daß Forſter und Niemeyer den Auftrag erhalten ſollten, mich uͤber meine Kennt- niß der franzoͤſiſchen Sprache zu pruͤfen. Dawi- der wuͤrde ich auf keinen Fall das mindeſte gehabt haben. — Aber daß gerade Eberhard Pro- rector war, und dieſer alſo die Hauptperſon bey dem Berichte zu ſpielen hatte, das war etwas, woruͤber ich mich nicht beruhigen konnte.
Ich kann freilich nicht ſagen, wodurch ich den Hrn. Profeſſor Eberhard beleidigt habe, oder was es ſeyn mag, warum er mir feind iſt: doch verſichert man mich hoch und theuer, daß er mich nicht leiden koͤnne. Etwas von dieſer Geſinnung ſchien Hr. Eberhard gegen mich ſchon zu hegen im Jahr 1783, als mein Baldrian Weit- maul ſollte gedruckt werden: hernach aber ſoll er
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den Miniſter, und dieſer, wie ich bald erfuhr,
verlangte uͤber meine Bitte eine naͤhere Auskunft
von der Univerſitaͤt.
Unter andern ſoll er haben wiſſen wollen: ob
der jetzige Inhaber der Stelle außer Stande ſey,
ſie ohne einen Gehuͤlfen weiter zu verſehen. Dieß
ſchon machte mir Bedenken, und zeigte, daß der
Miniſter oder deſſen Sekretaͤr es uͤberſehen hatte,
daß meine Bitte vor der Hand blos die Anwart-
ſchaft auf dieſe Stelle bezielte, und ſie ſelbſt nicht
eher, als nach des jetzigen Beſitzers Tode. Dann
hoͤrte ich, daß Forſter und Niemeyer den
Auftrag erhalten ſollten, mich uͤber meine Kennt-
niß der franzoͤſiſchen Sprache zu pruͤfen. Dawi-
der wuͤrde ich auf keinen Fall das mindeſte gehabt
haben. — Aber daß gerade Eberhard Pro-
rector war, und dieſer alſo die Hauptperſon bey
dem Berichte zu ſpielen hatte, das war etwas,
woruͤber ich mich nicht beruhigen konnte.
Ich kann freilich nicht ſagen, wodurch ich den
Hrn. Profeſſor Eberhard beleidigt habe, oder
was es ſeyn mag, warum er mir feind iſt: doch
verſichert man mich hoch und theuer, daß er mich
nicht leiden koͤnne. Etwas von dieſer Geſinnung
ſchien Hr. Eberhard gegen mich ſchon zu hegen
im Jahr 1783, als mein Baldrian Weit-
maul ſollte gedruckt werden: hernach aber ſoll er
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/273>, abgerufen am 22.11.2024.
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