Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

Theaters und der Schauspieler aufführen kann --
also in der theatralischen Gesellschaft zu Halle,
gemeiniglich Mummerey genannt, nach Ma-
dam Mumme, weissagte man, daß ich zur Ver-
antwortung gezogen, und wahrscheinlich auf den
Bau würde gebracht werden. Man wollte dieses
von Berlin aus erfahren haben, und dachte
vielleicht, ich würde mich sofort aus dem Staube
machen.

Ich weiß zwar, wie leicht es ist, einen unbe-
währten Menschen hinzuwerfen, der so wenig An-
hang hat, als ich; aber da alle meine Nachrichten
öffentliche Begebenheiten, oder öffentliche
Verhandlungen betreffen, die man in Frank-
reich, England, und selbst in Deutschland
weit freymüthiger, als ich, referirt und ventilirt
hat: so lachte ich über die läppische Nachricht, wie
über die unreine Quelle, woraus sie geflossen war.

Auf dem goldnen Löwen passirte mein Buch
auch die Kritik, und ein gewisser Wucherjude äus-
serte dabey: Nau, Gott behüt: dafür hätt' der
Mensch den Bau auf Lebtag verdient! Diesem Ju-
den muß ich aber nur sagen, daß er für seine Wu-
cherey u. dgl. längst den Bau auf Lebtag, wo nicht
gar noch etwas Aergeres verdient hätte: und daß
dieses wahr sey, bezeugen nicht nur Hallenser, son-
dern auch Fremde.


Theaters und der Schauſpieler auffuͤhren kann —
alſo in der theatraliſchen Geſellſchaft zu Halle,
gemeiniglich Mummerey genannt, nach Ma-
dam Mumme, weisſagte man, daß ich zur Ver-
antwortung gezogen, und wahrſcheinlich auf den
Bau wuͤrde gebracht werden. Man wollte dieſes
von Berlin aus erfahren haben, und dachte
vielleicht, ich wuͤrde mich ſofort aus dem Staube
machen.

Ich weiß zwar, wie leicht es iſt, einen unbe-
waͤhrten Menſchen hinzuwerfen, der ſo wenig An-
hang hat, als ich; aber da alle meine Nachrichten
oͤffentliche Begebenheiten, oder oͤffentliche
Verhandlungen betreffen, die man in Frank-
reich, England, und ſelbſt in Deutſchland
weit freymuͤthiger, als ich, referirt und ventilirt
hat: ſo lachte ich uͤber die laͤppiſche Nachricht, wie
uͤber die unreine Quelle, woraus ſie gefloſſen war.

Auf dem goldnen Loͤwen paſſirte mein Buch
auch die Kritik, und ein gewiſſer Wucherjude aͤuſ-
ſerte dabey: Nau, Gott behuͤt: dafuͤr haͤtt' der
Menſch den Bau auf Lebtag verdient! Dieſem Ju-
den muß ich aber nur ſagen, daß er fuͤr ſeine Wu-
cherey u. dgl. laͤngſt den Bau auf Lebtag, wo nicht
gar noch etwas Aergeres verdient haͤtte: und daß
dieſes wahr ſey, bezeugen nicht nur Hallenſer, ſon-
dern auch Fremde.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0320" n="316"/>
Theaters und der Schau&#x017F;pieler auffu&#x0364;hren kann &#x2014;<lb/>
al&#x017F;o in der theatrali&#x017F;chen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft zu Halle,<lb/>
gemeiniglich <hi rendition="#g">Mummerey</hi> genannt, nach Ma-<lb/>
dam <hi rendition="#g">Mumme</hi>, weis&#x017F;agte man, daß ich zur Ver-<lb/>
antwortung gezogen, und wahr&#x017F;cheinlich auf den<lb/><hi rendition="#g">Bau</hi> wu&#x0364;rde gebracht werden. Man wollte die&#x017F;es<lb/>
von <hi rendition="#g">Berlin</hi> aus erfahren haben, und dachte<lb/>
vielleicht, ich wu&#x0364;rde mich &#x017F;ofort aus dem Staube<lb/>
machen.</p><lb/>
        <p>Ich weiß zwar, wie leicht es i&#x017F;t, einen unbe-<lb/>
wa&#x0364;hrten Men&#x017F;chen hinzuwerfen, der &#x017F;o wenig An-<lb/>
hang hat, als ich; aber da alle meine Nachrichten<lb/><hi rendition="#g">o&#x0364;ffentliche</hi> Begebenheiten, oder <hi rendition="#g">o&#x0364;ffentliche</hi><lb/>
Verhandlungen betreffen, die man in <hi rendition="#g">Frank</hi>-<lb/><hi rendition="#g">reich</hi>, <hi rendition="#g">England</hi>, und &#x017F;elb&#x017F;t in <hi rendition="#g">Deut&#x017F;chland</hi><lb/>
weit freymu&#x0364;thiger, als ich, referirt und ventilirt<lb/>
hat: &#x017F;o lachte ich u&#x0364;ber die la&#x0364;ppi&#x017F;che Nachricht, wie<lb/>
u&#x0364;ber die unreine Quelle, woraus &#x017F;ie geflo&#x017F;&#x017F;en war.</p><lb/>
        <p>Auf dem goldnen <hi rendition="#g">Lo&#x0364;wen</hi> pa&#x017F;&#x017F;irte mein Buch<lb/>
auch die Kritik, und ein gewi&#x017F;&#x017F;er Wucherjude a&#x0364;u&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erte dabey: Nau, Gott behu&#x0364;t: dafu&#x0364;r ha&#x0364;tt' der<lb/>
Men&#x017F;ch den Bau auf Lebtag verdient! Die&#x017F;em Ju-<lb/>
den muß ich aber nur &#x017F;agen, daß er fu&#x0364;r &#x017F;eine Wu-<lb/>
cherey u. dgl. la&#x0364;ng&#x017F;t den Bau auf Lebtag, wo nicht<lb/>
gar noch etwas Aergeres verdient ha&#x0364;tte: und daß<lb/>
die&#x017F;es wahr &#x017F;ey, bezeugen nicht nur Hallen&#x017F;er, &#x017F;on-<lb/>
dern auch Fremde.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[316/0320] Theaters und der Schauſpieler auffuͤhren kann — alſo in der theatraliſchen Geſellſchaft zu Halle, gemeiniglich Mummerey genannt, nach Ma- dam Mumme, weisſagte man, daß ich zur Ver- antwortung gezogen, und wahrſcheinlich auf den Bau wuͤrde gebracht werden. Man wollte dieſes von Berlin aus erfahren haben, und dachte vielleicht, ich wuͤrde mich ſofort aus dem Staube machen. Ich weiß zwar, wie leicht es iſt, einen unbe- waͤhrten Menſchen hinzuwerfen, der ſo wenig An- hang hat, als ich; aber da alle meine Nachrichten oͤffentliche Begebenheiten, oder oͤffentliche Verhandlungen betreffen, die man in Frank- reich, England, und ſelbſt in Deutſchland weit freymuͤthiger, als ich, referirt und ventilirt hat: ſo lachte ich uͤber die laͤppiſche Nachricht, wie uͤber die unreine Quelle, woraus ſie gefloſſen war. Auf dem goldnen Loͤwen paſſirte mein Buch auch die Kritik, und ein gewiſſer Wucherjude aͤuſ- ſerte dabey: Nau, Gott behuͤt: dafuͤr haͤtt' der Menſch den Bau auf Lebtag verdient! Dieſem Ju- den muß ich aber nur ſagen, daß er fuͤr ſeine Wu- cherey u. dgl. laͤngſt den Bau auf Lebtag, wo nicht gar noch etwas Aergeres verdient haͤtte: und daß dieſes wahr ſey, bezeugen nicht nur Hallenſer, ſon- dern auch Fremde.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/320
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/320>, abgerufen am 22.11.2024.