Ein Offizier des Hallischen Regiments stellte mich zur Rede wegen einer Nachricht im III. B. die er auf sich gezogen hatte. Er gestand ganz treuherzig, daß jederman sie auf ihn deute, und daß er selbst sie nicht anders deuten könne. Dabey war er aber so unklug, daß er aussprengte, er würde mich deshalb verklagen, und wenn er für seine hohe Ehre nicht hinlängliche Genug- thuung erhielte, so würde er mich derbe durchhauen, und dieß auf öffentlicher Straße.
Die Klage sollte durch den General Rüchel betrieben werden, wie mir ein anderer Offizier wei- ter sagte: denn dieser General hatte unsern Held zu dem Orden für das Verdienst verholfen. Aber Hr. von Rüchel hat entweder nichts erfahren, oder er hat die Sache weislich ignorirt, da er selbst nur zu gut wissen muß, daß bey Mainz und sonstwo manches sehr anomalisch zuging. Aus dem Durchhauen ist gleichfalls nichts geworden; und ob ich gleich wußte, daß man Drohungen die- ser Art eben nicht sehr zu fürchten habe, so versah ich mich doch des Abends, wenn ich ausging, eine Zeitlang mit einem derben Ziegenhainer, das heißt, mit einem Dornknüttel, um im Fall der Noth auf Repressalien gefaßt zu seyn.
Ein Offizier des Halliſchen Regiments ſtellte mich zur Rede wegen einer Nachricht im III. B. die er auf ſich gezogen hatte. Er geſtand ganz treuherzig, daß jederman ſie auf ihn deute, und daß er ſelbſt ſie nicht anders deuten koͤnne. Dabey war er aber ſo unklug, daß er ausſprengte, er wuͤrde mich deshalb verklagen, und wenn er fuͤr ſeine hohe Ehre nicht hinlaͤngliche Genug- thuung erhielte, ſo wuͤrde er mich derbe durchhauen, und dieß auf oͤffentlicher Straße.
Die Klage ſollte durch den General Ruͤchel betrieben werden, wie mir ein anderer Offizier wei- ter ſagte: denn dieſer General hatte unſern Held zu dem Orden fuͤr das Verdienſt verholfen. Aber Hr. von Ruͤchel hat entweder nichts erfahren, oder er hat die Sache weislich ignorirt, da er ſelbſt nur zu gut wiſſen muß, daß bey Mainz und ſonſtwo manches ſehr anomaliſch zuging. Aus dem Durchhauen iſt gleichfalls nichts geworden; und ob ich gleich wußte, daß man Drohungen die- ſer Art eben nicht ſehr zu fuͤrchten habe, ſo verſah ich mich doch des Abends, wenn ich ausging, eine Zeitlang mit einem derben Ziegenhainer, das heißt, mit einem Dornknuͤttel, um im Fall der Noth auf Repreſſalien gefaßt zu ſeyn.
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Ein Offizier des Halliſchen Regiments ſtellte
mich zur Rede wegen einer Nachricht im III. B.
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treuherzig, daß jederman ſie auf ihn deute, und
daß er ſelbſt ſie nicht anders deuten koͤnne. Dabey
war er aber ſo unklug, daß er ausſprengte, er
wuͤrde mich deshalb verklagen, und wenn er fuͤr
ſeine hohe Ehre nicht hinlaͤngliche Genug-
thuung erhielte, ſo wuͤrde er mich derbe durchhauen,
und dieß auf oͤffentlicher Straße.
Die Klage ſollte durch den General Ruͤchel
betrieben werden, wie mir ein anderer Offizier wei-
ter ſagte: denn dieſer General hatte unſern Held
zu dem Orden fuͤr das Verdienſt verholfen. Aber
Hr. von Ruͤchel hat entweder nichts erfahren,
oder er hat die Sache weislich ignorirt, da er ſelbſt
nur zu gut wiſſen muß, daß bey Mainz und
ſonſtwo manches ſehr anomaliſch zuging. Aus
dem Durchhauen iſt gleichfalls nichts geworden;
und ob ich gleich wußte, daß man Drohungen die-
ſer Art eben nicht ſehr zu fuͤrchten habe, ſo verſah
ich mich doch des Abends, wenn ich ausging, eine
Zeitlang mit einem derben Ziegenhainer, das heißt,
mit einem Dornknuͤttel, um im Fall der Noth auf
Repreſſalien gefaßt zu ſeyn.
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/322>, abgerufen am 22.11.2024.
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