bey allen Neckereyen hämischer Menschen -- sehr heilsam gewesen seyn, wenn ich ihn nur hätte befol- gen können. Aber es steht nicht immer in unse- rer Gewalt, das jedesmal zu thun, was wir als gut erkennen, ja, wir sind oft in dem Fall, wo wir das anerkannte Gute nicht einmal wollen können. Auch zum Gutes Wollen gehört eine ge- wisse Fertigkeit; und daß der Zustand des Empfin- dens den Zustand des Denkens, ohne welches man das Gute nicht wollen kann, hindere oder hebe, hat Hr. Eberhard in seiner Theorie des Empfin- dens und Denkens sehr gut bewiesen. --
Meine Plane sind von jeher alle gescheitert, die ich von jeher gemacht habe. Theils hatte ich selbst sie zertrümmert, theils Andere; und nicht selten war das Ding, das ich ausführen wollte, an sich unmöglich. Es zeigte sich zwar dann und wann von weitem ein Mittel, meine Lage zu verbessern, aber jedesmal fanden sich so viele Schwierigkeiten dabey ein, daß ich es gern fahren ließ, und nicht weiter daran dachte. Indessen verbitterten solche Fälle allemal meine Tage und verkümmerten mein Daseyn, und machten aus mir einen Sonderling von meist eigner Art.
Seitdem ich wieder nach Halle gekommen war, hatte ich, wie ich erzählt habe, schon mehr als zehnmal den Vorsatz gefaßt, wieder wegzu-
bey allen Neckereyen haͤmiſcher Menſchen — ſehr heilſam geweſen ſeyn, wenn ich ihn nur haͤtte befol- gen koͤnnen. Aber es ſteht nicht immer in unſe- rer Gewalt, das jedesmal zu thun, was wir als gut erkennen, ja, wir ſind oft in dem Fall, wo wir das anerkannte Gute nicht einmal wollen koͤnnen. Auch zum Gutes Wollen gehoͤrt eine ge- wiſſe Fertigkeit; und daß der Zuſtand des Empfin- dens den Zuſtand des Denkens, ohne welches man das Gute nicht wollen kann, hindere oder hebe, hat Hr. Eberhard in ſeiner Theorie des Empfin- dens und Denkens ſehr gut bewieſen. —
Meine Plane ſind von jeher alle geſcheitert, die ich von jeher gemacht habe. Theils hatte ich ſelbſt ſie zertruͤmmert, theils Andere; und nicht ſelten war das Ding, das ich ausfuͤhren wollte, an ſich unmoͤglich. Es zeigte ſich zwar dann und wann von weitem ein Mittel, meine Lage zu verbeſſern, aber jedesmal fanden ſich ſo viele Schwierigkeiten dabey ein, daß ich es gern fahren ließ, und nicht weiter daran dachte. Indeſſen verbitterten ſolche Faͤlle allemal meine Tage und verkuͤmmerten mein Daſeyn, und machten aus mir einen Sonderling von meiſt eigner Art.
Seitdem ich wieder nach Halle gekommen war, hatte ich, wie ich erzaͤhlt habe, ſchon mehr als zehnmal den Vorſatz gefaßt, wieder wegzu-
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bey allen Neckereyen haͤmiſcher Menſchen — ſehr
heilſam geweſen ſeyn, wenn ich ihn nur haͤtte befol-
gen koͤnnen. Aber es ſteht nicht immer in unſe-
rer Gewalt, das jedesmal zu thun, was wir als
gut erkennen, ja, wir ſind oft in dem Fall, wo
wir das anerkannte Gute nicht einmal wollen
koͤnnen. Auch zum Gutes Wollen gehoͤrt eine ge-
wiſſe Fertigkeit; und daß der Zuſtand des Empfin-
dens den Zuſtand des Denkens, ohne welches man
das Gute nicht wollen kann, hindere oder hebe,
hat Hr. Eberhard in ſeiner Theorie des Empfin-
dens und Denkens ſehr gut bewieſen. —
Meine Plane ſind von jeher alle geſcheitert, die
ich von jeher gemacht habe. Theils hatte ich ſelbſt
ſie zertruͤmmert, theils Andere; und nicht ſelten
war das Ding, das ich ausfuͤhren wollte, an ſich
unmoͤglich. Es zeigte ſich zwar dann und wann
von weitem ein Mittel, meine Lage zu verbeſſern,
aber jedesmal fanden ſich ſo viele Schwierigkeiten
dabey ein, daß ich es gern fahren ließ, und nicht
weiter daran dachte. Indeſſen verbitterten ſolche
Faͤlle allemal meine Tage und verkuͤmmerten mein
Daſeyn, und machten aus mir einen Sonderling
von meiſt eigner Art.
Seitdem ich wieder nach Halle gekommen
war, hatte ich, wie ich erzaͤhlt habe, ſchon mehr
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/324>, abgerufen am 22.11.2024.
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