worden. Es scheint auch, daß einen Solchen zu prellen, von dem man Unterricht annimmt, ge- gen die Natur der Prellerey streite. Einen Pferde- verleiher, einen Schenkwirth und ihres Gleichen prellt der Student gern, weil er sich hintendrein ärgert, die Dienste solcher Leute zu seinem Nach- theil, gebraucht zu haben, ob ich gleich auch nicht leugnen kann, daß aus manchem falschen Urtheil die Prellerey oft Solche betrifft, welche diese un- würdige Behandlung am wenigsten verdienen z. B. die Professoren und die Unterhalter nützlicher Lese- Institute, die Speisewirthe u. d. gl. Man soll zwar nichts Böses wünschen, damit Gutes daraus entstehe; aber es wäre wirklich nicht übel, wenn Pferdeverleiher, Billardeurs, Destillateurs *), Obst- gevatterinnen, Kuchen-Professors u. d. gl. so ge- prellt würden, daß ihnen aller Lusten verginge, mit ihren Anstalten der Universität weiter zu scha- den, und die Beutel der Studenten durch unnütze Ausgaben so zu erschöpfen, daß sie hernach außer Stand sind, ihre Schulden für nothwendige Be- dürfnisse andern redlichen Bürgern abzutragen. Diesen Misbrauch könnte eine bessere akademische Polizey freilich sehr einschränken, da aber die aka-
*) Und sollte es auch unser theuerster Universitäts-Destillateur Dost in seiner Pharao- und onze et demi-Bude selbst seyn. Man denke!
worden. Es ſcheint auch, daß einen Solchen zu prellen, von dem man Unterricht annimmt, ge- gen die Natur der Prellerey ſtreite. Einen Pferde- verleiher, einen Schenkwirth und ihres Gleichen prellt der Student gern, weil er ſich hintendrein aͤrgert, die Dienſte ſolcher Leute zu ſeinem Nach- theil, gebraucht zu haben, ob ich gleich auch nicht leugnen kann, daß aus manchem falſchen Urtheil die Prellerey oft Solche betrifft, welche dieſe un- wuͤrdige Behandlung am wenigſten verdienen z. B. die Profeſſoren und die Unterhalter nuͤtzlicher Leſe- Inſtitute, die Speiſewirthe u. d. gl. Man ſoll zwar nichts Boͤſes wuͤnſchen, damit Gutes daraus entſtehe; aber es waͤre wirklich nicht uͤbel, wenn Pferdeverleiher, Billardeurs, Deſtillateurs *), Obſt- gevatterinnen, Kuchen-Profeſſors u. d. gl. ſo ge- prellt wuͤrden, daß ihnen aller Luſten verginge, mit ihren Anſtalten der Univerſitaͤt weiter zu ſcha- den, und die Beutel der Studenten durch unnuͤtze Ausgaben ſo zu erſchoͤpfen, daß ſie hernach außer Stand ſind, ihre Schulden fuͤr nothwendige Be- duͤrfniſſe andern redlichen Buͤrgern abzutragen. Dieſen Misbrauch koͤnnte eine beſſere akademiſche Polizey freilich ſehr einſchraͤnken, da aber die aka-
*) Und ſollte es auch unſer theuerſter Univerſitäts-Deſtillateur Doſt in ſeiner Pharao- und onze et demi-Bude ſelbſt ſeyn. Man denke!
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worden. Es ſcheint auch, daß einen Solchen zu
prellen, von dem man Unterricht annimmt, ge-
gen die Natur der Prellerey ſtreite. Einen Pferde-
verleiher, einen Schenkwirth und ihres Gleichen
prellt der Student gern, weil er ſich hintendrein
aͤrgert, die Dienſte ſolcher Leute zu ſeinem Nach-
theil, gebraucht zu haben, ob ich gleich auch nicht
leugnen kann, daß aus manchem falſchen Urtheil
die Prellerey oft Solche betrifft, welche dieſe un-
wuͤrdige Behandlung am wenigſten verdienen z. B.
die Profeſſoren und die Unterhalter nuͤtzlicher Leſe-
Inſtitute, die Speiſewirthe u. d. gl. Man ſoll
zwar nichts Boͤſes wuͤnſchen, damit Gutes daraus
entſtehe; aber es waͤre wirklich nicht uͤbel, wenn
Pferdeverleiher, Billardeurs, Deſtillateurs *), Obſt-
gevatterinnen, Kuchen-Profeſſors u. d. gl. ſo ge-
prellt wuͤrden, daß ihnen aller Luſten verginge,
mit ihren Anſtalten der Univerſitaͤt weiter zu ſcha-
den, und die Beutel der Studenten durch unnuͤtze
Ausgaben ſo zu erſchoͤpfen, daß ſie hernach außer
Stand ſind, ihre Schulden fuͤr nothwendige Be-
duͤrfniſſe andern redlichen Buͤrgern abzutragen.
Dieſen Misbrauch koͤnnte eine beſſere akademiſche
Polizey freilich ſehr einſchraͤnken, da aber die aka-
*) Und ſollte es auch unſer theuerſter Univerſitäts-Deſtillateur
Doſt in ſeiner Pharao- und onze et demi-Bude ſelbſt ſeyn.
Man denke!
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/330>, abgerufen am 22.11.2024.
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