das Gegenbild der Mummerey seyn sollte. Er sezte sich demnach zu Pferde, nahm ein Pistol zu sich, und suchte so sein vermeyntes Gegenbild auf. Da er aber alle Studenten für seine Beleidiger hielt, so drückte er das Pistol auf dem Markte gegen einige an, die ihm gar nicht zu nahe gekommen waren. Das Pistol schoß nicht, weil es, wie man gesagt hat, nicht geladen gewesen war. Einige Soldaten von der Wache stürmten, auf des Prin- zen Wink, in die Studenten, welche auf dem Markte schaarweise zusammen gekommen waren, und verwundeten einen derselben, aber nur leicht. Die Schlittenfahrt ging aus einander, und der Prinz -- nach seiner vergeblichen Expedition -- ritt in vollem Gallop nach Hause. Da aber die Obrigkeit von einer Sache Notitz nehmen mußte, welche großes Aufsehen gemacht hatte, so wurden die Studenten, welche der Maskerade beyge- wohnt hatten, gestraft um Geld und mit Carcer; die Soldaten aber, welche sich an den Studenten vergriffen hatten, liefen Gassen, und der Prinz wechselte sein Standquartier, indem er nach Prenz- lau als Oberster versezt wurde.
Seit dieser Zeit ist die Ruhe zwischen den Stu- denten und dem Militär wieder völlig hergestellt, welche zu des Prinzen Zeit ganz dahin war: denn Offizier und Soldat wußten, daß der Prinz die
das Gegenbild der Mummerey ſeyn ſollte. Er ſezte ſich demnach zu Pferde, nahm ein Piſtol zu ſich, und ſuchte ſo ſein vermeyntes Gegenbild auf. Da er aber alle Studenten fuͤr ſeine Beleidiger hielt, ſo druͤckte er das Piſtol auf dem Markte gegen einige an, die ihm gar nicht zu nahe gekommen waren. Das Piſtol ſchoß nicht, weil es, wie man geſagt hat, nicht geladen geweſen war. Einige Soldaten von der Wache ſtuͤrmten, auf des Prin- zen Wink, in die Studenten, welche auf dem Markte ſchaarweiſe zuſammen gekommen waren, und verwundeten einen derſelben, aber nur leicht. Die Schlittenfahrt ging aus einander, und der Prinz — nach ſeiner vergeblichen Expedition — ritt in vollem Gallop nach Hauſe. Da aber die Obrigkeit von einer Sache Notitz nehmen mußte, welche großes Aufſehen gemacht hatte, ſo wurden die Studenten, welche der Maskerade beyge- wohnt hatten, geſtraft um Geld und mit Carcer; die Soldaten aber, welche ſich an den Studenten vergriffen hatten, liefen Gaſſen, und der Prinz wechſelte ſein Standquartier, indem er nach Prenz- lau als Oberſter verſezt wurde.
Seit dieſer Zeit iſt die Ruhe zwiſchen den Stu- denten und dem Militaͤr wieder voͤllig hergeſtellt, welche zu des Prinzen Zeit ganz dahin war: denn Offizier und Soldat wußten, daß der Prinz die
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das Gegenbild der Mummerey ſeyn ſollte. Er ſezte
ſich demnach zu Pferde, nahm ein Piſtol zu ſich,
und ſuchte ſo ſein vermeyntes Gegenbild auf. Da
er aber alle Studenten fuͤr ſeine Beleidiger hielt,
ſo druͤckte er das Piſtol auf dem Markte gegen
einige an, die ihm gar nicht zu nahe gekommen
waren. Das Piſtol ſchoß nicht, weil es, wie man
geſagt hat, nicht geladen geweſen war. Einige
Soldaten von der Wache ſtuͤrmten, auf des Prin-
zen Wink, in die Studenten, welche auf dem
Markte ſchaarweiſe zuſammen gekommen waren,
und verwundeten einen derſelben, aber nur leicht.
Die Schlittenfahrt ging aus einander, und der
Prinz — nach ſeiner vergeblichen Expedition —
ritt in vollem Gallop nach Hauſe. Da aber die
Obrigkeit von einer Sache Notitz nehmen mußte,
welche großes Aufſehen gemacht hatte, ſo wurden
die Studenten, welche der Maskerade beyge-
wohnt hatten, geſtraft um Geld und mit Carcer;
die Soldaten aber, welche ſich an den Studenten
vergriffen hatten, liefen Gaſſen, und der Prinz
wechſelte ſein Standquartier, indem er nach Prenz-
lau als Oberſter verſezt wurde.
Seit dieſer Zeit iſt die Ruhe zwiſchen den Stu-
denten und dem Militaͤr wieder voͤllig hergeſtellt,
welche zu des Prinzen Zeit ganz dahin war: denn
Offizier und Soldat wußten, daß der Prinz die
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/336>, abgerufen am 22.11.2024.
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