Studenten nicht leiden konnte, wegen gewisser Col- lisionen: sie versäumten also keine Gelegenheit, diese zu necken. Nachdem aber Hr. von Müff- ling als Oberster bey dem Regiment zu Halle steht, dessen unbiegsame Anhänglichkeit an Ord- nung und Liebe zur Disciplin schon längst bekannt sind, hat niemand mehr das Herz gehabt, etwas zu unternehmen, was die Universität beleidigen könnte. So ist es auch recht! Leute, die zur Disciplin da sind, wie Soldaten, müssen niemals mehr Freyheit haben, als die strengste Observanz der Befehle sie gestattet: sonst misbrauchen sie gleich ihre Freyheit, werden wild, und schweifen aus. Dieses gilt sowohl vom Offizier, als vom Gemeinen, und oft mehr von jenem, als von diesem.
Eine andere Nachricht betrifft einen traurigen Gegenstand.
Schon im vorigen Jahre hatte sich ein gewisser Student, mit einem Schlesier, Namens Kisten- macher, geschlagen, und diesen so verwundet, daß er nach einigen Tagen starb. Weil aber Hr. S -- gewisse Herren zu Freunden und Verwandten hatte, so machte man, um sich seiner Person zu versichern, und ihn zu der gesezlichen Duell-Strafe zu ziehen, nicht die Anstalten, die man hätte ma- chen können und sollen, ja, man gab sogar zu,
Studenten nicht leiden konnte, wegen gewiſſer Col- liſionen: ſie verſaͤumten alſo keine Gelegenheit, dieſe zu necken. Nachdem aber Hr. von Muͤff- ling als Oberſter bey dem Regiment zu Halle ſteht, deſſen unbiegſame Anhaͤnglichkeit an Ord- nung und Liebe zur Diſciplin ſchon laͤngſt bekannt ſind, hat niemand mehr das Herz gehabt, etwas zu unternehmen, was die Univerſitaͤt beleidigen koͤnnte. So iſt es auch recht! Leute, die zur Diſciplin da ſind, wie Soldaten, muͤſſen niemals mehr Freyheit haben, als die ſtrengſte Obſervanz der Befehle ſie geſtattet: ſonſt misbrauchen ſie gleich ihre Freyheit, werden wild, und ſchweifen aus. Dieſes gilt ſowohl vom Offizier, als vom Gemeinen, und oft mehr von jenem, als von dieſem.
Eine andere Nachricht betrifft einen traurigen Gegenſtand.
Schon im vorigen Jahre hatte ſich ein gewiſſer Student, mit einem Schleſier, Namens Kiſten- macher, geſchlagen, und dieſen ſo verwundet, daß er nach einigen Tagen ſtarb. Weil aber Hr. S — gewiſſe Herren zu Freunden und Verwandten hatte, ſo machte man, um ſich ſeiner Perſon zu verſichern, und ihn zu der geſezlichen Duell-Strafe zu ziehen, nicht die Anſtalten, die man haͤtte ma- chen koͤnnen und ſollen, ja, man gab ſogar zu,
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Studenten nicht leiden konnte, wegen gewiſſer Col-
liſionen: ſie verſaͤumten alſo keine Gelegenheit,
dieſe zu necken. Nachdem aber Hr. von Muͤff-
ling als Oberſter bey dem Regiment zu Halle
ſteht, deſſen unbiegſame Anhaͤnglichkeit an Ord-
nung und Liebe zur Diſciplin ſchon laͤngſt bekannt
ſind, hat niemand mehr das Herz gehabt, etwas
zu unternehmen, was die Univerſitaͤt beleidigen
koͤnnte. So iſt es auch recht! Leute, die zur
Diſciplin da ſind, wie Soldaten, muͤſſen niemals
mehr Freyheit haben, als die ſtrengſte Obſervanz
der Befehle ſie geſtattet: ſonſt misbrauchen ſie
gleich ihre Freyheit, werden wild, und ſchweifen
aus. Dieſes gilt ſowohl vom Offizier, als vom
Gemeinen, und oft mehr von jenem, als von
dieſem.
Eine andere Nachricht betrifft einen traurigen
Gegenſtand.
Schon im vorigen Jahre hatte ſich ein gewiſſer
Student, mit einem Schleſier, Namens Kiſten-
macher, geſchlagen, und dieſen ſo verwundet,
daß er nach einigen Tagen ſtarb. Weil aber Hr.
S — gewiſſe Herren zu Freunden und Verwandten
hatte, ſo machte man, um ſich ſeiner Perſon zu
verſichern, und ihn zu der geſezlichen Duell-Strafe
zu ziehen, nicht die Anſtalten, die man haͤtte ma-
chen koͤnnen und ſollen, ja, man gab ſogar zu,
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/337>, abgerufen am 22.11.2024.
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