daß er zu Erlangen, wenns gleich auch zu den preußischen Ländern gehört, ruhig fortstudirte. Bald wußte man das in Halle, und dieser Um- stand machte, wegen des äußerst schlimmen Bey- spiels, einen sehr bösen Eindruck. Man fing so- gar wirklich an zu glauben, die sonst ziemlich scharfen Befehle gegen die Duelle wären nicht ernst- lich gemeynt, und es würde bald allgemein erlaubt werden, sich zu duelliren. Einige argumentirten gar so, daß man vielleicht gern sähe, wenn die deutsche, besonders die preußische Nation sich durch Zweykämpfe wieder kriegerischer machen würde. Einige Herren hatten nämlich in einem historischen Kollegium gehört, daß die Zweykämpfe ehemals zur deutschen Tapferkeit sehr viel beygetragen hät- ten. Andere aber sahen das Ding besser ein, und fanden, daß ungerechte Partheilichkeit oder Un- gleichheit vor dem Gesetze und Bemühung, eine angesehene Familie nicht zu beleidigen, hier vor- züglich im Spiele war. Indessen war Kisten- macher einmal todt, und sein Gegner befand sich ruhig zu Erlangen.
Im verwichenen Winter entstand auf dem Tanz- boden ein Zank zwischen zwey Studenten, worauf denn auch ein Duell erfolgte, und in diesem wurde einer meiner guten Freunde, Hr. Krüger, ein hoffnungsvoller, schöner junger Mann, so ver-
daß er zu Erlangen, wenns gleich auch zu den preußiſchen Laͤndern gehoͤrt, ruhig fortſtudirte. Bald wußte man das in Halle, und dieſer Um- ſtand machte, wegen des aͤußerſt ſchlimmen Bey- ſpiels, einen ſehr boͤſen Eindruck. Man fing ſo- gar wirklich an zu glauben, die ſonſt ziemlich ſcharfen Befehle gegen die Duelle waͤren nicht ernſt- lich gemeynt, und es wuͤrde bald allgemein erlaubt werden, ſich zu duelliren. Einige argumentirten gar ſo, daß man vielleicht gern ſaͤhe, wenn die deutſche, beſonders die preußiſche Nation ſich durch Zweykaͤmpfe wieder kriegeriſcher machen wuͤrde. Einige Herren hatten naͤmlich in einem hiſtoriſchen Kollegium gehoͤrt, daß die Zweykaͤmpfe ehemals zur deutſchen Tapferkeit ſehr viel beygetragen haͤt- ten. Andere aber ſahen das Ding beſſer ein, und fanden, daß ungerechte Partheilichkeit oder Un- gleichheit vor dem Geſetze und Bemuͤhung, eine angeſehene Familie nicht zu beleidigen, hier vor- zuͤglich im Spiele war. Indeſſen war Kiſten- macher einmal todt, und ſein Gegner befand ſich ruhig zu Erlangen.
Im verwichenen Winter entſtand auf dem Tanz- boden ein Zank zwiſchen zwey Studenten, worauf denn auch ein Duell erfolgte, und in dieſem wurde einer meiner guten Freunde, Hr. Kruͤger, ein hoffnungsvoller, ſchoͤner junger Mann, ſo ver-
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daß er zu Erlangen, wenns gleich auch zu den
preußiſchen Laͤndern gehoͤrt, ruhig fortſtudirte.
Bald wußte man das in Halle, und dieſer Um-
ſtand machte, wegen des aͤußerſt ſchlimmen Bey-
ſpiels, einen ſehr boͤſen Eindruck. Man fing ſo-
gar wirklich an zu glauben, die ſonſt ziemlich
ſcharfen Befehle gegen die Duelle waͤren nicht ernſt-
lich gemeynt, und es wuͤrde bald allgemein erlaubt
werden, ſich zu duelliren. Einige argumentirten
gar ſo, daß man vielleicht gern ſaͤhe, wenn die
deutſche, beſonders die preußiſche Nation ſich durch
Zweykaͤmpfe wieder kriegeriſcher machen wuͤrde.
Einige Herren hatten naͤmlich in einem hiſtoriſchen
Kollegium gehoͤrt, daß die Zweykaͤmpfe ehemals
zur deutſchen Tapferkeit ſehr viel beygetragen haͤt-
ten. Andere aber ſahen das Ding beſſer ein, und
fanden, daß ungerechte Partheilichkeit oder Un-
gleichheit vor dem Geſetze und Bemuͤhung, eine
angeſehene Familie nicht zu beleidigen, hier vor-
zuͤglich im Spiele war. Indeſſen war Kiſten-
macher einmal todt, und ſein Gegner befand ſich
ruhig zu Erlangen.
Im verwichenen Winter entſtand auf dem Tanz-
boden ein Zank zwiſchen zwey Studenten, worauf
denn auch ein Duell erfolgte, und in dieſem wurde
einer meiner guten Freunde, Hr. Kruͤger, ein
hoffnungsvoller, ſchoͤner junger Mann, ſo ver-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/338>, abgerufen am 22.11.2024.
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