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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

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sachen bestätigt finden, welche der Hr. von Mo-
ser, Hr. Hofrath Schnaubert, Hr. von Sar-
tori und andere über die Regierung der geistlichen
Staaten, im deutschen Reiche, so oft und so laut
erhoben haben. Sie werden sehen, daß der Ver-
fasser der "freymüthigen Betrachtungen
eines philosophischen Weltbürgers über wichtige
Gegenstände nach den Bedürfnissen unsers Zeit-
alters und des Menschengeschlechts" *) recht hat,
wenn er schreibt: "In geistlichen Ländern
sind nur Pfaffen und Adel bedeutend: alle
übrigen Menschenklassen werden wenig oder gar
nicht in Anschlag gebracht. Daher sind auch just
die geistlichen Länder an Ackerbau, Handel, Kün-
sten und Wissenschaften die dürftigsten **). --
In den Priesterländern vernichtet immer der Nach-
folger, was der Vorfahrer darin aufgerichtet hat:
Alles ist darin isolirt, Nichts hängt mit dem Gan-
zen zu dessen Vortheil zusammen; Nichts wird

*) Germanien, 1794.
**) Kölln und Mainz, heißt es in der Vorrede zu der
Sammlung erbaulicher Gedichte für die politischen
Vampyrs S. LXXXIV, wie vortheilhaft liegen sie; aber
was sind beyde gegen Frankfurt! -- Man lese da wei-
ter, und man wird erstaunen über das Misverhältniß der
geistlichen Staaten zu den übrigen des deutschen Staatskör-
körpers, und dann sie wegwünschen, um durch die Schuld
ihrer Vorsteher dereinst nicht wieder in einen Krieg geneckt zu
werden, wie der ungeheure gegen Frankreich war.

ſachen beſtaͤtigt finden, welche der Hr. von Mo-
ſer, Hr. Hofrath Schnaubert, Hr. von Sar-
tori und andere uͤber die Regierung der geiſtlichen
Staaten, im deutſchen Reiche, ſo oft und ſo laut
erhoben haben. Sie werden ſehen, daß der Ver-
faſſer der „freymuͤthigen Betrachtungen
eines philoſophiſchen Weltbuͤrgers uͤber wichtige
Gegenſtaͤnde nach den Beduͤrfniſſen unſers Zeit-
alters und des Menſchengeſchlechts“ *) recht hat,
wenn er ſchreibt: „In geiſtlichen Laͤndern
ſind nur Pfaffen und Adel bedeutend: alle
uͤbrigen Menſchenklaſſen werden wenig oder gar
nicht in Anſchlag gebracht. Daher ſind auch juſt
die geiſtlichen Laͤnder an Ackerbau, Handel, Kuͤn-
ſten und Wiſſenſchaften die duͤrftigſten **). —
In den Prieſterlaͤndern vernichtet immer der Nach-
folger, was der Vorfahrer darin aufgerichtet hat:
Alles iſt darin iſolirt, Nichts haͤngt mit dem Gan-
zen zu deſſen Vortheil zuſammen; Nichts wird

*) Germanien, 1794.
**) Koͤlln und Mainz, heißt es in der Vorrede zu der
Sammlung erbaulicher Gedichte für die politiſchen
Vampyrs S. LXXXIV, wie vortheilhaft liegen ſie; aber
was ſind beyde gegen Frankfurt! — Man leſe da wei-
ter, und man wird erſtaunen über das Misverhältniß der
geiſtlichen Staaten zu den übrigen des deutſchen Staatskoͤr-
koͤrpers, und dann ſie wegwünſchen, um durch die Schuld
ihrer Vorſteher dereinſt nicht wieder in einen Krieg geneckt zu
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[342/0346] ſachen beſtaͤtigt finden, welche der Hr. von Mo- ſer, Hr. Hofrath Schnaubert, Hr. von Sar- tori und andere uͤber die Regierung der geiſtlichen Staaten, im deutſchen Reiche, ſo oft und ſo laut erhoben haben. Sie werden ſehen, daß der Ver- faſſer der „freymuͤthigen Betrachtungen eines philoſophiſchen Weltbuͤrgers uͤber wichtige Gegenſtaͤnde nach den Beduͤrfniſſen unſers Zeit- alters und des Menſchengeſchlechts“ *) recht hat, wenn er ſchreibt: „In geiſtlichen Laͤndern ſind nur Pfaffen und Adel bedeutend: alle uͤbrigen Menſchenklaſſen werden wenig oder gar nicht in Anſchlag gebracht. Daher ſind auch juſt die geiſtlichen Laͤnder an Ackerbau, Handel, Kuͤn- ſten und Wiſſenſchaften die duͤrftigſten **). — In den Prieſterlaͤndern vernichtet immer der Nach- folger, was der Vorfahrer darin aufgerichtet hat: Alles iſt darin iſolirt, Nichts haͤngt mit dem Gan- zen zu deſſen Vortheil zuſammen; Nichts wird *) Germanien, 1794. **) Koͤlln und Mainz, heißt es in der Vorrede zu der Sammlung erbaulicher Gedichte für die politiſchen Vampyrs S. LXXXIV, wie vortheilhaft liegen ſie; aber was ſind beyde gegen Frankfurt! — Man leſe da wei- ter, und man wird erſtaunen über das Misverhältniß der geiſtlichen Staaten zu den übrigen des deutſchen Staatskoͤr- koͤrpers, und dann ſie wegwünſchen, um durch die Schuld ihrer Vorſteher dereinſt nicht wieder in einen Krieg geneckt zu werden, wie der ungeheure gegen Frankreich war.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/346>, abgerufen am 22.11.2024.