mache, eine Abhandlung schreiben, welche auf ei- nen noch nicht völlig verdorbenen Menschen gewiß weit stärker wirken muß, als alle Predigten über die Ewigkeit der Höllenstrafen.
Nun aber will ich mit der Erzählung meiner Begebenheiten aufhören. Finde ich dereinst, daß ich etwas Wichtiges übergangen bin, oder schickt mir der Adjutant Meier Bemerkungen und Be- richtigungen, die der öffentlichen Bekanntmachung werth sind: so ist ein Nachtrag bald geliefert.
Mit meinen Recensenten mag ich hier nicht hadern: ich weiß, daß Mancher durch seine Lage gehindert wird, meine Schreiberey so zu würdi- gen, wie seine Einsicht es sonst wohl fodern mög- te. Ich denke an die rara temporum felicitas des Tacitus, und würde mich freuen, wenn ich nur nicht zur Unzeit oder zur Ungebühr frey heraus schrieb, was ich -- nach der Indikation der Zeit und der Begebenheiten -- empfand und dachte.
Sie aber, meine jungen Leser, Sie bitte ich recht angelegentlich, lesen Sie ja den Beschluß im zweyten Bande dieser Lebensgeschichte. Ue- berdenken Sie meine Verirrungen recht aufmerk- sam, gehen Sie auf deren Ursprung und Folge zurück; und ich bin versichert, meine Begebenhei-
mache, eine Abhandlung ſchreiben, welche auf ei- nen noch nicht voͤllig verdorbenen Menſchen gewiß weit ſtaͤrker wirken muß, als alle Predigten uͤber die Ewigkeit der Hoͤllenſtrafen.
Nun aber will ich mit der Erzaͤhlung meiner Begebenheiten aufhoͤren. Finde ich dereinſt, daß ich etwas Wichtiges uͤbergangen bin, oder ſchickt mir der Adjutant Meier Bemerkungen und Be- richtigungen, die der oͤffentlichen Bekanntmachung werth ſind: ſo iſt ein Nachtrag bald geliefert.
Mit meinen Recenſenten mag ich hier nicht hadern: ich weiß, daß Mancher durch ſeine Lage gehindert wird, meine Schreiberey ſo zu wuͤrdi- gen, wie ſeine Einſicht es ſonſt wohl fodern moͤg- te. Ich denke an die rara temporum felicitas des Tacitus, und wuͤrde mich freuen, wenn ich nur nicht zur Unzeit oder zur Ungebuͤhr frey heraus ſchrieb, was ich — nach der Indikation der Zeit und der Begebenheiten — empfand und dachte.
Sie aber, meine jungen Leſer, Sie bitte ich recht angelegentlich, leſen Sie ja den Beſchluß im zweyten Bande dieſer Lebensgeſchichte. Ue- berdenken Sie meine Verirrungen recht aufmerk- ſam, gehen Sie auf deren Urſprung und Folge zuruͤck; und ich bin verſichert, meine Begebenhei-
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mache, eine Abhandlung ſchreiben, welche auf ei-
nen noch nicht voͤllig verdorbenen Menſchen gewiß
weit ſtaͤrker wirken muß, als alle Predigten uͤber
die Ewigkeit der Hoͤllenſtrafen.
Nun aber will ich mit der Erzaͤhlung meiner
Begebenheiten aufhoͤren. Finde ich dereinſt, daß
ich etwas Wichtiges uͤbergangen bin, oder ſchickt
mir der Adjutant Meier Bemerkungen und Be-
richtigungen, die der oͤffentlichen Bekanntmachung
werth ſind: ſo iſt ein Nachtrag bald geliefert.
Mit meinen Recenſenten mag ich hier nicht
hadern: ich weiß, daß Mancher durch ſeine Lage
gehindert wird, meine Schreiberey ſo zu wuͤrdi-
gen, wie ſeine Einſicht es ſonſt wohl fodern moͤg-
te. Ich denke an die rara temporum felicitas des
Tacitus, und wuͤrde mich freuen, wenn ich
nur nicht zur Unzeit oder zur Ungebuͤhr frey
heraus ſchrieb, was ich — nach der Indikation
der Zeit und der Begebenheiten — empfand und
dachte.
Sie aber, meine jungen Leſer, Sie bitte ich
recht angelegentlich, leſen Sie ja den Beſchluß
im zweyten Bande dieſer Lebensgeſchichte. Ue-
berdenken Sie meine Verirrungen recht aufmerk-
ſam, gehen Sie auf deren Urſprung und Folge
zuruͤck; und ich bin verſichert, meine Begebenhei-
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/365>, abgerufen am 21.11.2024.
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